Vatikan, von oben
Reuters/Polizia Moderna/Handout
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Deutschland

Frauenweihe und Homosexuelle: Vatikan will keine Debatte

Der Vatikan will Reformbestrebungen der Katholiken und Katholikinnen in Deutschland stoppen. Das teilte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin den deutschen Bischöfen mit, berichtete die katholische Wochenzeitung „Die Tagespost“ (Freitag-Ausgabe).

Die Priesterweihe bleibe Männern vorbehalten und die Lehre der Kirche zur Homosexualität nicht verhandelbar, so Parolin. Der Pressesprecher der Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp, bestätigte, dass den Bischöfen das Schreiben bei ihrem Ständigen Rat zu Wochenbeginn vorgelegen habe.

In dem an Bischofskonferenz-Generalsekretärin Beate Gilles adressierten Schreiben vom 25. Oktober, aus dem die Zeitung zitierte, zieht Parolin rote Linien für künftige Dialogrunden mit den deutschen Bischöfen. Unter anderem unterstreicht er, dass der Vatikan nicht daran denke, über die Lehre der Kirche zur Homosexualität zu verhandeln oder über das Schreiben „Ordinatio sacerdotalis“, mit dem Papst Johannes Paul II. 1994 den Ausschluss von Frauen von der Priesterweihe bekräftigt hatte.

Synodaler Weg

Im Juli hatten sich mehrere Leiter oberster Vatikanbehörden (Dikasterien) erstmals mit Vertretern der deutschen Bischöfe getroffen, um über den Reformprozess „Synodaler Weg“ der katholischen Kirche in Deutschland zu beraten. Im Oktober hatten die deutschen Teilnehmer der Weltsynode im Vatikan – Bischof Georg Bätzing, Bischof Felix Genn, Bischof Bertram Meier, Bischof Stefan Oster, Bischof Franz-Josef Overbeck – sowie Generalsekretärin Gilles ein weiteres Gespräch mit mehreren Dikasterienleitern geführt. Diese Gespräche sollen im kommenden Jahr fortgesetzt werden.

Die Leiter der Dikasterien für die Glaubenslehre, zur Förderung der Einheit der Christen, für die Bischöfe, für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung sowie für die Gesetzestexte wollen im Jänner, April und Juni 2024 Vertreter der deutschen Bischöfe treffen und diskutieren, was in Lehre und Disziplin der Kirche unveränderlich sei und was verändert werden könne. Dabei soll es um Themen wie die Lehre von der Kirche, das Menschenbild, Moral und Liturgie und die einschlägigen Texte des „Synodalen Wegs“ gehen.

Das Schreiben aus Rom betont zugleich, dass derzeit ein synodaler Weg auf Ebene der Weltkirche beschritten werde: „Daher ist es notwendig, diesen Weg der Weltkirche zu respektieren und den Eindruck zu vermeiden, dass parallele Initiativen im Gange sind, die dem Bemühen um ein ‚gemeinsames Unterwegssein‘ gleichgültig gegenüberstehen.“

Zentralratskomitee reagiert gelassen

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) reagierte am Freitag gelassen auf die Note aus Rom. ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp sagte bei der Vollversammlung in Berlin, im Vatikan gebe es derzeit eine große Dynamik – innerhalb der Kurie und auch zwischen Kurie und Papst. Sie erinnerte daran, dass Parolin auch im Vorfeld der Weltsynode eine Teilnahme von und ein Stimmrecht für Frauen für undenkbar und illegitim erklärt habe, weil es dem Kirchenrecht widerspreche. „Und was hat unser Papst gemacht? Plötzlich war es legal und möglich in die Tat umgesetzt“, so Stetter-Karp.

ZdK-Präsidiumsmitglied Thomas Söding geht davon aus, dass noch mehrfach versucht werde, „aus dem Zusammenhang gerissene Teilwahrheiten als definitive Äußerungen Roms auszugeben“. Davon werde sich das Laiengremium aber nicht sonderlich beeindrucken lassen. Als gutes Zeichen nehme er in dem Parolin-Brief wahr, „dass es offensichtlich einen Gesprächsprozess gibt und geben soll zwischen Deutschland und Rom“.

Papst-Brief mit Kritik

Papst Franziskus hatte sich kürzlich in einem persönlichen Brief an vier deutsche Katholikinnen, darunter die Theologinnen Marianne Schlosser und Katharina Westerhorstmann sowie die Religionsphilosophin Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz, erneut kritisch zu Reformen der Kirche in Deutschland geäußert.

Er teile die „Sorge über die inzwischen zahlreichen konkreten Schritte, mit denen sich große Teile dieser Ortskirche immer weiter vom gemeinsamen Weg der Weltkirche zu entfernen drohen“, schrieb Franziskus an die vier Frauen, die im Frühjahr ihre Mitarbeit als Delegierte beim Reformprozess „Synodaler Weg“ vorzeitig beendet hatten.