Eine Installation der Künstlerin Belinda Kazeem-Kaminski. Ausstellungsansicht.
Mark Nulty
Abiona Esther Ojo
Auszeichnung

Otto Mauer Preis geht an Belinda Kazeem-Kaminski

Der Monsignore Otto Mauer Preis für bildende Kunst geht heuer an die Wiener Künstlerin und Autorin mit afrikanischen Wurzeln, Belinda Kazeem-Kaminski. Sie wird damit für ihre Arbeit gewürdigt, die sich kritisch mit Rassismus und Kolonialismus auseinandersetzt.

Der Preis wird vom Wiener Generalvikar Nikolaus Krasa, am Donnerstag, 23. November, um 19.30 Uhr in den Festräumen des Erzbischöflichen Palais (Wollzeile 2, 1010) an die Künstlerin überreicht. Die Auszeichnung gilt als eine der wichtigsten Ehrungen für junge Kunstschaffende in Österreich und heuer zum 43. Mal vergeben; sie ist mit 11.000 Euro dotiert und mit einer Ausstellung im Wiener JesuitenFoyer verbunden.

Die 1980 in Wien geborene Belinda Kazeem-Kaminski „setzt sich als Künstlerin und Theoretikerin auf inhaltlich wie formal überzeugende Weise kritisch engagiert mit Fragen der kolonialen Vergangenheit und deren rassistischen Aspekten auseinander“, begründete die Jury des Otto Mauer Fonds ihre Entscheidung.

Die Künstlerin und Otto Mauer Preisträgerin 2023 Belinda Kazeem-Kaminski
Abiona Esther Ojo
Die Künstlerin und Otto Mauer Preisträgerin 2023 Belinda Kazeem-Kaminski

In ihren Fotografien, Filmen und Installationen thematisiere sie Gewalterfahrungen und zeige auch aus der Perspektive von Schwarzen Menschen in der Diaspora die Traumata der kolonialen Geschichte auf. Dabei stütze sich die Künstlerin auf schwarze feministische Theorie.

„Unverkennbarer, ästhetisch präziser Ausdruck“

Ausgangspunkt für viele der Arbeiten Kazeem-Kaminskis – auch als Autorin und Wissenschaftlerin – ist eine intensive Recherche in den Archiven der kanonisierten Geschichtsschreibung, teilte der Otto Mauer Fonds weiter mit. Besonders überzeugte die Jury, dass Kazeem-Kaminski „relevanten gesellschaftlichen Fragestellungen einen unverkennbaren und ästhetisch präzisen Ausdruck verleiht“.

Zusammengesetzt war die Jury des Mauer-Preises – unter dem Vorsitz des Wiener Jesuiten und Kunsthistorikers Gustav Schörghofer – aus Sabine Folie von der Akademie der bildenden Künste Wien, dem Chefkurator des mumok Wien, Rainer Fuchs, der Direktorin des Dom Museums Wien, Johanna Schwanberg, weiters aus den Künstlerinnen Katrin Hornek (Mauer-Preistragerin 2021) und Almut Rink.

Ausstellung im Jesuiten-Foyer

Ein Bild von ausgewählten Arbeiten Kazeem-Kaminskis können sich Interessierte bei freiem Eintritt von 12. Jänner bis 4. Februar 2024 im JesuitenFoyer (Bäckerstraße 18, 1010 Wien) machen. Die Eröffnung findet am Donnerstag, dem 11. Jänner 2024, um 18.00 Uhr statt; Öffnungszeiten sind jeweils am Donnerstag und Freitag zwischen 16.00 und 18.00 Uhr sowie samstags von 11.00 bis 13.00 Uhr.

Seit 1981 verleiht der Otto-Mauer-Fonds der Erzdiözese Wien den nach dem vor 50 Jahren verstorbenen Künstlerpriester und Mäzen Otto Mauer (1907–1973) benannten Preis für bildende Kunst. Der Fonds wurde von Kardinal Franz König und dem Erben Mauers, Prälat Karl Strobl, gegründet und dient im Gedenken an den Namensgeber dem Ziel, den Dialog zwischen Kirche, Kunst und Wissenschaft lebendig zu halten.

Viele prominente Preisträger

Unter den mit dem Mauer-Preis ausgezeichneten Künstlern finden sich unter anderen Erwin Wurm (1984), Franz West (1986), Brigitte Kowanz (1989), Manfred Erjautz (1999), Florian Pumhösl (2000), Dorit Margreiter (2002), und zuletzt (2021 und 2022) Katrin Hornek und Marusa Sagadin.

Das Werk „Conversation“ der Künstlerin und Otto Mauer Preisträgerin Belinda Kazeem-Kaminski
Belinda Kazeem-Kaminski
Für ihre Arbeiten auch als Autorin und Wissenschaftlerin wird Belinda Kazeem-Kaminski mit dem Otto Mauer Preis 2023 geehrt

In den vergangenen 40 Jahren waren weiters rund 100 prominente Vertreter aus dem zeitgenössischen Kunstbereich – Künstler, Kuratoren, Museumsdirektoren und Journalisten – in der jährlich wechselnden Jury vertreten.

Otto Mauer Fonds Projektförderung 2023

Neben der jährlichen Vergabe des Otto Mauer Preises fließt der weitaus größte Teil der Mittel des Otto Mauer Fonds in Projektförderungen in den Bereichen bildende Kunst, Film, Musik, Theater, Wissenschaft und Erwachsenenbildung.

2023 waren das unter anderem folgende Projekte: Dialogausstellung „Between Light & Shadow“ von Michaela Putz und Hessam Samavatian in der Bellart Gallery; Denkmalprojekt „5 vor 12 – unerhörter Widerstand“ von Mariel Rodriguez und Sabrina Kern am OK-Platz in Linz, das „widerständige Frauen öffentlich hörbar macht“; Dokumentarfilm „Ans Ende der Welt“ von Stephan Herzog über den österreichischen Komponisten Victor Urbacic; Konzertreihen „Out of the world“ der Alma Mahler Philharmonie und „moquette“ in der Konzilsgedächtniskirche Lainz-Speising.

Der Otto Mauer Fonds förderte auch das Projekt „Was ist denn los?“ über die Künstlerin Gertie Fröhlich, die mit Otto Mauer arbeitete und ihn in Kontakt mit den zeitgenössischen Kunstschaffenden der Wiener Avantgarde brachte. Damit habe sie den Weg für die Galerie nächst St. Stephan geebnet.