Antisemitismus

Entsetzen über Angriff auf jüdischen Friedhof

Der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn hat den Anschlag auf die jüdische Zeremonienhalle auf dem Wiener Zentralfriedhof verurteilt. Dieser sei erschreckend, insbesondere „so knapp vor dem 3. Jahrestag der Terrornacht vom 2. 11. 2020“.

Das schrieb Schönborn am Mittwoch auf Twitter (X). „Mir ist das hohe Maß an Solidarität und Mitgefühl unvergesslich, das damals sichtbar wurde. Ich hoffe und bete, dass uns das auch in diesen Tagen gelingt“, so der Wiener Erzbischof.

In der Nacht auf Mittwoch wurde ein Brand im jüdischen Teil des Zentralfriedhofs gelegt. Zudem wurden die Außenmauern mit Hakenkreuzen beschmiert. Der Brand war am Mittwochmorgen bereits von selbst erloschen. Der Verfassungsschutz hat Ermittlungen aufgenommen – mehr dazu in Jüdischer Friedhof in Brand gesetzt.

Antisemitismusmeldestelle prüft

„Im ausgebrannten Raum befanden sich sehr wertvolle, alte Bücher und ein Thoraschrein ohne Thorarollen. Alles zerstört. Es ist einer von 165 bestätigten antisemitischen Vorfällen seit dem Massaker am 7. Oktober“, schrieb der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG), Oskar Deutsch, auf Twitter (X). Dutzende Vorfälle würden noch von der Antisemitismusmeldestelle der IKG geprüft werden.

Jüdischer Friedhof in Brand gesetzt

In der Nacht auf Mittwoch dürfte ein Brand im jüdischen Teil des Zentralfriedhofs gelegt worden sein. Zudem wurden die Außenmauern mit Hakenkreuzen beschmiert. Der Brand war am Mittwochmorgen bereits von selbst erloschen. Der Verfassungsschutz hat Ermittlungen aufgenommen.

„Die Schändung von jüdischen Friedhöfen ist eine der feigsten und widerwärtigsten Formen von antisemitischer Gewalt“, kritisierte Gemeinderabbiner Schlomo Hofmeister. „Bierflaschen und Hakenkreuze haben die Brandstifter hinterlassen. Ich hoffe, wir hören jetzt von niemandem die Worte: ‚Lausbuben‘, ‚Einzelfall‘ oder ‚Halloween‘, um hier irgendetwas zu ‚erklären‘.“

Lichtermeer am Donnerstag

Die IKG und die zivilgesellschaftliche Initiative „#YesWeCare“ laden zu einem Lichtermeer am Donnerstag (2.11.) um 18 Uhr am Wiener Heldenplatz ein: „Setzen Sie ein Zeichen gegen Antisemitismus und Menschenfeindlichkeit. Für ein Ende der Angriffe auf Israel, das Judentum und die Demokratie, für die Befreiung aller Geiseln“.

Auch der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz, Erzbischof Franz Lackner, verurteilte den Brandanschlag. „Es sind Nachrichten, die uns als Kirche, als Christen, als Gesellschaft tief erschüttern. Die Schäden können repariert, die Graffiti beseitigt werden – aber die Gedanken und der Hass hinter dieser Tat müssen uns zu denken geben. Wir täuschen uns, wenn wir immer wieder meinen, solches sei begraben und gestorben, mit den Schuldigen aus vergangenen dunklen Tagen“, so der Salzburger Erzbischof am Mittwoch gegenüber Kathpress.

Mit Juden „solidarisch verbunden“

Als Kirche sei man „den jüdischen Gläubigen, in Österreich und auf der ganzen Welt, solidarisch verbunden und können nicht schweigen, wenn sie angegriffen werden“.

Der Angriff der terroristischen Hamas auf Israel sei auch ein Angriff auf jüdisches Leben überall – „mit Entsetzen müssen wir nun feststellen, wie auch in unserer Heimat immer mehr antisemitische Attacken stattfinden“, so der Erzbischof. „Die barbarische Attacke auf Israel, die so viele jüdische Opfer an einem einzigen Tag wie seit 1945 nicht mehr forderte, hat den Krieg gebracht.“ In ihm bezahlten immer auch Unschuldige, betonte Lackner.

„Als Kirche stehen wir immer für den Frieden, für das Recht auf Leben in Unversehrtheit. Dem Frieden sind wir verpflichtet, um ihn beten wir“, so der Bischofskonferenzvorsitzende. „Das Heilige Land, die Heimstatt des jüdischen Volkes, ist uns als Christen auch Herkunftsort, denn unser Heiland stammte aus eben diesem Volk, dem sich der Ewige zuerst offenbart hat.“

„Verabscheuungswürdige Aktion“

Der reformierte Landessuperintendent Thomas Hennefeld hat sich „zutiefst erschüttert“ über die Brandlegung gezeigt. Hennefeld, der auch Beauftragter der Evangelischen Kirche A.u.H.B. in Österreich für den christlich-jüdischen Dialog ist, mahnte gegenüber dem evangelischen Pressedienst epdÖ am Donnerstag ein, dem Antisemitismus keinen Raum zu geben und entschieden gegen alle einzutreten, die ihn schürten.

„Eine Woche vor dem Jahrestag der Novemberpogrome erfasst es mich mit Grauen, dass jüdische Einrichtungen wieder angezündet und mit Hassparolen beschmiert werden“, sagte Hennefeld. Aus der „verabscheuungswürdigen Aktion“ spreche der „blanke Hass gegen alles Jüdische in unserer Stadt und in unserem Land“.