Eine Laterne mit brennender Kerze auf einem Friedhof
APA/Alex Halada
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Feiertag

Allerheiligen: Fest der unbekannten Heiligen

Rund um Allerheiligen am 1. November gedenken viele christliche Gläubige traditionell ihrer Verstorbenen. Ein Teil der Bevölkerung nützt den Feiertag zum Friedhofsbesuch. Eigentlich gilt der Tag aber den unbekannten Heiligen und erst der 2. November als Allerseelentag.

An dem Hochfest wird – wie der Name bereits sagt – der Heiligen der katholischen Kirche gedacht. Besonders sollen an dem Tag jene Heiligen in den Mittelpunkt gerückt werden, derer nicht durch eigene Feiertage im Jahreskreis gedacht wird und welche nicht im alltäglichen Bewusstsein präsent sind.

Hintergrund ist hier die Lehre, wonach jeder Gläubige zur Heiligkeit berufen ist. Früher wurde Allerheiligen nach Pfingsten begangen; in manchen orthodoxen Kirchen ist das nach wie vor so. Die liturgische Farbe ist weiß und zum Evangelium werden die Seligpreisungen aus der Bergpredigt gelesen. Das Fest hat seinen Ursprung im 4. Jahrhundert in der Osthälfte des Römischen Reiches. Es fasst alle Heiligen, Märtyrer und Apostel an einem einzigen Festtag zusammen – deshalb „Allerheiligen“.

Den Weg der „Heiligkeit“ gehen

Im Zuge der Christenverfolgungen war die Zahl der Märtyrer rasant angestiegen, sodass es ratsam erschien, einen Festtag für all jene Heiligen einzuführen, denen im kirchlichen Kalender kein eigener Gedenktag eingeräumt werden konnte. Ende des 8. Jahrhunderts verbreitete sich das Fest von Frankreich aus auf die gesamte Westkirche. Papst Gregor IV. legte Allerheiligen 835 dann auf den 1. November fest.

Eine Engelsfigur auf einem Grabstein
APA/Barbara Gindl
Allerheiligen und Allerseelen symbolisieren eine Verbindung zwischen den Lebenden und den Toten

Theologisch steht das Fest in engem Bezug zu Ostern und der Auferstehung der Toten, da die Heiligen laut christlicher Überzeugung bereits in Gemeinschaft mit Gott stehen und die „Kirche des Himmels“ bilden. Den Gläubigen soll das Gedenken Motivation sein, das eigene Leben intensiver im Sinne des Evangeliums zu leben und so einen Weg der „Heiligkeit“ zu gehen. Allerheiligen ist in vielen Ländern ein gesetzlicher Feiertag.

Totengedenken zu Allerseelen

Allerseelen am 2. November ist in Österreich zwar kein gesetzlicher Feiertag, es findet jedoch an den öffentlichen Schulen kein Unterricht statt und an einigen Universitäten ist der Tag vorlesungsfrei. An dem Tag wird in der katholischen Kirche das Gedächtnis für die Verstorbenen begangen. In der evangelischen Kirche wird der Verstorbenen am Totensonntag oder Ewigkeitssonntag (letzter Sonntag vor dem Ersten Advent) gedacht. Die liturgische Farbe dieses Festes ist violett.

Die Wurzeln von Allerseelen gehen zurück auf das Jahr 998, in dem der Abt des französischen Benediktinerklosters Cluny, Odilo von Cluny, den Tag als Gedenktag für alle verstorbenen Gläubigen in seinem Kloster festgelegt hatte. Christliche Feste zum Totengedenken gibt es allerdings bereits seit dem 2. Jahrhundert. Die offizielle Festsetzung des Gedenktages erfolgte erst spät – im Jahr 1915 durch Papst Benedikt XV.

Verbindung zwischen Lebenden und Toten

Dass sich das Totengedenken mehr und mehr auf den Allerheiligentag verschoben hat, hat vor allem pragmatische Gründe, schließlich ist Allerheiligen ein gesetzlicher Feiertag. Aber auch theologisch stehen beide Feste in einem engen Zusammenhang. So gründen Allerheiligen und Allerseelen in der christlichen Überzeugung, dass durch Jesus Christus eine Verbindung zwischen den Lebenden und den Toten besteht. Der Blick weitet sich vom irdischen Leben hin zur himmlischen Vollendung.

Zwei Leute gehen auf einem Friedhof
APA/Max Slovencik
Viele Menschen besuchen zu Allerheiligen oder Allerseelen Friedhöfe

Friedhofsbesuche an beiden Tagen

Traditionell besuchen viele Menschen an diesen beiden Tagen ihre Verstorbenen am Friedhof, schmücken die Gräber mit Blumen, zünden Lichter an und beten für sie. Nachmittags finden zu Allerheiligen in vielen Pfarren auch Gräberumgänge und Gräbersegnungen statt. Ein beliebter Brauch ist auch der Allerheiligenstriezel oder der Allerheiligenzopf, eine symbolische Form der Seelenspeisung. Das süße Germgebäck wird meist zu Allerseelen verschenkt.

In einigen Regionen Österreichs wird dieser Tag auch „Godntag“ oder „Godltag“ genannt, da manche Paten oder Patinnen ihrem Patenkind einen Allerheiligenstriezel schenken.

Ein Kürbis mit ausgeschnittenem Gesicht und brennender Kerze innen
APA/Georg Hochmuth
Kirchlicherseits gibt es immer wieder Kritik an der kommerzialisierten Form von Halloween

Konkurrenz Halloween?

Am Vorabend des Allerheiligenfestes, dem 31. Oktober, wurde in den Vereinigten Staaten und vielen Ländern Europas „Halloween“ (von „All Hallows Eve“) gefeiert. In der heutigen, aus Nordamerika zurückgekommenen Form, hat es eine stark kommerzialisierte und säkularisierte Form angenommen, was kirchlicherseits immer wieder kritisiert wird.

Österreichweit wird seit 2005 am Tag vor Allerheiligen von katholischen Organisationen daher die „Nacht der 1.000 Lichter“ organisiert, bei der kirchliche Orte mit Kerzenlicht versehen werden. Die besinnliche Einstimmung auf die Feiertage wurde von der katholischen Jugend in Tirol entwickelt. Als weitere Alternative laden immer mehr Pfarren am 31. Oktober zu „Santosanti“-Feiern ein, bei denen sich Kinder als Heiligengestalten verkleiden.