Abschlussgottesdienst der Synode
APA/AFP/TIZIANA FABI
APA/AFP/TIZIANA FABI
Welt-Bischofssynode

Papst-Messe zum Abschluss der Weltsynode

Papst Franziskus hat am Sonntag im Petersdom die Messe zum Abschluss der Generalversammlung der Bischofssynode zelebriert. Gemeinsam mit dem Papst konzelebrierten 380 Kardinäle, Patriarchen, Bischöfe und Priester, die alle Mitglieder der Synode sind, die Liturgie.

Die Synodenteilnehmer hatten am Samstagabend über das Synthese-Dokument abgestimmt. In seiner Predigt sprach der Papst von der Mission der Kirche, die „mit offenen Türen ein Hafen der Barmherzigkeit“ sein solle. Die Kirche dürfe niemals ein „gutes Führungszeugnis“ verlangen, sondern alle Menschen annehmen.

„Wir haben einander während der Synode zugehört, und vor allem haben wir durch die reiche Vielfalt unserer Geschichten und Empfindungen hindurch auf den Heiligen Geist gehört. Heute sehen wir noch nicht die volle Frucht dieses Prozesses, aber wir können mit Weitsicht auf den Horizont blicken, der sich vor uns auftut: Der Herr wird uns leiten und uns helfen, eine missionarischere Kirche zu sein, die den Frauen und Männern unserer Zeit dient und hinausgeht, um allen die tröstliche Freude des Evangeliums zu bringen“, so der Papst.

Papst Franziskus beim Abschlussgottesdienst der Synode
APA/AFP/TIZIANA FABI
Papst Franziskus

Fürbitte aus Österreich

An der Feier im Petersdom nahmen zahlreiche Kardinäle, Bischöfe, Priester, Ordensleute und Laiendelegierte der Weltsynode teil. Unter ihnen waren laut Kathpress aus Österreich auch Kardinal Christoph Schönborn und der Bischofskonferenz-Vorsitzende und Salzburger Erzbischof Franz Lackner.

Die Linzer Pastoraltheologin Klara-Antonia Csiszar sprach bei der Papst-Messe eine der Fürbitten. Die Theologieprofessorin hatte seit Anfang Oktober die im Vatikan tagende Synoden-Versammlung als theologische Expertin begleitet.

Eines der wichtigsten Projekte des Papstes

Die Weltsynode gilt als eines der wichtigsten Projekte des Papstes. Am Samstagabend war ein abschließendes Synthesepapier mit Eckpunkten der vierwöchigen Beratungen verabschiedet worden. In dem Text werden unter anderem neue kirchliche Beratungsstrukturen, eine Dezentralisierung der gesamten Kirche und Änderungen im Kirchenrecht vorgeschlagen.

Auf der Grundlage des Textes sind weitere Beratungen vorgesehen, die im Oktober 2024 mit einer weiteren Session der Weltsynode in Rom abgeschlossen werden sollen. Die Pastoraltheologin Regina Polak, die den Synodenprozess schon lange begleitet, analysierte am Sonntag im ORF-Religionsmagazin Orientierung die Ergebnisse.

Pastoraltheologin zur Weltsynode

Pastoraltheologin Regina Polak spricht zu den Inhalten der der katholischen Weltsynode.

Mit dem am Samstagabend mit überwältigender Mehrheit beschlossenen Synthesepapier liege eine Roadmap für die Kirche für die Zeit bis zur nächsten Synode im Herbst 2024 „und weit darüber hinaus“ vor, sagte Kardinal Schönborn am Samstagabend im Gespräch mit österreichischen Medienvertretern in Rom laut Kathpress.

Er nehme aber von der Synode nicht zuerst ein Papier, sondern vor allem die Erfahrung eines Miteinanders mit nach Hause, wie er es „schon lange in der Kirche nicht erlebt habe“, betonte der Kardinal. Und diese Erfahrung von einer synodalen Kirche wolle er weitergeben.

Kardinal Christoph Schönborn
Kathpress/Paul Wuthe
Kardinal Christoph Schönborn

Wichtige Bedeutung von Frauen in Synodenversammlung

Schönborn hob auch noch einmal die wichtige Bedeutung der neuen Präsenz von Frauen in der Synodenversammlung hervor. Das habe die Beratungen sehr geprägt und „macht einen ganz großen Unterschied“.

Zur gemeinsamen Weiterarbeit am synodalen Prozess auch in Österreich rief der Salzburger Erzbischof auf: Er wolle versuchen, etwas von der Dynamik und der positiven Stimmung der Synodenversammlung im Vatikan weiterzugeben, sagte der Bischofskonferenz-Vorsitzende in der Nacht auf Sonntag im Gespräch mit Medienvertretern in Rom laut Kathpress.

Bereits in der kommenden Woche werde er das heimische Synodenteam treffen, und auch bei der bevorstehenden Herbstvollversammlung der Österreichischen Bischofskonferenz werde über die Ergebnisse der Weltsynode gesprochen werden, kündigte Lackner an.

Reformen nach „40 Jahren Stillstand“

„Mit dieser Synodenversammlung sind Wege in Richtung echter Reformen geöffnet worden, und das ist im Blick auf den Reformstillstand der vergangenen mehr als 40 Jahre in der katholischen Kirche einiges“, unterstrich die Katholische Aktion Österreich (KAÖ) in einer der APA übermittelten Stellungnahme.

Auch wenn noch keine konkreten Beschlüsse gefasst worden seien, so seien „die Reformthemen, Reformvorschläge und auch die Bedenken dagegen im Schlusspapier benannt“, und darauf lasse sich weiterbauen, so das KAÖ-Präsidiumsteam Ferdinand Kaineder, Brigitte Knell und Katharina Renner.

Hohe Erwartungen an Bischofskonferenz

Die ganze Konzentration und Kraft müsse nun der Weiterarbeit an den Reformthemen gelten, „auch hier in Österreich“. Die Katholische Aktion bringe sich hier ein und erwarte von der bevorstehenden Vollsammlung der Bischofskonferenz entsprechende Schritte, „die eine gemeinsame und umfassende Weiterarbeit an den Synodenthemen unter Einbeziehung der Laien bis zur nächsten Synodenversammlung in Rom im Herbst 2024 ermöglichen“.

Auch die Reformbewegung Wir sind Kirche bewertete die Ergebnisse der Beratungen der Weltsynode positiv. Alle drängenden Fragen seien nun auf dem Tisch, hieß es am Sonntag laut der Deutschen Presse-Agentur (dpa) in einer Mitteilung.

Nun müsse der von Papst Franziskus initiierte Reformprozess auf allen Ebenen weitergehen. „Kontroversen und Spannungen gehören unweigerlich dazu angesichts des immensen Reformstaus, in dem sich die römisch-katholische Weltkirche befindet. Trotz der noch sehr starken Männer- und Klerikerlastigkeit hat sich in den knapp vier Wochen eine zukunftsgerichtete Dynamik entwickelt.“