Michael Landau im ORF-Interview
ORF/Marcus Marschalek
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Katholiken

Landau kandidiert nicht mehr als Caritas-Präsident

Michael Landau wird nicht mehr für das Amt des Caritas-Präsidenten kandidieren. Das sagte er im Gespräch mit der ORF-Sendung „Orientierung“ und religion.ORF.at. Seine Amtsperiode endet mit Jänner 2024, die Nachfolge wird im November gewählt. Landau bleibt bis 2027 Präsident der Caritas Europa.

„Nach zehn Jahren an der Spitze der Caritas Österreich und nach 28 Jahren in Leitungsfunktionen in der Caritas in Österreich habe ich mich entschieden, jetzt nicht nochmals für das Amt des Präsidenten zu kandidieren. Ich werde mich auf meine Aufgabe als Präsident der Caritas Europa fokussieren“, so Landau.

Der Caritas bleibt Landau also erhalten. Im Vorjahr wurde der 63-jährige Wiener einstimmig bis 2027 als Präsident der Caritas Europa bestätigt. „Wer die Augen aufmacht, weiß: Es geht um demografische Herausforderungen. Es geht um die engere Verschränkung von Klima und Sozialem. Es geht darum, wie wir Armut wirksam bekämpfen. Und hier, glaube ich, braucht es den Erfahrungsaustausch, das Voneinanderlernen. Wir sind ein starkes Netz, ein lernendes Netzwerk“, sagte Landau.

Michael Landau will sein Amt als Caritas-Präsident niederlegen. Nach zehn Jahren wird er sich nicht mehr der Wiederwahl stellen.

Bleibt Präsident der Caritas Europa

Die Caritas Europa habe einen wichtigen Beitrag zu leisten, wo es um Armutsbekämpfung und Herausforderungen wie etwa Pflege, die wirksame Bekämpfung von Armut und um den Umgang mit der Klimakrise gehe: „Hier sind wir gefordert, und hier braucht es mehr Europa, nicht weniger Europa und auch mehr Caritas in Europa.“

Caritas-Pressereise 2017 nach Kenia, Caritas-Präsident Michael Landau
APA/Helmut Fohringer
Caritas-Pressereise 2017 nach Kenia

Landau über die Herausforderungen der Zukunft: „Ich glaube, wer die Augen aufmacht, weiß: Die aktuellen Herausforderungen sind enorm. Aber ich glaube, es ist wichtig, auch nicht aus dem Blick zu verlieren, was alles gemeinsam gelingt. Wir sind mit der Caritas in 1.600 Orten in ganz Österreich aktiv, mit 47.000 Freiwilligen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine der größten freiwilligen Organisationen.“

„Können Dinge zum Positiven verändern“

Doch dazu müssten die gegenwärtig spürbare Polarisierung in Politik und Gesellschaft überwunden und gemeinsame Ziele über Parteigrenzen hinweg außer Streit gestellt werden: „Wir sehen: Wir haben über weite Strecken einen gut funktionierenden Sozialstaat. Da ist Etliches gelungen. Im Bereich der Inklusion von Menschen mit Behinderungen, im Bereich der Pflege, im Umgang und in der Aufmerksamkeit für wohnungslose Menschen. Das heißt, gerade jetzt, wenn wir enorm gefordert sind, lehrt mich die Erfahrung der vergangenen mehr als 25 Jahre: Wir können Dinge zum Positiven verändern.“

Sorge mache ihm die aktuelle Polarisierung, sagte der scheidende Caritas-Präsident im Interview: „Ich glaube, es geht darum, den Zusammenhalt zu stärken. Zusammenhalt ist immer Ergebnis und Voraussetzung guter Politik. Dazu gehört für mich die Bereitschaft zum Kompromiss, zum Dialog, zum respektvollen Umgang miteinander, aber auch so etwas wie ein erneuertes Solidaritätsversprechen für Österreich.“ Man dürfe die Menschen „an den Rändern“ nicht aus dem Blick verlieren. „Das ist eine bleibende Aufgabe, der sich jede Nachfolgerin, jeder Nachfolger mit viel Energie, mit viel Professionalität, aber auch mit viel Herz und Kraft wird widmen müssen.“

„Finde mir bestimmt etwas“

Seine Entscheidung sehe er als „eine Gelegenheit, Danke zu sagen an die vielen Menschen, aus denen heraus die Caritas lebt. (…) In der Caritas haben mich die Menschen geprägt, denen ich begegnet bin als freiwilligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Klientinnen, Klienten an ganz unterschiedlichen Stellen in ganz Österreich. Und ich bin für diese Begegnungen sehr, sehr dankbar. Und sie machen mich auch sehr, sehr zuversichtlich.“

