Ehrung

Stadt Wien: Auszeichnung für interreligiösen Dialog

Die Stadt Wien hat die katholische Theologin Regina Polak, den Wiener Gemeinderabbiner Schlomo Hofmeister sowie den Imam Ramazan Demir für ihr Engagement im interreligiösen Dialog geehrt.

Der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) überreichte die Auszeichnung am Montag im Wiener Rathaus. Ludwig strich die Bedeutung der Religionsgemeinschaften und deren Miteinander, für das soziale und friedliche Zusammenleben in der Bundeshauptstadt hervor. Die Geehrten erhielten die Auszeichnung für die Umsetzung des Schulprojektes „Botschafter des sozialen Friedens“ und der damit verbundenen Förderung des Dialogs sowie des stetigen Miteinanders über Religionsgrenzen hinweg.

Im Rahmen gemeinsamer Besuche in den Klassenzimmern treten die drei Religionsvertreter entschieden gegen Antisemitismus, Islamfeindlichkeit und Rassismus auf und fördern den interkulturellen Austausch, die Integration und das friedliche Miteinander. Die Initiative steht im Kontakt mit der Bildungsdirektion, Anfragen für Besuche kommen von den Schulen selbst.

Auszeichnung im Wiener Rathaus: Demir, Polak, Hofmeister
Thomas Narosy
V.l.n.r.: Imam Ramazan Demir, Theologin Regina Polak, Rabbiner Schlomo Hofmeister und Bürgermeister Michael Ludwig

Das Projekt vermittle den jungen Menschen an den Schulen die Botschaft, „dass wir Einheit in der Vielfalt finden können und das Gemeinsame vor das Trennende stellen“, so der Bürgermeister. Dies erfordere „Mut, Geduld und viel persönlichen Einsatz“, sagte Ludwig.

Situation gefährdet Demokratie

In ihrer Dankesrede betonte die an der Uni Wien lehrende katholische Theologin Polak die Bedeutung des interreligiösen Dialogs, der heute notwendiger denn je sei. Besonders die Situation nach dem Terroranschlag durch die Hamas am 7. Oktober sei zutiefst beunruhigend. Der Hass, der sich daraufhin insbesondere in den Sozialen Netzen gezeigt habe, bedrohe den sozialen Frieden in Wien und ganz Österreich.

Nicht zuletzt gefährde die aktuell aufgeheizte Situation auch die Demokratie, „ist doch ansteigender Antisemitismus seit jeher das erste Warnsignal für gesellschaftliche Krisen, die Bedrohung der sozialen Ordnung und damit die Gefährdung aller Menschen, insbesondere von Minderheiten“, so die katholische Theologin. Imam Demir schlug in dieselbe Kerbe. Antisemitismus habe im Islam keinen Platz, betont er. Das Ziel müsse sein, Jugendliche vor jeder Art der Radikalisierung zu schützen, so Demir in einer Presseaussendung der Stadt Wien am Montag.

Hoffnung auf Frieden

„Es erfordert politischen Mut, ein Projekt wie das unsere zu unterstützen“, zitiert die Stadt Wien Rabbiner Hofmeister in der Aussendung. Die Stadt Wien sei in dieser Hinsicht anders als andere Städte. Friede bedeute zudem nicht die Abwesenheit von Konflikten. Das Ziel müsse viel mehr sein, Konflikte ohne Menschenfeindlichkeit und Gewalt auszutragen, so Hofmeister.

Polak hegte aber auch Hoffnung auf Frieden, getragen von „jenem Schalom und Salam, wie ihn die Bibel, der Tenach und der Koran verheißen“. Dieses „Schalom“ beschreibe erfüllte Lebensverhältnisse, Wohlergehen, Gesundheit, Freude und Glück, aber auch die Neuordnung religiöser, sozialer, politischer, kultureller und rechtlicher Verhältnisse im Zeichen der Gerechtigkeit. „Schalom ist ein Prozess, um den religiös und politisch immer wieder neu gerungen werden muss“, zeigte sich die Theologin überzeugt.