Judentum

Pessach: Fest im Schatten des Krieges

Was viele Feiertage, auch die jüdischen, auszeichnet, sind Vorschriften rund um Speisen, Rituale und Reinheitsgebote. Was zu Pessach aber vor allem gefeiert wird, sind die Befreiung aus der ägyptischen Sklaverei und der Bund mit Gott auf dem Berg Sinai.

Heuer werden in jüdischen Einrichtungen besondere Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Pessach ist eines der wichtigsten Feste im Judentum. Es beginnt am 15. Nisan, einem Frühlingsmonat im jüdischen Kalender, und dauert in Israel sieben Tage, in der Diaspora acht – heuer wird es von Montagabend bis zum Abend des 30. April gefeiert.

Zu Pessach, dem „Fest der ungesäuerten Brote“ (Ex 12,17) gilt das Verbot, gesäuerte Lebensmittel („Chamez“) zu essen oder auch nur im Haus zu haben. Als gesäuert gelten alle Speisen und Getränke auf Getreidebasis, wenn sie in irgendeiner Form einen Gärungsprozess durchgemacht haben.

Erinnerung an den Auszug aus Ägypten

Während der sieben oder acht Tage des Pessachfests sind nur ungesäuerte Brote, Mazzen oder Mazzot, erlaubt. Der Herstellungsprozess dieser Fladenbrote darf nicht länger als 18 Minuten dauern, die Fladen dürfen keine Backtriebmittel wie Germ oder Backpulver enthalten. Diese Brote sollen die Gläubigen an die Hast vor dem Auszug aus Ägypten erinnern, die ihnen keine Zeit ließ, den Brotteig in gewohnter Weise gehen zu lassen.

Seder-Platte, Pessach
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Traditioneller Pessach-Teller

Symbolische Speisen

Traditionell werden zu Pessach mehrere symbolische Speisen aufgetragen: Eier, die für das Glück stehen, aus der Sklaverei befreit worden zu sein, Bitterkräuter für die Bitternis der Gefangenschaft, Salzwasser für die Tränen, die von den Vorfahren vergossen wurden, und ein Aufstrich aus Äpfeln, Nüssen und Rotwein („Charosset“). Letzteres symbolisiert die Lehmziegel, zu deren Herstellung die Israeliten in der Sklaverei laut Bibel gezwungen waren.

Eine etwas weltlichere Nachspeise und besonders in den USA beliebt ist „Matzoh Buttercrunch“. In vielen US-Medien und auf Kochwebsites finden sich Rezepte zu der Süßspeise, die mit traditionellen Mazzot, Schokolade, Karamell und Nüssen hergestellt wird.

Pessach-Süßspeise Matzoh Buttercrunch
APA/AP/Cheyenne Cohen
Moderne Pessach-Süßspeise: Matzoh Buttercrunch

Den Höhepunkt des Festes bildet der Seder-Abend (seder: Ordnung), dessen Ablauf genau festgelegt ist. Während die Haggada (Erzählung) von Pessach vorgelesen wird, werden die symbolischen Speisen in einer bestimmten Reihenfolge gegessen und dazu vier Becher Wein getrunken.

„Vorübergehen“

Das Wort Pessach leitet sich vom hebräischen Verb „passach“ (engl. „Passover“, übergehen, auslassen) ab. Im Hintergrund steht die Erzählung, dass Gott laut dem zweiten Buch Moses (Ex 12) die Israeliten vor der zehnten ägyptischen Plage, dem Tod der Erstgeborenen, verschonte. Gott wies die Israeliten an, ein einjähriges Lamm zu schlachten und die Türstöcke mit dessen Blut zu bestreichen.

Schon vor dem Fest wird das Haus in traditionellen Familien einer gründlichen Reinigung unterzogen. Zu Pessach kommt man zusammen, um gemeinsam zu essen, Spiele zu spielen und zu feiern. Jüdinnen und Juden aus aller Welt fliegen zu dem Feiertag nach Israel – heuer könnte das anders sein. Der Nahost-Krieg wirft seine Schatten.

Weltweit wird Pessach in Zeiten von Krieg und Terror anders begangen werden als sonst. Viele Familien trauern um im Zuge des Massakers der Hamas am 7. Oktober 2023 ermordete oder verschleppte Verwandte, Freundinnen und Freunde. In seiner diesjährigen Pessachbotschaft spricht der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) Wien, Oskar Deutsch, das Schicksal der Geiseln an, die sich noch immer in der Gefangenschaft der Hamas befinden.

Erinnern an von Hamas verschleppte Geiseln

Zu Beginn des heurigen Pessachfests wird in Israel am Montag auf das Schicksal der Geiseln hingewiesen. Die Angehörigen riefen dazu auf, am Sederabend zum Auftakt des Fests mit einem leeren Sessel an die vor mehr als einem halben Jahr verschleppten Menschen zu erinnern. Auch Staatschef Jizchak Herzog unterstützt den Aufruf.

Bilder zeigen von der Hamas festgehaltene Geiseln, Aktion zu Pessach 2024
APA/AFP/Jack Guez
Leere Sessel sollen an die von der Hamas verschleppten Geiseln erinnern

Die radikalislamische Hamas hatte am 7. Oktober einen Großangriff auf Israel verübt und dabei nach israelischen Angaben etwa 1.200 Menschen getötet sowie rund 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Rund 100 davon wurden während einer Feuerpause im November freigelassen. Israel geht davon aus, dass sich noch 129 Geiseln im Gazastreifen befinden – 34 dieser Verschleppten sollen bereits tot sein.

Sicherheitsmaßnahmen verstärkt

Jüdische Einrichtungen werden in Österreich wegen des Nahost-Krieges und besonders nach dem iranischen Angriff auf Israel verstärkt überwacht. „Im Rahmen des Objekt- und Personenschutzes findet eine verstärkte Überwachung aller israelischen und IKG-Objekte statt“, hieß es dazu aus dem Innenministerium. Die polizeilichen Maßnahmen würden „laufend evaluiert und aufgrund der aktuellen Gefahreneinschätzung entsprechend angepasst“. Der Verfassungsschutz sei „diesbezüglich sensibilisiert“, hieß es weiter.

Frankreich hatte vergangene Woche ebenfalls erklärt, die Sicherheitsvorkehrungen für jüdische Einrichtungen zu verstärken. Angesichts des Pessachfests und der aktuellen internationalen Lage seien die örtlichen Behörden angewiesen worden, die Sicherheit an Orten, die von jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern besucht würden, insbesondere Synagogen und jüdische Schulen, deutlich zu erhöhen.