Ostereier in einem Korb
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Christentum

Hase und Ei: Brauchtum rund um Ostern

Rund um Ostern gibt es seit Jahrhunderten eine bunte Reihe von Bräuchen und Symbolen, die bis heute – in teils veränderter Form – Bestand haben. Manche von ihnen wie die Ratschen und der Epitaphios, eine liturgische Decke, sind nur in einzelnen christlichen Konfessionen verbreitet.

Hase, Osterlamm und Ei sind wohl die bekanntesten Ostersymbole. Doch es gibt auch zahlreiche andere Traditionen zum Hauptfest im christlichen Kirchenjahr wie den Palmbuschen, das Ratschen und die im ländlichen Raum beliebte Osterspeisensegnung. Während die Segnung von Speisen in vielen christlichen Traditionen bekannt ist, sind die Ratschen eine in erster Linie katholische Tradition.

Im Hintergrund steht die Trauer über das Leiden Jesu ab Donnerstagabend, das dadurch symbolisiert wird, dass die Kirchenglocken nach Rom „fliegen“ – und erst wieder in der Osternacht läuten. Die Ratschen ersetzen die fehlenden Glocken zu Mittag und zum abendlichen Vesperläuten. In der Tradition des rumänisch-orthodoxen Christentums kennt man diese nicht, dafür aber den Epitaphios – eine liturgische Decke, auf welche die Grablegung Jesu gestickt ist. Der Epitaphios wird auf einen Tisch gelegt und ist zentral für einen speziellen Ritus.

Teilhabe an Grablegung Jesu

Wie Cezar Marksteiner-Ungureanu, Sozialethiker und Pfarrer der rumänisch-orthodoxen Gemeinde in Krems an der Donau und Stockerau in Niederösterreich, religion.ORF.at erzählt, wird dieser Ritus auch in den rumänisch-orthodoxen Gemeinden in Österreich vollzogen. Der mit dem Epitaphios geschmückte Tisch symbolisiert das Grab Jesu und wird von den Gläubigen mit Blumen geschmückt. Am Vormittag des Karfreitags wird er in die Mitte der Kirche gestellt, am Abend gehen die Gläubigen gebückt unter dem Tisch durch. Damit nehmen sie symbolisch an der Grablegung Jesu teil.

Epitaphios in der rumänisch-orthodoxen Gemeinde in Krems (Niederösterreich)
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Die liturgische Decke ist mit der Grablegung Jesu bestickt

Gleichzeitig stehe der Ritus, so Marksteiner-Ungureanu, für eine Art Wiedergutmachung dafür, dass Jesu Grablegung, so die biblische Überlieferung, in aller Eile geschehen musste. Im Ritual der rumänisch-orthodoxen Gemeinde begleiten die Gläubigen Jesus nun „mit aller Ruhe, voller Frömmigkeit und Hochachtung auf seinem Weg zur Grablegung“. Wie Marksteiner-Ungureanu erzählt, ist das Ritual in Rumänien weit verbreitet: „Viele Menschen nehmen daran teil, unabhängig davon, wie gläubig sie sind.“

Lange Tradition der Ostereier

Verzierte, gefärbte Ostereier hingegen kennen alle christlichen Konfessionen – und zwar sowohl als Schmuck als auch als Lebensmittel, das für den Verzehr vorgesehen ist. Bereits vor dem Christentum galt das Ei als Zeichen für das erwachende Leben. Im Christentum wurde das Symbol übernommen und in Richtung der Auferstehung Christi von den Toten gedeutet. So wie das Kücken die Schale durchbricht, komme Jesus lebend aus dem Felsengrab, so eine Interpretation.

Bunt verzierte Ostereier als Dekoration, Ikonen im Hintergrund
Emanuel Cornila Photography
Das Ei gilt in vielen Traditionen als Symbol für das erwachende Leben

Eine andere besagt, dass Maria Magdalena einen Wachsoldaten mit einem Ei bestochen haben soll, um in das Haus des Pilatus zu kommen und am Prozess gegen Jesus teilnehmen zu können. Da früher in der Fastenzeit auf tierische Speisen verzichtet wurde, wurde das Ei („flüssiges Fleisch“) zum ersehnten Ostergeschenk. In manchen Gegenden wurden die in der Fastenzeit angesparten Eier auch als Zahlungsmittel verwendet.

Der Osterhase

Wie der Osterhase zum Ei kam, ist bis heute ungeklärt. Belegt ist, dass er bereits in der ägyptischen Mythologie als Fruchtbarkeitssymbol auftaucht. Im Jahr 1682 wurde er das erste Mal schriftlich im Zusammenhang mit Ostern erwähnt. Die Vermutungen gehen dahin, der Hase sei eine unverstandene Umformung des Osterlamms, so eine Erklärung im „Ethymologischen Wörterbuch“ von Friedrich Kluge.

