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Pakistan und Indonesien ändern Bezeichnung für Christen

In den islamisch geprägten Ländern Indonesien und Pakistan sind sprachliche Änderungen mit Blick auf die christliche Minderheit beschlossen worden. Den Wechsel setzte der Vorsitzende des Forums für die Umsetzung von Minderheitsrechten mit einer Klage vor dem Obersten Gerichtshof durch.

Der bisherige Name für Christen in Pakistan war das Urdu-Wort „Esai“. Obwohl Esai oder Isa im Koran der arabische Name für Jesus ist, wird er meist in einem wenig respektvollen Kontext benutzt: In Pakistan ist es üblich, dass die Behörden für anrüchige Arbeiten wie die Reinigung von Kloaken ausschließlich Gläubige der Minderheitsreligionen verpflichten. So wurde „Esai“ unter Muslimen zu einem Wort der Diskriminierung, zumal Christen und Christinnen im Land ohnehin Bürger zweiter Klasse sind.

Den Wechsel zu „Masihi“ – „Volk des Messias“ setzte Samuel Payara, Vorsitzender des „Forums für die Umsetzung von Minderheitsrechten“, mit einer Klage vor dem Obersten Gericht durch. Aber auch wenn das Urteil vom „Rat für islamische Ideologie“ und der nationalen Menschenrechtskommission begrüßt wurde, hält sich die Freude über die Reform in Grenzen. Von Amts wegen gilt sie ohnehin nur in der Provinz Khyber Pakhtunkhwa.

„Situation wird immer schlimmer“

Kirchenvertreter lassen Bitten um eine Stellungnahme unbeantwortet. Lediglich ein bekannter katholischer Menschenrechtler ist bereit, anonym mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) über das Thema zu sprechen. Der Mann, der zwei Päpste persönlich getroffen hat, floh vor wenigen Wochen samt Familie vor der Verfolgung durch radikale Islamisten aus Pakistan.

„Ich habe seit Jahren Morddrohungen erhalten“, sagt er. Nun sei auch seine Familie bedroht worden, was ihn zum Handeln zwinge. Über das „Masihi-Urteil“ sagt der Aktivist resigniert: „Das wird die Diskriminierung der Christen nicht beenden. Im Gegenteil, die Situation wird immer schlimmer.“

Freude in Indonesien

In Indonesien indes ist die Freude über den von der Regierung verfügten Wechsel von „Isah Almasih“ zu „Yesus Kristus“ in amtlichen Dokumenten groß. Der deutschstämmige Jesuit und langjährige Rektor der Philosophischen Hochschule „Driyarkara“ in Jakarta, Franz Magnis-Suseno, sieht in der Reform ein „hoch erfreuliches, weiteres Zeichen“, dass der indonesische Staat die Christen und Christinnen als Freunde anerkennen wolle.

Der katholische Theologe Fransiskus Borgias hob gegenüber dem asiatischen Nachrichtendienst „Ucanews“ den Unterschied zwischen „Isa“ und „Jesus“ hervor. Zum einen sei Isa ein Prophet und nicht der am Kreuz gestorbene Jesus. Zum anderen sei im Islam Isa der Sohn von Miriam, der Schwester von Moses und Aaron, was „in der christlichen und jüdischen Chronologie unmöglich ist“. Der biblische Jesus hingegen sei der Sohn von Maria und Josef – und Maria die Tochter von Joachim und Anna.

Religion und Politik eng verknüpft

Neben dem Islam als Mehrheitsreligion haben Indonesien und Pakistan aktuell gemein, dass Anfang 2024 Wahlen anstehen und Religion in beiden Ländern eng mit der Politik verknüpft ist. Weil in Pakistan die politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse instabil sind, befürchten Beobachter in Islamabad eine deutliche Zunahme religiös-politischer und terroristischer Gewalt während des Wahlkampfes.

In Indonesien tut die mächtige islamische Massenorganisation Nahdlatul Ulama alles gegen eine Wiederauflage des von Salafisten bestimmten Wahlkampfes von 2019. Andreas Harsono, Religionsexperte in Diensten von Human Rights Watch, sagt dazu: „Ich hoffe, dass es im Wahlkampf nicht zur Diskriminierung von Christen kommt. Aber angesichts der Jahrzehnte der Diskriminierung religiöser Minderheiten wäre ich auch nicht überrascht.“

Derweil flammt im Land wieder der alte Dauerstreit auf, ob Muslime Christen „frohe Weihnachten“ wünschen dürfen. „Der nationale Ulama-Rat sagt, das sei in Ordnung“, sagt Harsono und fügt hinzu: „Aber für einige Provinzräte ist das haram (verboten).“