Synodenaula mit 35 runden Tischen in der Audienzhalle des Vatikans
Reuters/Remo Casilli
Reuters/Remo Casilli
WELT-BISCHOFSSYNODE

Weltsynode ohne konkrete Beschlüsse

Ohne konkrete Reformforderungen sind nach fast vier Wochen die Beratungen der katholischen Weltsynode in Rom zu Ende gegangen. Die etwa 350 Bischöfe und katholischen Laien verabschiedeten mit Zwei-Drittel-Mehrheit eine Abschlusserklärung, die in strittigen Punkten eher vage blieb.

Der Koordinator der Synode, Erzbischof Jean-Claude Hollerich aus Luxemburg, zeigte sich trotzdem zufrieden: „Es lag auf der Hand, dass einige Thesen auf Widerstand stoßen. Der Widerstand ist nicht so groß, wie wir erwartet haben.“

Der Text soll gemeinsame Sichtweisen in der weltkirchlichen Debatte um einen neuen kirchlichen Leitungsstil sowie Vorschläge und offene Fragen für den weiteren Prozess festhalten. Im Oktober 2024 gibt es eine weitere Versammlung der Synode in Rom.

Grundlagen für mögliche Kirchenreformen beschlossen

Beschlossen wurden die Grundlagen für mögliche künftige Kirchenreformen. Die 346 abstimmenden Teilnehmer stimmten mit einer sehr breiten Mehrheit für die Prüfung theologischer und kirchenrechtlicher Veränderungen, die in einem nächsten Schritt konkrete Reformen ermöglichen.

Eine Frage, die besonders viele Gläubige umtreibt, ist die Rolle der Frau in der katholischen Kirche. Frauen dürfen dort nicht Priester werden. Seit längerem wird darüber diskutiert, ob sie zu einer Vorstufe – dem Diakonat – zugelassen werden sollten. In der Erklärung heißt es dazu, es seien „unterschiedliche Positionen zum Zugang von Frauen zum Diakonat geäußert“ worden. Zudem regt die Synode an, die theologische Forschung fortzusetzen und „wenn möglich“ in einem Jahr Ergebnisse vorzulegen.

Weltsynode in Rom
APA/AP/Gregorio Borgia

Unkonkrete Formulierungen zum Thema Homosexualität

Auch die Formulierungen zum Thema Homosexualität sind unkonkret. Es heißt dazu, einige Fragen „wie diejenigen im Zusammenhang mit Geschlechtsidentität und sexueller Orientierung“ seien umstritten. Man müsse sich bei der Beschäftigung damit Zeit nehmen, „ohne einfachen Urteilen nachzugeben“.

Was die vielen Missbrauchsskandale in der Kirche betrifft, betonte die Synode die Bedeutung von Transparenz und die Einhaltung von Maßnahmen zum Schutz von Minderjährigen und schutzbedürftigen Personen. Auch eine stärkere Kontrolle der Bischöfe von außen wird in Erwägung gezogen.

Erstmals waren bei einer solchen Synode die Bischöfe nicht mehr unter sich. Weiterhin stellten sie die große Mehrheit, doch durften auch etwa 70 Nichtkleriker dabei sein, unter ihnen 54 Frauen. Dass sie gleichberechtigt mit den Bischöfen an runden Tischen zusammensaßen und genau so viel Redezeit bekamen wie die männlichen Oberhirten, wurde von Beobachtern als eigentliche Fortschritt des Treffens gewertet.

„Beste Synode“ für Schönborn

Kardinal Christoph Schönborn bezeichnete die Versammlung im Interview für die „Presse am Sonntag“ als „wie jede Synode anstrengend, aber es war bei Weitem die beste Synode, die ich seit fast 40 Jahren erlebt habe“.

Kardinal Christoph Schönborn
APA/Barbara Gindl

Ihm sei „bewusst geworden, dass das Zentrum der Kirche sich von Europa weg verlagert. Die europäischen Bischöfe und auch Laienvertreter waren nicht mehr die Mehrheit. Die Mehrheit ist eindeutig im Süden.“ Und er betonte: „Das wichtigste Ergebnis ist die Synode selbst.“

Unterschiedliche Vorbereitungen der Konferenzen

Die anderen kontinentalen Bischofskonferenzen hätten die Synode „unvergleichlich besser vorbereitet als wir mit unserer europäischen Bischofskonferenz. Polemisch formuliert, und es wird nicht alle freuen: Die ist eine lahme Ente“, erklärte Schönborn. "Uns in der europäischen Bischofskonferenz ist es nicht gelungen, auch nur ein einziges Wort zur Flüchtlingsfrage gemeinsam zustande zu bringen.

Das ist eine wirkliche Schande." Der deutsche Synodale Weg dagegen stand laut Schönborn nicht im Mittelpunkt der Gespräche, sondern war „unter ferner liefen“. Die Anwesenheit von Laien beurteilte der Kardinal als „äußerst positiv, wohltuend, belebend, erfrischend, direkt und offen. Es hat uns allen sehr gutgetan“.

Lackner sieht wichtigen Schritt

Die erste Versammlung der Weltsynode sei ein weiterer Zwischenschritt im mehrjährigen synodalen Prozess der katholischen Kirche, sagte der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz, Franz Lackner, in einem Interview für das Ö1-Mittagsjournal (Samstag).

Der Salzburger Erzbischof betonte, man habe erst die Hälfte eines Marathons absolviert. „Wir sind mittendrin. Wenn mich beim Marathon jemand nach 15 Kilometern fragt ‚Wie war es denn?‘, dann sage ich: ‚Bitte, nach 42 Kilometern.‘“

Lackner, der in den vergangenen vier Wochen zum ersten Mal an einer Bischofssynode in Rom teilnahm, beschrieb die Versammlung von Kirchenleuten aus allen Regionen der Welt im ORF-Gespräch als „einzigartiges Erlebnis“. Dass in der Versammlung gestritten worden sei, verneinte der Salzburger Erzbischof auf Nachfrage. Bei der Synode sei „viel angesprochen worden, es hat keine Redeverbote gegeben“, berichtete Lackner in Rom auch gegenüber der Nachrichtenagentur Kathpress (Samstag).

Fortsetzung im kommenden Jahr

Auf das Bild eines Marathons griff auch der Präsident der Katholischen Aktion Österreich (KAÖ), Ferdinand Kaineder, am Wochenende in einem ersten kurzen Resümee zu der Synodenversammlung zurück. Erwartungen zu konkreten Beschlüssen seien nicht erfüllt worden. „Aber dafür wird es den Marathon zwei nächstes Jahr geben“, verwies Kaineder in einem Video auf der Plattform Instagram auf die für Herbst 2024 geplante zweite Versammlung der Synode im Vatikan.

„Ich denke, dass wir einmal froh sein müssen, dass die verschiedenen Pole, Sichtweisen und territorial ausgeprägten Formen von Kirche zumindest einmal an einem runden Tisch sitzen und einander zugehört haben“, sagte der Präsident der Katholischen Aktion Österreich.