Polen

Römisch-katholische Kirche spricht Baby selig

Der Vatikan hat eine Erklärung zur Seligsprechung eines bei seiner Geburt verstorbenen Kindes abgegeben. Die Mutter erlitt im Moment ihrer Hinrichtung eine Frühgeburt, das Kind starb sofort. Die gesamte Familie wird am Sonntag seliggesprochen.

In dem dramatischen Fall handelt es sich um das siebte Kind des Ehepaares Josef und Wiktoria Ulma aus Polen, die 1944 von Nationalsozialisten erschossen wurden, weil sie Juden auf ihrem Bauernhof versteckt hatten.

Die Besatzer erschossen auch die sechs älteren Geschwister im Alter von eineinhalb bis acht Jahren sowie die acht Jüdinnen und Juden auf dem Bauernhof. Die gesamte Familie Ulma – also auch das ungetaufte Baby – wird am Sonntag in Markowa, dem einstigen Heimatdorf der Ulmas im Südosten Polens, seliggesprochen.

„Taufe des Blutes“

Durch das Martyrium der Eltern habe das eben erst geborene Kind die „Taufe des Blutes“ erhalten, erklärte die vatikanische Heiligsprechungsbehörde am Dienstag. Im Katechismus der katholischen Kirche steht dazu, „dass Menschen, die wegen des Glaubens den Tod erleiden, ohne vorher die Taufe empfangen zu haben, durch ihren Tod für und mit Christus getauft werden“.

Den Seligsprechungsgottesdienst am Sonntag, dem auch Polens Oberrabbiner Michael Schudrich beiwohnt, wird der Leiter der Vatikan-Behörde für Heiligsprechungen, Kardinal Marcello Semeraro, feiern. Am Nachmittag ist ein gemeinsames Gebet auf dem Friedhof geplant, auf dem die Ulmas begraben wurden.

„Gerechte unter den Völkern“

Die Familie gilt in Polen als Symbol der Hilfe für Juden und des Märtyrertums während der deutschen Besatzung. Seit 2018 ist der Jahrestag ihrer Ermordung ein nationaler Gedenktag für die polnischen Judenretter. Die israelische Gedenkstätte Jad Vaschem verlieh den Ulmas 1995 den Ehrentitel „Gerechte unter den Völkern“. Papst Franziskus hatte vergangenen Dezember ihren Märtyrertod anerkannt.