Krieg in Nahost

Israel fordert klare Stellungnahme von christlichen Kirchen

Israel fordert die christlichen Kirchen in Jerusalem zu einer klaren Stellungnahme im aktuellen Nahostkrieg auf. Die Mitteilung von Kirchenführern von vergangenem Samstag sei „extrem enttäuschend und frustrierend“.

Das schrieb die israelische Botschaft am Heiligen Stuhl am Montag laut Kathpress auf X (vormals Twitter). Die Stellungnahme leide unter einer „unmoralischen sprachlichen Zweideutigkeit“. „Bei der Lektüre kann man nicht verstehen, was passiert ist, wer die Aggressoren und wer die Opfer waren“, so die diplomatische Vertretung beim Vatikan.

Der Angriff der radikalislamischen Hamas auf Israel müsse verurteilt, die Täter genannt und das Grundrecht Israels auf Selbstverteidigung anerkannt werden, hieß weiter es in dem Tweet. Die Botschaft erinnerte auch an das Schweigen von Papst Pius XII. (1939–1958) angesichts der Ermordung von Jüdinnen und Juden im Dritten Reich. Man habe den Eindruck, dass da jemand Jahrzehnte später noch immer nicht die Lektion aus diesem dunklen Kapitel gelernt habe.

„Anhaltender politischer Konflikt“

Am Samstag hatte das Lateinische Patriarchat von Jerusalem, eine Teilkirche der römisch-katholischen Kirche, eine gemeinsame Stellungnahme mit weiteren Kirchenführern im Heiligen Land veröffentlicht. Das Heilige Land werde derzeit von Gewalt und Leid geprägt, heißt es darin. Als Grund wird ein „anhaltender politischer Konflikt und das beklagenswerte Fehlen von Gerechtigkeit und Achtung der Menschenrechte“ genannt. Zugleich verurteilte die Erklärung „alle Gewaltakte gegen Zivilisten unabhängig von ihrer Nationalität, Volkszugehörigkeit oder Religion.“

Pierbattista Pizzaballa (Mitte), lateinischer Patriarch von Jerusalem, Palmsonntag,  April 2, 2023
APA/AFP/Ahmad Gharabli
Pierbattista Pizzaballa (Mitte), lateinischer Patriarch von Jerusalem, Palmsonntag, April 2, 2023

Der Botschafter Israels beim Heiligen Stuhl, Raphael Schutz, sagte am Montag in einem Interview mit der Portal OSV News, es sei wichtig, dass religiöse Führer und der Heilige Stuhl die „Solidarität mit Israel und die Anerkennung dessen Rechts auf Selbstverteidigung deutlicher zum Ausdruck bringen“ statt auf jene Weise, mit der es die christlichen Kirchenführer des Heiligen Landes in ihrer Erklärung vom Samstag getan hätten.

Vergleich zu Reaktion auf andere Terrorakte

Angesichts des Ausmaßes der Gräueltaten stelle sich für ihn die Frage, ob die gewählte sprachliche Formulierung für eine angemessene Reaktion ausreichend sei, so der israelische Botschafter. Schutz zog einen Vergleich zur Reaktion auf andere weltweite Terrorakte.

Geschähen diese in Pakistan, Nigeria oder anderswo, würden sie „zurecht als die abscheulichen Verbrechen wahrgenommen, die sie sind“. Nur wenn sich Gräueltaten gegen Israelis richten, „versuchen einige, sie mit dem falschen Vorwand des Konflikts zu erklären, zu verstehen oder sogar zu rechtfertigen“.

Wer das Kriegsverbrechen des Hamas-Angriffs auf Israel mit „rationalen, in einem Territorialkonflikt verankerten Erklärungen“ rechtfertigen wolle, liege falsch. „Das hat nichts mit den Grenzen Israels zu tun; es hat mit der Existenz Israels zu tun“, so der Botschafter.

„Katastrophe biblischen Ausmaßes“

Den Hamas-Angriff beschrieb Schutz als „Katastrophe biblischen Ausmaßes“, die ein „nationales Trauma“ hinterlassen habe. Nie seit der Gründung Israels seien derart viele Menschen getötet worden, wie seit dem 7. Oktober. Der Angriff stelle auch ein „gewaltiges Geheimdienstversagen“ Israels dar, bekannte der Botschafter.

Dennoch solle die Frage, wie es genau dazu kommen konnte, erst zu einem späteren Zeitpunkt gestellt werden. „Im Moment glaube ich, dass wir in Israel natürlich kämpfen müssen, um die Kontrolle über unser Territorium zurückzugewinnen und die Hamas und den islamistischen Dschihad so zu bestrafen, dass sie es bereuen werden“, so der Diplomat.

Patriarch von Jerusalem in Italien

Indessen ist am Montag der lateinische Patriarch von Jerusalem, Kardinal Pierbattista Pizzaballa, aus seiner italienischen Heimat nach Jerusalem zurückgekehrt, teilte das Patriarchat am Montagabend (Ortszeit) im Netzwerk X mit. Ein Foto zeigt Pizzaballa im Kreis von Priestern, Ordensfrauen und weiteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

Pizzaballa (58) stammt aus der Provinz Bergamo in der Lombardei. Papst Franziskus hatte ihn am 30. September zum Kardinal befördert. Er ist der erste römisch-katholische Kardinal in Jerusalem. In der Woche nach seiner Kardinalsernennung hatte Pizzaballa verschiedene Orte seiner lombardischen Heimat besucht und dort Gottesdienste gefeiert. Pizzaballa ist einer der höchstrangigen Vertreter der christlichen Minderheit im Heiligen Land und lebt seit drei Jahrzehnten in Jerusalem.