Katholiken

Papst kritisiert erneut Kirchenreform in Deutschland

Papst Franziskus hat sich erneut kritisch zu Reformen der katholischen Kirche in Deutschland geäußert. Er teile die „Sorge über die inzwischen zahlreichen konkreten Schritte, mit denen sich große Teile dieser Ortskirche immer weiter vom gemeinsamen Weg der Weltkirche zu entfernen drohen“.

Das schrieb der Papst in einem persönlichen Brief an vier deutsche Katholikinnen, darunter zwei Theologieprofessorinnen, die dem Papst ihre Besorgnis angesichts des deutschen „Synodalen Wegs“ mitgeteilt hatten. Unter ihnen sind auch die an der Universität Wien lehrende Marianne Schlosser und Katharina Westerhorstmann, Professorin der Franciscan University of Steubenville am österreichischen Standort Gaming.

Die deutsche Zeitung „Die Welt“ hatte am Dienstag über das Schreiben berichtet und es online veröffentlicht. Eine der Empfängerinnen, die Theologin Westerhorstmann, bestätigte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) die Existenz des Briefes.

„Gewisse Selbstbezogenheit“

Darin lädt der Papst dazu ein, „sich zu öffnen und hinauszugehen, um unseren Brüdern und Schwestern zu begegnen, besonders jenen, die an den Schwellen unserer Kirchentüren, auf den Straßen, in den Gefängnissen, in den Krankenhäusern, auf den Plätzen und in den Städten zu finden sind“ anstatt das „Heil“ in immer neuen Gremien zu suchen „und in einer gewissen Selbstbezogenheit die immer gleichen Themen zu erörtern“.

Papst Franziskus
APA/AFP/Andreas Solaro
Ein persönlicher Brief an vier deutsche Katholikinnen wurde veröffentlicht.

Der Papst beziehe sich in dem Brief, der auf Deutsch verfasst und handschriftlich mit „Franziskus“ unterzeichnet sei, auf den Reformprozess „Synodaler Weg“, den die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) vor vier Jahren gemeinsam gestartet haben.

Ein inzwischen konstituierter Synodaler Ausschuss soll die Einrichtung eines Synodalen Rates vorbereiten. In dem neuen Gremium wollen Bischöfe und katholische Laien in Deutschland ihre Beratungen über die Themen Macht, Rolle der Frau, Sexualmoral und priesterliche Lebensform fortsetzen. Der Synodale Ausschuss hat am 10. November seine Arbeit aufgenommen.

Entfernung „von kirchlicher Einheit“

Dieses Vorgehen könne die Deutschen von der kirchlichen Einheit entfernen, heißt es in dem Brief. Ein „Beratungs- und Entscheidungsgremium“, wie es derzeit vorbereitet werde, sei „mit der sakramentalen Struktur der katholischen Kirche nicht in Einklang zu bringen“.

Franziskus reagiert mit seinem Schreiben vom 10. November auf einen Brief vom 6. November. Darin brachten die beiden Theologinnen Westerhorstmann und Schlosser sowie die Journalistin Dorothea Schmidt und die Religionsphilosophin Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz angesichts des deutschen Reformkurses ihre Sorge um die Einheit mit Rom zum Ausdruck.

Frauen beendeten Mitarbeit

Die vier Frauen hatten im Frühjahr ihre Mitarbeit als Delegierte beim Reformprozess „Synodaler Weg“ beendet. Als Grund für die Niederlegung ihrer Mandate gaben sie unter anderem an, dass sich die katholische Kirche in Deutschland zunehmend von der Weltkirche entferne.

Ihr ursprüngliches Schreiben an Papst Franziskus wollen die vier Verfasserinnen nicht veröffentlichen, wie Westerhorstmann der KNA mitteilte. Der Papst habe einer Veröffentlichung seines Briefes jedoch schriftlich zugestimmt. Über den Antwortbrief bemerkte die Theologin: „Wir waren sehr überrascht von der prompten Antwort und sind dankbar für die Klarheit, die in den Zeilen des Papstes zum Ausdruck kommt.“

Bischofskonferenz kommentiert Brief nicht

Der Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp, erklärte auf Anfrage: „Der Brief von Papst Franziskus ist an vier Frauen gerichtet. Wir haben vom Brief aus Medien erfahren. Da wir nicht Empfänger des Briefes sind, werden wir diesen nicht kommentieren.“

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) erklärte zum wiederholten Mal, der Synodale Ausschuss stehe auf der Grundlage des geltenden Kirchenrechts. Papst Franziskus habe als Neuerung bei den Beratungen der Weltsynode eine offizielle Beteiligung und Mitentscheidung von Laien eingeleitet: „Wir danken dem Papst für dieses deutliche Zeichen für mehr Synodalität, in dem wir uns eng mit ihm verbunden fühlen.“