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Erzdiözese Wien: Keine Rede von Kirchenschließungswelle

Die Erzdiözese Wien hat einen Bericht in der Tageszeitung „Kurier“ (Samstagsausgabe) über eine angeblich geplante Schließung von bis zu 150 Kirchen zurückgewiesen. Das Dokument, auf das sich der „Kurier“ beruft, sei eine „Ressourcenanalyse“, so die Erklärung auf der Website der Erzdiözese Wien.

Die „Ressourcenanalyse“ enthalte „eine Reihe von Zahlenspielen“ mit dem Zweck, „die Notwendigkeit eines sparsamen Umgangs mit Ressourcen zu verdeutlichen“, so die Erklärung von Diözesansprecher Michael Prüller weiter. Die dort genannten Zahlen hätten „keine wissenschaftliche Basis“, sondern seien „simple lineare Trendfortschreibungen ohne Anspruch auf Genauigkeit“.

Kein Mensch in der Diözese denke daran, „14 Kirchen pro Jahr abzugeben“, so Prüller weiter. Gleichwohl zeige die Zahl, dass man aktiv mit dem Faktum umgehen müsse, dass die finanzielle Last mit anhaltendem Austritt von Gläubigen steige. Derzeit gebe es Überlegungen für weitere drei Kirchenschließungen bzw. -abgaben, die in den nächsten zwei Jahren schlagend werden könnten.

„Mit Maß und Ziel“

„Es wird wohl aufgrund der abnehmenden Ressourcen in den kommenden Jahren damit zu rechnen sein, dass wir noch weitere Kirchen abgeben werden, aber mit Maß und Ziel, auch wenn der steile Anstieg von Bau- und Erhaltungskosten die Sache naturgemäß den Pfarren zusetzt.“ Der Ball liege bei den derzeit 139 Entwicklungsräumen, die aufgefordert seien, pastorale und wirtschaftliche Gebäudepläne zu erstellen und zu deklarieren, welche Gebäude wozu mittel- und langfristig erhalten bleiben sollten.

Dabei gelte es, kreativ zu sein, heißt es in der Erklärung der Erzdiözese weiter: schließlich gebe es auch die Möglichkeit, Gebäude weiterzuentwickeln, wie etwa das ehemalige Pfarrzentrum der Pfarre Krim im 18. Bezirk, das nun als Grätzlzentrum „Frieda“ auch für anderen nicht-kirchliche Initiativen zur Verfügung steht. Auch Umbauten von nicht-sakralen Gebäuden und deren Vermietung seien Möglichkeiten, finanzielle Ressourcen langfristig zu sichern. „Intelligent sparen“ laute das Motto. Bei all dem gehe es der Erzdiözese „um die Menschen“, so Prüller. „Daher wollen wir auch, was die Gläubigen betrifft, wachsen.“

Netz von „Zentralkirchen“ und Gebetsräume

Der „Kurier“ bezieht sich in seinem Bericht auf ein Dokument mit dem Titel „Verwerfungen“. Darin heißt es laut Kurier-Bericht: „Wenn sich die Anzahl der Katholiken jährlich um 14.000 verringert, dann bedeutet dies, dass diözesan eine jährliche Reduktion von 14 Kirchen erforderlich wäre, um die Last auf die verbliebenen Katholiken gleich zu halten.“

Derzeit verfügt die Erzdiözese Wien noch über rund 1.000 Kirchengebäude bzw. 3.500 Objekte insgesamt. Streng linear berechnet würde sich aus den Austritten und dem Rückgang an Katholiken pro Jahr eine Reduktion der Gebäude um 150 bis ins Jahr 2033 ergeben.

Zitiert wird im „Kurier“ u.a. Dompfarrer Toni Faber, der sich wenig überrascht zeigte: „Es ist ganz normal, dass wir nicht mehr die ganze Gebäudestruktur brauchen, die unter Joseph II. eingerichtet worden ist. Es ist unausweichlich und braucht uns nicht in Furcht und Schrecken versetzen.“ Es werde künftig ein Netz von „Zentralkirche“ und dazu kleineren Gebetsräumen brauchen, zeigte sich Faber überzeugt.