Linzer Mariendom
APA/AFP/Samuel Kubani
APA/AFP/Samuel Kubani

Festreigen: 100 Jahre Linzer Mariendom

Vor 100 Jahren, am 29. April 1924, ist der Linzer Mariendom nach 62-jähriger Bauzeit geweiht worden. Österreichs größte Kirche feiert ihr Jubiläum mit einem vielfältigen Programm wie etwa der Veranstaltungsreihe „DonnaStage“, einer eigenen Festschrift und neuen, digitalen Vermittlungsangeboten.

Das geht aus einer Aussendung der Diözese Linz hervor. Den Anfang macht der „Tag des offenen Doms“ am 27. April, der zum Entdecken von sonst nur schwer zugänglichen Räume und Orte im Dom einlädt. Für Kinder gibt es ein Mitmachprogramm mit Hüpfkirche und einer Zaubershow mit Magic Priest Gert Smetanig.

Am 28. April feiert Bischof Manfred Scheuer den Festgottesdienst anlässlich des Jubiläums, musikalisch gestaltet mit der Messe in d-Moll von Anton Bruckner. Der Komponist wurde vor 200 Jahren geboren, 2024 ist daher auch ein Bruckner-Jahr.

Zwei Publikationen

Durch die Festschrift „Der Mariendom Linz. Glaube, Gesellschaft, Kunst, Kultur“ sowie einen Band der Österreichischen Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege (ÖZKD) mit dem Titel „Der Linzer Mariendom“ widmen sich gleich zwei Publikationen dem Jubiläum. „So manches Detail wird auch Kennern des Doms neu sein, manche Beschreibungen finden sich hier zum ersten Mal veröffentlicht“, versprach in einer Aussendung Johann Hintermaier, der als Bischofsvikar für Bildung, Kunst & Kultur die Jubiläumsfeierlichkeiten verantwortet.

Auf 241 Seiten zeigen 35 Autorinnen und Autoren der Festschrift die vielfältigen Funktionen des Mariendoms auf, darunter der Linzer Bischof Manfred Scheuer, der seine Beziehung zum Mariendom in dem Artikel „Der anvertraute, zugemutete und geschenkte Dom“ vorstellt. Ebenso kommen die beiden emeritierten Bischöfe Ludwig Schwarz und Maximilian Aichern zu Wort sowie der Superintendent Gerold Lehner, Landeshauptmann Thomas Stelzer und der Linzer Bürgermeister Klaus Luger.

Der Reinerlös aus dem Verkauf der Festschrift kommt der Restaurierung und Erhaltung des Mariendoms zugute. Die Festschrift ist zum Preis von 20 Euro im Domcenter (Domplatz 1, 4020 Linz, E-Mail: domcenter@dioezese-linz.at) sowie im ausgewählten Buchhandel erhältlich.

Raum für Diskurs

Anlässlich des Weihejubiläums setzt die Kirche auch einen künstlerischen Schwerpunkt: Die Veranstaltungsreihe „DonnaStage“ macht den Dom und das neue Domcenter zum Aushandlungsort für zeitgenössische Fragen nach Frauenrollen, Familienbildern und Geschlechtergerechtigkeit. „In der Bauzeit des Doms fanden idealisierte Bilder von Maria, Josef und dem Jesuskind als ‚Heilige Familie‘ weite Verbreitung. Heute sind Rollenverständnis und Familienkonstellationen aber diverser geworden“, sagte Martina Resch, Initiatorin der „DonnaStage“.

Die Themen sollen in Lesungen, Workshops, Schreibwerkstätten, Vorträgen und Debatten aufgegriffen werden und den Austausch zwischen Vertreter unterschiedlicher wissenschaftlicher Disziplinen mit Akteuren aus Stadtkulturarbeit, Politik und Kunst vorantreiben, so Resch.

Auch die Turmkapelle West im Mariendom wird im Jubiläumsjahr 2024 zum weiblichen Kunstraum. Künstlerinnen wie Monika Pichler, Esther Strauß, Katharina Struber, Judith Huemer und Bernadette Huber werden das Thema der Heiligen Familie in einer Wechselausstellung reflektieren und neue Zugänge eröffnen.

200 Jahre Anton Bruckner

Der Mariendom ist eng mit Anton Bruckner verknüpft, dessen 200. Geburtstag heuer gefeiert wird. Der Komponist ist nicht nur im berühmten Linzer Fenster des Doms verewigt, auch bedeutende Kompositionen wie die für den Mariendom geschaffene Motette „Locus iste“ oder die anlässlich der Einweihung der Votivkapelle komponierte Messe in e-Moll verbinden Bruckner mit dem Dom.

Im Rahmen der Jubiläen setzt der Dommusikverein Linz beim Symposium „1824 – 1924 – 2024“ am 27. April Bruckner und die Neogotik in Architektur, Musik und Geschichte in Beziehung. An diesem Tag findet im Mariendom mit dem Konzert Bruckner-Resonanzen auch eine musikalisch-poetische Annäherung an den Komponisten statt.

Kompositionswerkstatt

Weiters wurde 2024 eine Kompositionswerkstatt ins Leben gerufen, die sieben Komponistinnen und Komponisten Raum für Klangexperimente in Annäherung an Anton Bruckner gibt. Die Uraufführung der Werke findet am 17. Oktober mit dem Vokalensemble Cantando Admont statt.

Eine Besonderheit erwartet die Besucher im Rahmen der Eröffnung des heurigen Ars Electronica Festivals am 4. September. Mit „BruQner“ startet das Festival den weltweit ersten Versuchen, mit echten Quanteneffekten künstlerisch zu arbeiten. Markante Passagen aus Bruckners Werk werden dabei auf neue Weise hörbar gemacht.

Domcenter und multimediale Führungen

Ab Ende April soll auch das neue Domcenter eröffnen. Die barrierefreie „Informationsdrehscheibe“ soll eine Besucher-Anlaufstelle und Ausgangspunkt für einen neuen Rundgang mit multimedialen Vermittlungsstationen sein. Letzterer ermöglicht spannende Einblicke in und neue Perspektiven auf die Besonderheiten des Doms und ausgewählte Objekte des Kunstschatzes.

Auf Initiative von Bischof Franz Joseph Rudigier wurde am 1. Mai 1862 der Grundstein für den Mariä-Empfängnis-Dom in Linz gelegt. Der Sakralbau sollte die überragende Marienverehrung in Oberösterreich dokumentieren und verewigen. Mit dem Entwurf und den anschließenden Ausführungsplanungen wurde der Kölner Dombaumeister Vincenz Statz beauftragt. Der Dombau galt zu seiner Zeit als das größte Bauvorhaben in ganz Europa und stellte eine technische und logistische Meisterleistung dar. Nach 62-jähriger Bauzeit wurde der Mariendom am 29. April 1924 geweiht.