Ein römisch-katholischer Priester hält eine Schale und eine Hostie in der Hand
APA/dpa/Uwe Anspach
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Katholiken

Vatikan interveniert erneut gegen deutsche Kirchenreformen

Der Vatikan hat erneut seine Skepsis gegenüber dem Reformprojekt Synodaler Weg der katholischen Kirche in Deutschland geäußert. In einem Brief aus Rom wird die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) gebeten, eine Abstimmung von der Tagesordnung ihrer Vollversammlung kommende Woche in Augsburg zu nehmen.

„Ich kann bestätigen, dass ein Brief aus dem Vatikan heute eingegangen ist“, sagte der Pressesprecher der Bischofskonferenz, Matthias Kopp, am Samstagabend auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). „In diesem Brief wird gebeten, dass die Vollversammlung – auch aufgrund von anstehenden Gesprächen zwischen Vertretern der Römischen Kurie und Vertretern der Deutschen Bischofskonferenz – nicht über die Satzung des Synodalen Ausschusses abstimmt.“

Der DBK-Vorsitzende Bischof Georg Bätzing habe seinen Mitbrüdern daher mitgeteilt, den Punkt zunächst von der Tagesordnung zu nehmen. „Alles weitere wird sich während der Vollversammlung in Augsburg zeigen“, so Kopp.

Schon mehrfach kritische Post aus Vatikan

Der Vatikan hatte in den vergangenen Jahren schon mehrfach erklärt, die Kirche in Deutschland sei nicht befugt, ein gemeinsames Leitungsorgan von Laien und Klerikern einzurichten. Dies aber sieht der Reformprozess Synodaler Weg vor, den die Bischofskonferenz und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) 2019 gemeinsam gestartet hatten.

Der im November konstituierte Synodale Ausschuss soll die Einrichtung eines Synodalen Rates vorbereiten. In diesem Gremium wollen Bischöfe und katholische Laien ihre Beratungen über die Themen Macht, Rolle der Frau, Sexualmoral und priesterliche Lebensform fortsetzen.

Vier Bischöfe gegen Projekt

Vier deutsche Ortsbischöfe hatten sich gegen eine Mitarbeit im Ausschuss und gegen eine Finanzierung des Projekts über den Verband der Diözesen Deutschlands ausgesprochen. Die Bischöfe Gregor Maria Hanke (Eichstätt), Stefan Oster (Passau), Rudolf Voderholzer (Regensburg) und Kardinal Rainer Maria Woelki (Köln) verwiesen auf Vorbehalte aus dem Vatikan. Nach Ansicht der vier Bischöfe läuft bereits die Einrichtung eines vorbereitenden Synodalen Ausschusses den Weisungen von Papst Franziskus zuwider.

„Schlag in die Magengrube“

Der deutsche Kirchenrechtler Thomas Schüller kritisierte die Intervention des Vatikans bei der Tagesordnung der Deutschen Bischofskonferenz scharf. Das Eingreifen von höchster Stelle belege die „panische Angst Roms, dass in Deutschland zukünftig Bischöfe den verbindlichen Rat der Gläubigen einholen müssen“, sagte Schüller der Deutschen Presse-Agentur. „Es ist eine direkte Misstrauenserklärung an die reformbereiten deutschen Bischöfe, an ihrer Spitze ihr Vorsitzender Bischof Georg Bätzing aus Limburg.“

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing
Reuters/Timm Reichert
Kirchenrechtler Schüller sieht die Intervention „Schlag in die Magengrube“ des DBK-Vorsitzenden Bätzing (im Bild)

Schüller, der selbst Mitglied des Synodalen Ausschusses ist, bezeichnete die Intervention des Vatikans als „Schlag in die Magengrube“ Bätzings und der anderen Reformer. „Der Papst misstraut abgrundtief der deutschen Kirche und ihren Bischöfen.“

Papst allein entscheidet

Wie willkürlich die Entscheidung von Papst Franziskus sei, zeige sich auch daran, dass er für das Amazonasgebiet durchaus ein Statut genehmigt habe, bei dem Bischöfe und Laien gleichberechtigt und stimmberechtigt seien. „Damit wird deutlich: In der katholischen Kirche entscheidet allein der Papst, was aus seiner Sicht synodal bedeutet und wem er es gestattet und wem nicht.“ Im Ergebnis bedeute dieses Machtwort das Ende des Synodalen Ausschusses.