Militär

Israel: Ultraorthodoxe protestieren gegen Einberufung

Tausende ultraorthodoxe Juden haben in Jerusalem vor einem Rekrutierungsbüro der israelischen Armee gegen ein Urteil des Obersten Gerichtshofs protestiert. Seit 1. April gilt für ultraorthodoxe Juden in Israel keine Ausnahme von der Wehrpflicht mehr.

Demonstrierende zeigten Schilder mit der Aufschrift „Die israelischen Behörden verfolgen Thora-Gelehrte“ und „Ins Gefängnis – und nicht in die Armee“. Berichten zufolge kam es zu Zusammenstößen zwischen den Demonstranten und der Polizei. Hintergrund des Streits ist eine Praxis, mit der Haredi-Männer im wehrfähigen Alter bisher einer Einberufung entgehen konnten: Sie schrieben sich für ein Religionsstudium ein und erwirkten immer wieder Dienstaufschub.

Diese De-facto-Befreiung vom Militärdienst und die staatlichen Stipendien, die viele solcher Studenten erhalten, sorgen schon lange für Unmut in der Bevölkerung. Dies verstärkte sich noch einmal seit Beginn des Nahost-Kriegs.

Protestierende in Israel
APA/AFP/ Menahem Kahana
Tausende ultraorthodoxe Juden haben in Jerusalem gegen ein Urteil des Obersten Gerichtshofs protestiert

Änderung des Rekrutierungsalters

Nachdem die Regierung wiederholt Pläne für eine Erhöhung des Rekrutierungsalters ultraorthodoxer Wehrpflichtiger verzögert hatte, trat zum 1. April eine Verfügung des Obersten Gerichts in Kraft. Sie untersagt staatliche Stipendien für wehrpflichtige Vollzeit-Talmud-Studenten.

Zudem wurde das Militär angehalten, von nun an auch diese bisher weitgehend befreiten Studenten einzuziehen. Medienberichten zufolge sind derzeit etwa 63.000 Männer betroffen. Derzeit erhalten etwa 1.500 Talmud-Schulen eine Finanzierung für etwa 56.500 von ihnen.