Umweltpolitik

Theologe kritisiert Kirchen für „Klimaaktivismus“

Der deutsche evangelische Theologe Christoph Markschies kritisiert die Kirchen für ihren „Klimaaktivismus“. „Die Kirche muss vermeiden, zu einer NGO (Nichtregierungsorganisation) zu werden, die primär mit politischen Zielen verbunden wird“, so Markschies.

Die Kirche müsse „vielmehr ihren spezifischen theologischen und kirchlichen Beitrag zur Lösung der Klimakrise leisten“, so der Theologe in der deutschen Zeitung „Welt“ (Montag-Ausgabe). Damit bezog sich der Präsident der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften auf den Aufruf der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), sich am Klimastreik zu beteiligen. Bischöfe der katholischen Kirche, die Markschies nicht ausdrücklich nennt, hatten ebenfalls dazu aufgerufen.

Es sei ein „Missverständnis der Orientierungsfunktion von biblischen Texten“, aus der Schöpfungsgeschichte der Bibel „direkt eine Handlungsanweisung abzuleiten“. Sie sei kein „schnurgerader Auftrag zum Klima-Aktivismus“. Die Gesellschaft brauche die Kirche nicht, um über den Klimawandel aufzuklären. Dafür gebe es die Wissenschaft. „Die Kirche hat eine viel grundlegendere Funktion“, so Markschies weiter. Sie sei ein „Angebot, realistisch mit seinem Scheitern umzugehen“ und die Menschen zu trösten und zu stärken.

Theologe sieht „unpräzise Abgrenzungen“

Die Kirche sei zwar „unvermeidbar politisch, weil eine Predigt, die nicht konkret ins Leben zielt, eine Theologie-Vorlesung wäre“, ergänzte der Theologe. Doch Kirche dürfe sich dabei nicht ideologisieren: „Das wäre ganz schlimm. Es gibt in unserer Gesellschaft aber unpräzise Abgrenzungen. So wie die Wissenschaft gelegentlich politische Optionen mit wissenschaftlicher Autorität vorträgt, trägt auch die Kirche politische Sachverhalte mit kirchlicher Autorität vor.“

Sendungshinweis

„Orientierung“ berichtete am Sonntag zum Thema „Dilemma Klimaaktivismus: Die Kirchen und die Klima-Kleber“

Auf die Frage, was er stattdessen von Kirche erwarte, antwortete Markschies: „Erstens muss sie wieder stärker den Wert der Theologie erkennen. Zweitens braucht die Kirche ein angemessenes Personal- und Kommunikationsmanagement. Und drittens muss sie fröhliches Glaubensvertrauen vermitteln.“

Kirche müsse den Menschen Zuversicht geben, gerade in Krisensituationen, fügte der 60-Jährige hinzu. So habe es sinngemäß auch der Theologe Dietrich Bonhoeffer gesagt: „Ich glaube, dass Gott mir in jeder Notlage so viel Widerstandskraft gibt, wie ich brauche.“ Genau das müsse Kirche ausstrahlen: „Und sie strahlt das an verschiedenen Orten auch aus. Es gibt großartige Gemeinden, die unglaublich viel machen. Die müssten sichtbarer werden“, so Markschies.