Österreich

Caritas fordert Änderungen bei Gewaltschutz

Die Caritas fordert anlässlich des bevorstehenden Weltfrauentags am Freitag von der Politik besseren Schutz vor Gewalt für Mädchen und Frauen in Österreich. Angesichts der schockierend hohen Zahl an Femiziden und Gewalt in den vergangenen Tagen sei eine vorrangige Behandlung des Themas durch die Politik notwendig.

„Wir fordern eine weitere Stärkung des Opferschutzes, ein verbessertes Präventionsangebot und den Ausbau und die nachhaltige Finanzierung von Gewaltschutzeinrichtungen“, sagte Caritas-Präsidentin Nora Tödtling-Musenbichler am Donnerstag in einer Aussendung. Den notwendigen „Paradigmenwechsel“ müssten „alle mittragen – Politik, Gesellschaft, Wirtschaft, Männer wie Frauen“.

Der Weltfrauentag am 8. März rücke das Anliegen einer umfassenden Gleichstellung der Geschlechter ins Zentrum. Dabei müsse gelten: „Gleichstellung ist nicht nur ein Ziel, sondern der Grundstein für eine gerechte Verteilung von Care-Arbeit, Chancengerechtigkeit am Arbeitsmarkt und den Abbau von Frauenarmut sowie Gewalt gegen Frauen“, so Tödtling-Musenbichler.

Wertschätzung von Care-Arbeit

Weiters forderte Tödtling-Musenbichler einen „Wandel in der Art und Weise, wie wir Lohnarbeit und Care-Arbeit wertschätzen und gerecht verteilen“. Dieser solle nicht nur Frauen endlich ermöglichen, gleichberechtigt am Arbeitsmarkt teilzunehmen, sondern auch sicherstellen, dass ihre Arbeit gerecht entlohnt werde.

Gesetze und rechtliche Rahmenbedingungen sollten bereits im Entstehungsprozess auf ihre Auswirkungen auf Frauen überprüft werden. Dadurch gelte es, „geschlechtsspezifische Benachteiligungen zu verhindern, indem Frauen in diesen Entscheidungsprozessen, die ihr Leben betreffen, als Gestalterinnen partizipieren“, so die Caritas-Präsidentin.

Frauen besonders von Armut bedroht

Eine direkte Folge struktureller Benachteiligung ist laut Caritas, dass Frauen in Österreich besonders von Armut bedroht sind. Alleinerziehende Mütter und Frauen im Pensionsalter seien dabei besonders vulnerabel. Es gebe dafür vielfältige Ursachen, so die Caritas-Chefin: „Unbezahlte Care-Arbeit, ein Mangel an erschwinglichen und qualitativ guten Kinderbetreuungseinrichtungen, ein Arbeitsmarkt, der Vereinbarkeit von Familie und Beruf oftmals erschwert, und tief verwurzelte Geschlechterstereotype“ seien nur einige davon.

„Care-Arbeit ist keine natürliche Ressource, die einfach in Anspruch genommen werden kann“, so Tödtling-Musenbichler weiter. Vielmehr werde sie über alle Lebensabschnitte, beginnend bei der Kinderbetreuung hin zur Altenpflege, überwiegend von Frauen geleistet. „Wir fordern die entschlossene Anerkennung und Aufwertung von Care-Arbeit als ‚Arbeit‘ in der Gesellschaft und die Schaffung von Rahmenbedingungen, um eine faire Aufteilung von Care-Arbeit und Erwerbsarbeit zwischen den Geschlechtern zu fördern“.

Chancengleichheit am Arbeitsmarkt

Ein „Kulturwandel – in der Gesellschaft wie in der Wirtschaft“ sei vonnöten. Um die wirtschaftliche Unabhängigkeit von Frauen zu stärken und finanzielle Armut zu verhindern, müsse zudem der Zugang von Frauen zum Arbeitsmarkt verbessert werden, erklärte Tödtling-Musenbichler. Dazu gehörten Chancengleichheit, faire Arbeitsbedingungen und eine „armutsfeste Entlohnung“ vor allem auch in frauenspezifischen Branchen.

„Der Ausbau von qualitativ hochwertigen, zugänglichen und leistbaren Betreuungseinrichtungen für Kinder und der Ausbau der mobilen Pflege und anderer Unterstützungsleistungen für pflegende Angehörige ist dabei unerlässlich“, so die Caritas-Präsidentin. Sozialleistungen, die auf einer „klassisch männlichen Erwerbsbiografie“ basierten, benachteiligten Frauen strukturell, kritisierte die Caritas.

Auch bei steuerlichen Begünstigungen – etwa beim Familienbonus oder dem aktuell diskutierten Vollzeitbonus – würden Frauen aufgrund der höheren Teilzeitquote benachteiligt. Tödtling-Musenbichler: „Lücken im Sozialstaat treffen damit auch vor allem Frauen! Bis also die Maßnahmen zur Verhinderung von Frauenarmut und zur Gleichstellung der Geschlechter wirksam werden, ist ein armutsfester Sozialstaat unabdingbar.“

„SafeHome“ für Frauen

In Salzburg entsteht neben dem Standort in der Salzburger Plainstraße, an dem aktuell 29 Frauen und 23 Kinder, die Gewalt erleben mussten, in Hallein ein weiteres „SafeHome“ der Hilfsorganisation. Ab 2025 soll hier eine Einrichtung für weitere 17 Frauen eröffnen.

Die beiden Einrichtungen sind Teil des landesweiten Unterstützungsnetzes für betroffene Frauen und ihre Kinder und werden vom Land Salzburg finanziell unterstützt. „Nicht nur am Weltfrauentag ist Gewalt an Frauen keinesfalls zu tolerieren, sondern an jedem einzelnen Tag im Jahr“, sagte Andrea Schmid, stellvertretende Direktorin der Caritas Salzburg. Auch sie kritisierte den Beginn des Jahres 2024 mit sieben brutalen Femiziden als „untragbar“.