Befragt zu seiner künftigen Aufgabe, antwortete Landau: „Ich glaube, die Aufgabe, die ich jetzt habe, ist die schönste, die ich mir vorstellen kann. Ich merke, ich habe gar keinen Drang, mich diesbezüglich zu verändern. Und sollte mir tatsächlich einen Augenblick langweilig werden, dann weiß ich, dass wir Freiwillige suchen, um an vielen, vielen Stellen mitzuhelfen. Bei den Bussen (wie dem Caritas-Kältebus, Anm.), bei den Lerncafes, in vielen anderen Projekten. Da finde ich mir bestimmt etwas.“

Schönborn würdigt Einsatz Landaus

Kardinal Christoph Schönborn würdigte Landaus Verdienste in einer Presseaussendung der Caritas: „Wer Michael Landau kennt, weiß: Er ist die Caritas. Und wer die Caritas kennt, ahnt: Eine Caritas ohne Michael Landau ist im ersten Moment nur schwer vorstellbar. Michael Landau hat der Organisation für viele Jahre ein Gesicht gegeben – verbindlich im Auftreten, beharrlich in der Sache und stets im Auftrag jener Menschen im Einsatz, denen sich die Caritas in Österreich und darüber hinaus weltweit in ihrer täglichen Arbeit verpflichtet fühlt. Not sehen und handeln – diesem Credo ist die Caritas, ist Michael Landau bis heute treu geblieben."

Kardinal Schönborn, Caritas-Präsident Landau und Elvira Elkaz, stv. Leiterin von Le+O, beim Auftakt der Erntedankaktion 2021
Kathpress/Till Schönwälder
Michael Landau, Elvira Elkaz, stv. Leiterin von Le+O, und Christoph Schönborn (v. l. n. r.) beim Auftakt der Erntedankaktion 2021

Schönborn weiter: „Bei allen Meinungsverschiedenheiten ist er stets bestrebt, das Gemeinsame vor das Trennende zu stellen. Ihm und den vielen Mitarbeiter*innen und Freiwilligen der Caritas gelingt damit, was in dieser Zeit so dringend benötigt wird: Mit ihrem Einsatz und Tun und mit ihrer anwaltschaftlichen Arbeit stiften sie Hoffnung und Zuversicht und stärken den Zusammenhalt in unserem Land.“

In all den Jahren der Zusammenarbeit habe Landau "stets mein vollstes Vertrauen genossen – gerade auch dann, wenn Dritte versucht gewesen sein sollten, auseinanderzudividieren, was zusammengehört: Caritas und Kirche. Ich bin froh, dass Michael der Caritas in Europa weiterhin erhalten bleibt und ihn kennend bin ich zuversichtlich, dass die Caritas Österreich auch in Zukunft durch eine Person vertreten werden wird, die seine Arbeit in guter Weise fortführen wird.“

Caritas: Hilfe in vielen Bereichen

Die Caritas ist eine der größten Hilfsorganisationen des Landes und an mehr als 1.600 Orten in ganz Österreich im Einsatz – in der mobilen und stationären Pflege, im Bereich Menschen mit Behinderung und etwa in der sozialen Arbeit. Die Caritas engagiert sich im Kampf gegen Armut, in der Obdachlosenhilfe, im Bildungsbereich und in der Hospizarbeit.

71 Sozialberatungsstellen in ganz Österreich beraten Menschen angesichts der starken Teuerungen, sie wollen beraten und unterstützen. Über 40.000 Menschen unterstützen die Caritas über die digitale Involvierungsplattform füreinand’.

46.000 Freiwillige seien neben 17.700 hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bei der Caritas in Einrichtungen, Projekten und Pfarren im Einsatz, so die Aussendung. Neben ihrer Arbeit im Inland ist die Caritas auch im Ausland im Einsatz, sowohl in der Akut- und Katastrophenhilfe als auch in der langfristigen Entwicklungszusammenarbeit. Aktuell besonders gefordert ist die Hilfsorganisation beispielsweise in der Ukraine, in Moldawien, im Nahen Osten und in Ländern der Subsahara-Region.

Priester und Biochemiker

Landau ist Priester, neben dem Studium der Theologie promovierte er als Biochemiker. Der 63-Jährige ist seit 28 Jahren für die Caritas in Österreich im Einsatz – zunächst mehr als 25 Jahre als Caritas-Direktor der Erzdiözese Wien und seit 2013 zusätzlich als Präsident der Caritas Österreich. Seit 2020 ist er auch Präsident der Caritas Europa und in dieser Funktion im Vorjahr bis 2027 einstimmig wiedergewählt worden.

Nachdem Landau bereits im Frühjahr die Leitung der Caritas der Erzdiözese Wien an seine beiden Nachfolger Alexander Bodmann und Klaus Schwertner übergeben hatte, wird er nun auch die Rolle des Präsidenten der Caritas Österreich an einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin übergeben. Die Amtsperiode endet offiziell am 31. Jänner 2024. Die Nachfolge wird aber bereits im November im Rahmen der Caritas-Vollversammlung in Vorarlberg gewählt werden.