Papst Franziskus
Reuters/Vatican Media
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Krieg in Nahost

Gazastreifen: Papst fordert humanitäre Korridore

Papst Franziskus hat die Einrichtung von humanitären Korridoren für die Bevölkerung im Gazastreifen gefordert. „Das humanitäre Recht muss eingehalten werden, insbesondere im Gazastreifen, wo es dringend notwendig ist, humanitäre Korridore zu gewährleisten und der Bevölkerung zu helfen“, sagte der Papst am Sonntag auf dem Petersplatz.

Es müsse sichergestellt werden, „dass Kinder, Kranke, ältere Menschen, Frauen und alle Zivilisten nicht dem Konflikt zum Opfer fallen“, so das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche. „Es hat bereits so viele Tote gegeben, bitte lasst uns nicht noch mehr unschuldiges Blut vergießen, nicht im Heiligen Land, nicht in der Ukraine und auch sonst nirgendwo“, fügte Papst Franziskus hinzu. Er rief zudem die radikalislamische Hamas auf, alle Geiseln freizulassen.

Die Hamas hatte am Samstag vergangener Woche einen Großangriff auf Israel gestartet. Sie feuerte tausende Raketen ab und drang mit hunderten Kämpfern nach Israel ein. Hamas-Kämpfer richteten in mehreren Orten in Südisrael ein Blutbad an und töteten mehr als 1.300 Menschen. Zudem verschleppte sie nach israelischen Angaben mindestens 126 Menschen in den Gazastreifen, wie die Nachrichtenagentur AFP am Sonntag berichtete.

Lieferungen von Lebensmitteln gestoppt

Als Reaktion nahm die israelische Armee den Gazastreifen unter Dauerbeschuss und riegelte das Palästinensergebiet vollständig ab. Die Lieferung von Treibstoff, Lebensmitteln und Trinkwasser wurde gestoppt. Nach palästinensischen Angaben wurden in dem Küstenstreifen seither mehr als 2.300 Menschen getötet und mehr als 9.000 verletzt.

Bodenoffensive vorbereitet

Die israelische Armee hat inzwischen ihre Vorbereitungen für eine Bodenoffensive im Gazastreifen getroffen, Panzer, Soldaten und schweres Gerät wurden an der Grenze zu dem Palästinensergebiet zusammengezogen.

Am Freitag hatte die israelische Armee rund 1,1 Millionen Zivilistinnen und Zivilisten im Norden des Gazastreifens aufgefordert, das Gebiet Richtung Süden zu verlassen. Seither wurden täglich Zeitfenster verkündet, während derer Israel bestimmt Routen aus dem nördlichen Gazastreifen nicht beschießt, um Bewohnern eine sichere Flucht zu ermöglichen.

Papst befürchtet Freunde unter Opfern

Papst Franziskus befürchtet laut APA, dass sich argentinische Freunde unter den Hamas-Opfern befinden. Das sagte er am Samstagabend in einem Telefongespräch mit dem israelischen Journalisten und Freund Enrique Cymerman. Dieser hatte dem Papst berichtet, dass sich viele Argentinier unter den Opfern des Hamas-Anschlags in Israel befinden und zwar unter den Verletzten, den Toten und den Geiseln.

Der Papst erklärte sich bereit, entsprechend einer Bitte Cymermans die Familien der israelisch-argentinischen Geiseln zu treffen, weil das „eine große Unterstützung“ für sie wäre. Der Journalist hat das Video des Telefonats mit dem Papst in Social Media veröffentlicht. Im Gespräch mit dem Journalisten, den er schon seit längerer Zeit kennt, äußerte sich Franziskus besorgt über den Krieg. Er habe auch seine Solidarität mit dem israelischen Volk ausgedrückt.

Staatssekretär sprach mit palästinensischem Premier

Der vatikanische Staatssekretär, Kardinal Pietro Parolin, telefonierte am Samstag mit dem palästinensischen Premierminister Mohammad Shtayyeh. Wie der Vatikan mitteilte, drückte Parolin seine Trauer und die des Heiligen Stuhls über die Geschehnisse in den Palästinensergebieten und insbesondere in Gaza aus.

Es sei „unbedingt notwendig, die volle Einhaltung des humanitären Rechts zu gewährleisten und sicherzustellen, dass die Zivilbevölkerung, insbesondere die Schwächsten, die Gesundheitseinrichtungen und die Kultstätten nicht durch den Konflikt beeinträchtigt werden“, betonte der Vertreter des Vatikan.