Die Verbindung mit Ostern könnte aber auch daher kommen, dass man lange glaubte, Hasen würden mit offenen Augen schlafen, weshalb man sie oft zum Symbol für Christus sieht, der, von den Toten zurückgekehrt, nie wieder „entschlafen“ wird. Ein anderer Erklärungsversuch gründet in der Fruchtbarkeit des Tieres, die auf die Unzerstörbarkeit des Lebens und somit auf die Auferstehung hindeuten soll.

Schokoladeosterhase in einer Blumenwiese
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Der Ursprung der Osterhasentradition ist unklar

Heute ist der Schokoladeosterhase ein beliebtes Ostergeschenk und Teil des Osterkörbchens, das in manchen Familien traditionell am Ostersonntag versteckt wird. Wie Marksteiner-Ungureanu mit Blick auf die rumänisch-orthodoxe Gemeinde sagt, ist der Osterhase für Kinder meist ein wichtiges Thema: „Dort, wo Ostern nicht als religiöse Feier zelebriert wird, spielt der Osterhase vielleicht sogar eine noch wichtigere Rolle.“

Lamm als Lebensversicherung

Das Lamm gilt seit Jahrtausenden als Symbol des Lebens. Da es nicht nur Speise und Trank lieferte, sondern auch Kleidung und Material für Trommeln, Horn- und Saiteninstrumente, wurde es lange Zeit als „gutes Opfertier“ gesehen. Biblische Zeugnisse hierfür sind etwa die Geschichte des Propheten Jesaja und Johannes des Täufers, der Jesus als „Lamm Gottes“ beschreibt.

Sendungshinweis

Was es mit den Osterbräuchen auf sich hat und wie sie aussehen, zeigt auch „Was ich glaube“

Die Darstellung Jesu als das „wahre Paschalamm“ (Osterlamm) in den Petrus- und Paulusbriefen der Bibel zeichnet Jesus als Inbegriff des Lebens. Er stelle Speise und Trank sowie Freiheit und Versöhnung mit Gott dar.

Das Lamm als Symbol für die Auferstehung Christi führte im Christentum zum Brauchtum des Backens von Osterlämmern als Gebildbrot, eines Brotes in Form eines Osterlamms. Bis heute werden die gebackenen Biskuitteiglämmer speziell in Südösterreich in der Osterfeier zur Speisen- oder Fleischweihe gebracht.

Palmzweige, Osterstrauch und Kren

Neben den Tieren sind auch Pflanzen fest in das Osterfest integriert, allen voran die Palmbuschen und Palmwedel. Der Ursprung des christlichen Brauches geht auf die biblischen Berichte zurück, wonach Jesus auf einem Esel als „Friedenskönig“ in die Stadt Jerusalem eingezogen sei. Das Volk habe ihm dabei mit Palmzweigen zugejubelt, die im Judentum als Zeichen der Huldigung und des Sieges galten.

In Erinnerung daran werden am Palmsonntag die Palmbuschen geweiht. In manchen Gemeinden besteht noch der Brauch, bei der Palmprozession einen lebensgroßen Esel aus Holz, auf dem eine Christusfigur sitzt, mitzuführen. Ohne direkten Bibelverweis hat sich auch der Brauch des Osterstrauchs eingebürgert. Bestehend aus Weidenkätzchen, Kirsche oder aus den ursprünglich aus China stammenden goldgelben Forsythien werden die Zweige traditionell mehrere Tage vor dem Osterfest abgeschnitten und ins Haus gestellt, um zu Ostern zu blühen oder grüne Blätter auszutreiben.

Sie gelten damit als Symbol der Fruchtbarkeit, des über die Kälte siegenden Frühlings und des aufblühenden Lebens. Ausgeblasene, gefärbte und oft auch kunstvoll verzierte oder geritzte Eier werden an ihm aufgehängt.

„Halleluja-Jause“ und Abschluss der Fastenzeit

Die Wurzeln der Segnung der Osterspeisen gehen bis in das 7. Jahrhundert zurück. Osterbrot, Schinken, Ostereier, Kren, Salz und Kräuter befinden sich traditionell in den Körben, die am Karsamstag in die Osternachtsliturgie mitgebracht und dort gesegnet werden, während der Inhalt oft seine Endbestimmung in der anschließenden Osterjause oder auch „Halleluja-Jause“ findet. Die Osterspeisensegnung wird als Abschluss der Fastenzeit gefeiert und erinnert an die Mähler, die Jesus gemeinsam mit anderen hielt.