Reformen

Bischof Zsifkovics gegen Pflichtzölibat

Reformfreudig hat sich der Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics in einem Weihnachtsinterview der „Burgenländischen Volkszeitung“ geäußert. Er spricht sich gegen die Zölibatspflicht und für mehr Mitsprache von Frauen in der römisch-katholischen Kirche aus.

Für die freie Wahl des Zölibats hatte sich der Bischof bereits im Frühjahr ausgesprochen. In dieser Frage seien Veränderungen möglich. Die priesterliche Lebensform sei im ersten Jahrtausend grundsätzlich freigestellt gewesen; erst danach habe sich das verändert. „Ich bin weder der einen noch der anderen Seite ideologisch verhaftet, sondern ich würde grundsätzlich gutheißen, wenn man die zölibatäre Lebensform freistellen würde“, so Zsifkovics.

Aus diesem „Reizthema“ sollte man „Luft herausnehmen“. Er plädierte für eine Entideologisierung und Freigabe der priesterlichen Lebensform. Die Sinnhaftigkeit des Zölibats als Lebensform Jesu sehe er durchaus, so Zsifkovics. „Und wer da bis in die Radikalität hinein nachfolgen will und das kann, der soll das machen. Aber wir können nicht alle dazu vergattern.“

Für mehr Beteiligung von Frauen

Parallel zum Synodalen Prozess, der in Rom läuft, soll in seiner Diözese an jenen Themen gearbeitet werden, „die man auf lokaler Ebene jetzt schon umsetzen kann“. Konkret nannte Zsifkovics die Beteiligung der Laien in verschiedenen kirchlichen Diensten: „Wir versuchen, die Frauen in unserer Diözese maximal miteinzubeziehen, auch in leitende Bereiche.“ So stünden etwa bei der Caritas oder dem kirchlich getragenen Gymnasium Frauen an der Spitze. Auch Jugendliche möchte der Bischof mehr einbinden.

Der Bischof von Eisenstadt Ägidius Zsifkovics während eines Fototermins im Rahmen der Herbstvollversammlung der Österreichischen Bischofskonferenz am Montag, 7. November 2016, in Eisenstadt. –
APA/Robert Jaeger
Der Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics äußerte sich in einem Interview reformfreudig

Das Interview der „Burgenländischen Volkszeitung“ (Ausgabe 21. Dezember) – einer parteipolitisch unabhängigen Wochenzeitung, die sich laut Impressum dem christlichen Weltbild verpflichtet sieht – deckte eine breite Themenpalette ab. Zsifkovics wurde zu kirchlichen Modernisierungen ebenso befragt wie zum Jubiläum „100 Jahre Landespatron Heiliger Martin“, zur politischen Stimmung in Österreich, zu Migration und Weihnachten.

Europabischof gegen Bau von Festungen

Zsifkovics wiederholte seine im Sommer erhobene Kritik an „Scheindebatten“ in der Politik und beklagte eine „Rückwärts-Entwicklung“, die ihm weh tue: „Man versucht sich da wieder in Lager und Ideologien hineinzubewegen. Es wird Europa auch schwächen, wenn wir diesen Weg weitergehen“, warnte der in der Bischofskonferenz für Europafragen zuständige Bischof.

Von „primitiven Schlagworten“ und „Milchmädchen-Rechnungen“ in der Politik distanzierte sich Zsifkovics ausdrücklich: „Ich kann es nicht verstehen, wenn Parteien für sich Festungen bauen wollen.“ Der Mensch sei doch von Grund auf als gemeinschaftliche Person angelegt.

„Nicht blauäugig“

Beim Thema Migration wolle er „nicht blauäugig sein“. Es bestehe durchaus die Gefahr, „überlaufen“ zu werden. Kulturelle Identität schützen zu wollen, sei „bis zu einem gewissen Grad wichtig und notwendig“. Zugleich schränkte Zsifkovics ein: „Ich fürchte mich nicht vor manchen, die vom Islam oder einer anderen Kultur zu uns kommen, mit uns hier leben und auch arbeiten wollen, sondern ich fürchte mich vor einer immer größeren Zahl unter uns, denen das Christentum, die Kirche und ihr Glaube nichts mehr bedeuten.“ Es sei eine große Gefahr, die christlichen Werte nicht mehr zu leben.

Solidarisches Teilen wichtiger denn je

Das Jubiläum des Heiligen Martin von Tours als burgenländischer Landespatron ist dem Bischof – wie er sagte – ein großes Anliegen. Das Festjahr dazu habe nicht nur eine kirchliche, sondern auch eine gesellschaftspolitische Note. Der aus Pannonien stammende Heilige erinnere an solidarisches Teilen. „Das ist in diesen Zeiten dringender denn je“, betonte Zsifkovics. Die Kirche müsse auf Zusammenhalt achten, die Menschen sollten ihre Leben „nicht spalterisch, sondern verbindend“ gestalten. „Es braucht auch eine gesunde Distanz zum Wohlstand und die Bereitschaft, mit anderen zu teilen und sich zurückzunehmen.“

Die Welt benötigt nach den Worten von Bischof Zsifkovics mehr Spiritualität; gerade in Zeiten des Umbruchs suche der Mensch etwas zum Anhalten. Und sie brauche mehr Synodalität, ein gemeinsames Herangehen an die Probleme der heutigen Zeit. „Gerade heute sollte in der Politik das Gemeinsame mehr im Vordergrund stehen“, so der Wunsch des Bischofs.

„Advent, Advent, der Klerus rennt“

Auf die Frage nach seinem persönlichen Zugang zur Weihnachtszeit antwortete Zsifkovics mit einem scherzhaften Spruch, der auch für ihn selbst gelte: „Advent, Advent, der Klerus rennt“. Er bemühe sich dennoch darum, diese Zeit für „ein Sich-Zurücknehmen, ein Stiller-Werden“ zu nutzen. Der Bischof legte seinen Landsleuten den Satz aus dem Weihnachtsevangelium ans Herz: "Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen. "In einer Zeit voller Konflikte und Gewalt sei dies „das weihnachtliche Rezept“. Wenn man Gott die Ehre gebe, dann werde sich auch Friede unter den Menschen einstellen.