Krieg in Nahost

Österreich gedenkt der Opfer des Terrors in Israel

Unter dem Motto „#standwithisrael“ wurde am Mittwochabend auf dem Ballhausplatz in Wien der von der Hamas Ermordeten in Israel gedacht und für die Genesung der Verletzten sowie die sichere Rückkehr der Verschleppten gebetet. Eingeladen hatte die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) Wien.

Für die österreichische Bischofskonferenz nahm der Wiener Weihbischof Stephan Turnovszky an der Gedenkveranstaltung teil. Weiters waren kirchlicherseits unter anderen auch Caritas-Präsident Michael Landau und der Wiener Bischofsvikar für die Orden, Gerwin Komma, gekommen.

Seitens der Politik zeigten sich Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka, Bundeskanzler Karl Nehammer (beide ÖVP), Vizekanzler Werner Kogler (Grüne), Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) sowie NEOS-Klubobfrau Beate Meinl-Reisinger mit Redebeiträgen solidarisch. Eröffnet wurde die Gedenkveranstaltung mit einem Gebet von Oberrabbiner Jaron Engelmayer.

Plädoyer für respektvolle Gesprächskultur

Turnovszky vertrat den Bischofskonferenz-Vorsitzenden, Erzbischof Franz Lackner, sowie Kardinal Christoph Schönborn, die sich derzeit beide bei der Weltsynode in Rom befinden. Auch der stellvertretende Vorsitzende, Bischof Manfred Scheuer, hält sich derzeit im Ausland auf. Turnovszky verurteilte am Rande des Gedenkens gegenüber Kathpress einmal mehr die abscheulichen Terroranschläge und sprach den Opfern, Angehörigen und allen Trauernden sein Mitgefühl und seine Verbundenheit aus. Er sei zutiefst erschüttert, so Turnovszky.

Gedenken der IKG in Wien
APA/Eva Manhart
Gedenkveranstaltung der IKG in Wien

Angesichts der zahlreichen Kriege und Konflikte, die es derzeit auf der Welt gibt, rief der Bischof dazu auf, nicht zu verzagen. Jeder können ein klein wenig zur Verbesserung beitragen. "Pflegen wir eine neue, respektvolle Gesprächskultur untereinander und begegnen wir einander mit Wertschätzung, so ein Wunsch des Bischofs. Seine Anteilnahme gelte in diesem Sinne allen Opfern.

Landau: Für Frieden beten

Auch Caritas Präsident Michael Landau fand sich bei der Gedenkveranstaltung am Mittwoch am Wiener Ballhausplatz ein. Er hielt gegenüber Kathpress fest: „Es geht für mich jetzt darum, der Opfer dieser terroristischen Angriffe zu gedenken – derer, die ihr Leben lassen mussten, jener, die verschleppt wurden und all jener, die jetzt unter den Folgen dieses Konfliktes leiden.“

Er fühle sich Israel und der Region auch aufgrund seiner eigenen Familiengeschichte sehr verbunden, „und ich weiß zugleich um das Leid und die Verzweiflung so vieler Menschen ob der gegenwärtigen dramatischen Lage. Es ist für mich deshalb vor allem ein Moment, in dem ich der Opfer und ihrer Angehörigen gedenken und auch für den Frieden beten möchte“, so Landau.

Van der Bellen: „Nicht schweigen“

„Wir stehen in diesen schweren Zeiten an Israels Seite.“ Das ließ Bundespräsident Alexander van der Bellen am Mittwoch im Rahmen der Gedenkveranstaltung wissen. In einer von der Schauspielerin Mercedes Echerer vorgetragenen Botschaft erklärte Van der Bedllen zudem: „Kein politisches Anliegen rechtfertigt solche Verbrechen.“

„Wir dürfen nicht schweigen, wenn erneut Juden zum Opfer fallen. Die ganze Welt, jede Institution und jeder Staat, muss Einfluss nehmen, um die Gewalt zu beenden. Alle Geiseln sind sofort freizulassen – Menschen dürfen nicht als Faustpfand missbraucht werden“, betonte das Staatsoberhaupt, das laut Veranstaltern krankheitsbedingt nicht selbst teilnehmen konnte.

Brutal seien etwa tausend Menschen ermordet worden, darunter viele Frauen und Kinder, erinnerte Van der Bellen. „Ein Pogrom von unfassbarem Ausmaß entfaltet sich vor unseren Augen. Die Terroristen filmen diese Gräueltaten und stellen sie triumphierend ins Netz.“ Bei den Gräueltaten durch Hamas-Terroristen, die bisher unvorstellbar erschienen seien, handle sich um „reinen Hass“, so der Bundespräsident in seiner Stellungnahme im Rahmen des IKG-Gedenkens.

Israel als Land und „Zufluchtsort“

Israel sei für viele Juden „nicht nur ein Land“, ließ der Bundespräsident verlauten. „Es ist mehr als das – nach dem Holocaust ein Zufluchtsort. Ein Garant dafür, dass Juden nie wieder verfolgt werden.“ „Niemals wieder“ gelte weiterhin, auch angesichts dieser Tragödien. Viele Juden und Jüdinnen in Österreich würden trauern oder um Verwandte und Freunde in Israel bangen, hielt Van der Bellen fest. „Mein tief empfundenes Mitgefühl gilt Ihnen.“

IKG-Präsident Oskar Deutsch schilderte zu Beginn des Gedenkens einige der zahlreichen Schicksale von Menschen, die den Angriffen zum Opfer fielen. „Die Bestialität ist grenzenlos“, sagte Deutsch. Der IKG-Präsident verwies auf den Fall eines Österreichers, der ebenfalls bei den Angriffen getötet wurde. Denn gerade österreichische Jüdinnen und Juden hätten eine besondere Beziehung zu Israel, so Deutsch.

Deutsch: „Wie lange noch?“

Israel sei die spirituelle Heimat des Judentums. „Wir sind Österreicher und tragen Israel im Herzen.“ Nun müsse dafür gesorgt werden, dass ein Massaker wie am Samstag nie wieder geschehe, hieß es von ihm. Deutsch bedanke sich bei allen Sicherheitskräften für das Ermöglichen der Veranstaltung, kritisierte jedoch auch, dass Jüdinnen und Juden weltweit nach wie vor vor Angriffen geschützt werden müssten. „Wie lange noch?“, fragte er.