Österreich

Katholischer Journalist Peter Musyl verstorben

Der katholische Publizist und Journalist Peter Musyl ist am Wochenende im 90. Lebensjahr verstorben. Musyl war über Jahrzehnte eine prägende Gestalt der katholischen Publizistik in Österreich.

Über Jahrzehnte war er Mitglied der römisch-katholischen Nachrichtenagentur Kathpress-Redaktion, „mit der er bis zuletzt in Verbindung und im regen Austausch stand“, so Kathpress-Chefredakteur Paul Wuthe.

„Mit Peter Musyl verliert nicht nur die Kathpress einen ehemaligen leitenden Redakteur, der die Nachrichtenagentur maßgeblich geprägt hat. Sein Heimgang ist auch ein Verlust für die katholische Publizistik im Land. Seine bis zuletzt im Magazin ‚Kirche In‘ erschienenen Kommentare und Analysen waren für viele eine wichtige Orientierung.“

Der Publizist Peter Musyl 2008
kathbild/Franz Josef Rupprecht
Der katholische Publizist Peter Musyl ist gestorben. Foto aus 2008.

Zahlreiche Beiträge und Kommentare

Musyl wurde am 9. Dezember 1934 in Wien geboren. Er begann seine journalistische Karriere in der Lokalredaktion der „Presse“, bevor er im März 1960 in die Redaktion der Kathpress wechselte, der er bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1994 als Leiter des Ressorts Ausland und zuletzt als Chef vom Dienst und stellvertretender Chefredakteur angehörte.

Seine journalistische Tätigkeit blieb aber nicht auf die Kathpress beschränkt. Für den ORF (Ö1) lieferte er rund 4.500 Beiträge – Nachrichten aus der christlichen Welt und Kommentare. Auch für Kirchenzeitungen war er als Kommentator tätig, er schrieb unter anderem auch für den Rheinischen Merkur, die Herder Korrespondenz und die deutsche Ausgabe des Osservatore Romano. Schließlich war er auch über Jahrzehnte für das Magazin „Kirche In“ tätig.

Verfechter einer sich stetig reformierenden Kirche

Musyl war ein lebenslanger Verfechter einer sich stetig reformierenden Kirche. Prägend für sein Kirchenbild war das von Papst Johannes XXIII. einberufene Zweite Vatikanische Konzil (1962-65), für dessen Umsetzung sich Musyl mit seinen Möglichkeiten und Mitteln einsetzte.

Der Journalist gehört auch dem Vorstand der Kirchenreformgruppe „Forum XXIII“ an. 49 Jahre war er mit seiner 2010 verstorbenen Frau Hildegard verheiratet. Er lebte zuletzt zurückgezogen in Willersbach in Niederösterreich.

Für Meinungsvielfalt in der Kirche

Anlässlich des Jubiläums „70 Jahre Kathpress“, das im Jänner 2017 (etwas verspätet) gefeiert wurde, erinnerte Musyl in einem ORF-Beitrag daran, dass vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65) kirchliche „Hofberichterstattung angesagt“ gewesen sei. Erst danach seien auch kritische Berichte vorgekommen, was „nicht jedem recht“ war, wie Musyl erzählte.

Auch von Bischöfen habe es Beschwerden mit dem Tenor „Warum muss das sein?“ gegeben. Heute habe man sich an unterschiedliche Meinungen auch innerhalb der Kirche gewöhnt, so Musyl, erst recht unter dem jetzigen Papst Franziskus, der viele lang gehegte Reformwünsche an Rom einlöse.

Kathpress lieferte Hintergrundberichte

Als große Stärke der Kathpress vor der politischen Wende 1989 nannte der frühere Auslandsressort-Chef Berichte aus erster Hand jenseits des damaligen „Eisernen Vorhangs“. Die Kathpress habe sich auf einen hochkarätigen Kreis von Informanten gestützt, die jenseits „offizieller“ Berichte über Hintergründe informierten – sogar aus dem atheistischen Albanien.

Trauer im Publizistenverband

Betroffenheit über den Tod des katholischen Journalisten äußerte am Dienstag auch Eva Maria Kaiser, stellvertretende Vorsitzende des Verbands katholischer Publizistinnen und Publizisten, geäußert. Der am Wochenende 89-jährig verstorbene Musyl sei „ein in jeder Hinsicht bewundernswerter Journalist und Mensch“ gewesen.

Bis zuletzt hätten ihn die aktuellen Ereignisse in Weltpolitik, Gesellschaft und Kirche umgetrieben, so Kaiser in einem Kathpress vorliegenden Nachruf. „Über Missstände in der Politik und soziale Ungerechtigkeit konnte er sich mit prophetischem Eifer empören.“ Politiker, die den eigenen Vorteil über das Wohl der Gemeinschaft stellen und mit Mitteln von Fake News und Populismus agitieren, seien dem bis zuletzt publizistisch aktiven Musyl „ein Gräuel“ gewesen.

Geist des Zweiten Vatikanischen Konzils

Die Umsetzung des Zweiten Vatikanischen Konzils sei dem Verstorbenen am Herzen gelegen, wies die Sendungsverantwortliche in der ORF-Abteilung Religion hin. Journalistisch habe Musyl gegen diesbezügliche Versäumnisse mit spitzer Feder und großer Verve angeschrieben. „Der Humor und die Selbstironie, die er dabei an den Tag legte, werden ihn auch menschlich unvergesslich machen“, so Kaiser.

Auch Rudolf Schermann, Herausgeber der Zeitschrift „Kirche In“, würdigte Peter Musyl als einen jener engagierten Journalistinnen und Journalisten, „die, vom Geist des Papstes Johannes XXIII. von dem Zweiten Vatikanischen Konzil und des großen Wiener Kardinalerzbischofs Franz König geprägt, entschieden den retardierenden Kräften in der Kirche widerstanden“.

Seit der für die katholische Kirche in Österreich krisenhaften Zeit der 1980er-Jahre habe Musyl – „damals noch anonym“ – die kirchenpolitischen Anliegen von „Kirche In“ unterstützt. Seine bis zuletzt geführte Rubrik „Uns freut“ und „Uns betrübt“ habe Musyls Treue zu seiner Kirche und seinen starken Glauben ausgedrückt, so Schermann.