Vertriebene

Kirchen rufen zu Gebet und Hilfe für Bergkarabach auf

Der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz, Erzbischof Franz Lackner, und der Vorstand des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) haben am Freitag zum Gebet und zur tatkräftigen Hilfe für die Menschen in Bergkarabach beziehungsweise die Geflüchteten aufgerufen.

Beide schlossen sich dem Aufruf der Armenisch-apostolischen Kirche an, am Sonntag, 1. Oktober, einen Tag des besonderen Gebets für Bergkarabach abzuhalten."Beten wir gemeinsam für die Vertriebenen und Leidenden, beten wir für den Frieden", so Erzbischof Lackner im Namen aller katholischen Bischöfe Österreichs.

Der ÖRKÖ hielt in seiner Erklärung fest: „Wir rufen die Christinnen und Christen in Österreich auf, am kommenden Sonntag dieses Gebetsanliegen bei den Gottesdiensten und darüber hinaus besonders in ihrem Herzen zu tragen.“ Gleichzeitig verurteilen die christlichen Kirchen in Österreich die ethnischen Säuberungen in Bergkarabach.

Myronweihe verschoben

Ursprünglich sollten am 1. Oktober in Etschmiadzin in Armenien die heiligen Öle geweiht werden, die dann an alle armenischen Kirchen weltweit verteilt und bei der Sakramentenspendung verwendet werden. Angesichts der dramatischen Lage wurde die Myronweihe aber verschoben. Stattdessen wird in Armenien und in allen armenischen Kirchen in aller Welt für Berg-Karabach und seine Not leidende Bevölkerung gebetet.

Aus Bergkarabach Vertriebene in einem Lager in Kornidzor, Armenien
Reuters/Irakli Gedenidze
Aus Bergkarabach Vertriebene in einem Lager in Kornidzor, Armenien

Lackner: Christliches Erbe Artsachs erhalten

„Im Schatten des grauenvollen Krieges in der Ukraine wurde ein anderer von vielen übersehen. Nun werden wir Zeugen, wie das christliche Artsach unmittelbar davon bedroht ist, bloße Erinnerung zu werden“, warnte Erzbischof Lackner. Zehntausende Menschen seien bereits geflohen, viele konnten nur das Nötigste mit sich nehmen und stünden in Armenien vor dem Nichts. „Als Christen können und dürfen wir an dieser Katastrophe nicht teilnahmslos vorübergehen“, so der Vorsitzende der Bischofskonferenz. Die internationale Staatengemeinschaft dürfe nicht wegsehen.

Lackner: „Das christliche Erbe Artsachs, das seit den ältesten Tagen des christlichen Glaubens geformt und bewahrt wurde, muss erhalten bleiben – in Gestalt unversehrter Kirchen und Klöster, aber auch in Sicherheit lebender Menschen, die aus ihrem Glauben Kraft für diese Prüfung schöpfen.“

ÖRKÖ verurteilt ethnische Säuberungen

Der ÖRKÖ-Vorstand verurteilte in seiner Erklärung scharf die „ethnischen Säuberungen“, die derzeit im Gang seien. Zugleich dürfe man die zigtausenden Flüchtlinge aus Karabach und die Armenier, die sie aufnehmen, nicht im Stich lassen. „Wir rufen zur tatkräftigen Hilfe auf, um eine weitere humanitäre Katastrophe zu vermeiden bzw. die bestehende zu lindern“, so der ÖRKÖ-Vorstand.

Er zeigte sich in seiner Erklärung zutiefst besorgt über die aktuelle Entwicklung in der Region. Jede neue kriegerische Aggression werde unzählige weitere Tote, Verwundeten und Vertriebene mit sich bringen. Die Staatengemeinschaft müsse dem endlich mit geeigneten Mitteln ein Ende setzen.

Vandalenakte

Der ÖRKÖ verwies in seiner Erklärung auch auf erste Berichte von Vandalenakten aserbaidschanischer Soldaten gegen christliche Einrichtungen in Bergkarabach und mahnte die Respektierung der Heiligen Stätten und des kulturellen Erbes von Berg-Karabach ein: „Bergkarabach ist eine Region mit einer langen und reichen christlichen Tradition und Kultur. Diese gilt es von allen Seiten zu respektieren und zu erhalten.“

Abschließend hieß es in der ÖRKÖ-Erklärung: „Wir beten für die 120.000 Bewohner von Bergkarabach, die gerade ihre Heimat verlieren, wir beten und bitten um Frieden, wir beten zugleich um die Umkehr der Herzen, damit künftig Armenier und Aserbaidschaner in Frieden nebeneinander und miteinander leben können.“