Mädchen auf einer Schaukel
Getty Images/Annie Otzen
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Soziales

Katholische Aktion: „Gewalt-Tradition“ in Familien unterbrechen

Die Gewaltspirale gegen Kinder beginnt bereits beim Anschreien oder heftigen Beschimpfen, so das Forum Beziehung, Ehe und Familie (FBEF) der Katholischen Aktion Österreich, das einen deutlichen Ausbau von niederschwelligen Beratungs- und Begleitungsangeboten für Eltern fordert.

Zwar sei Gewalt in der Erziehung bereits seit 35 Jahren verboten, Gewalt gegen Kinder sei aber noch immer tabuisiert, so die FBEF-Vorsitzende Herta Wagentristl am Donnerstag in einer Aussendung. Den Grund sieht Wagentristl in einer Art „Gewalt-Tradition“.

Da viele junge Eltern keine Alternativen kennengelernt hätten, sondern selbst mit Gewalt erzogen wurden, würden sie auf vertraute Handlungsmuster zurückgreifen. Das Forum forderte daher einen deutlichen Ausbau von niederschwellige Beratungs- und Begleitungsangebot für Eltern, um mit Stress und Überlastung besser umgehen zu können.

Gewalt keine „Frage des Erziehungsstils“

Gewalt sei keine „Frage des Erziehungsstils“, sondern „eine klare Zuwiderhandlung gegen die Rechte des Kindes und seinen gesetzlichen Schutz vor Gewalt“, sagte die FBEF-Vorsitzende. Hintergrund ist die erste bundesweite Kinderschutz-Kampagne „Nein zu Gewalt“, die seit Anfang April u.a. mittels Plakate auf die vielfältigen Formen von Gewalt gegen Kinder und Jugendliche hinweist. Laut den Zahlen der Kampagne wurden im Jahr 2022 rund 19.000 Anzeigen erstattet, weil Kinder in irgendeiner Form Opfer von Gewalt wurden – sei es körperliche Gewalt, sexuelle Gewalt oder Freiheitsentzug.

Vorhandene Hilfsangebote für Eltern würden zu selten in Anspruch genommen, auch deshalb, weil sie selbst bezahlt werden müssen, so das FBEF. Eltern, die sich mit ihrer eigenen Gewaltgeschichte auseinandersetzen wollen, um in Konfliktsituationen mit den eigenen Kindern nicht in alte Muster zu verfallen, benötigten kostengünstige Angebote. Zudem benötige es einen Bewusstseinswandel, „dass die Inanspruchnahme eines solchen Angebotes nicht Zeichen eines Versagens ist, dessen man sich schämen müsste, sondern ein Schritt der Stärke und des Mutes“.

Kinderschutz-Kampagne

Justizministerin Alma Zadic, Familienministerin Susanne Raab, Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm und Sozialminister Johannes Rauch präsentierten am 8. April die erste bundesweite Kinderschutz-Kampagne „Nein zu Gewalt“. Ziel der Kampagne ist es, Erwachsene für die Anzeichen von Gewalt gegen Kinder zu sensibilisieren.

Zudem sollen Kinder und Jugendliche gestärkt werden. Laut Kinderschutzeinrichtungen sind Mobbing und psychische Gewalt in der Schule oder online die häufigste Gewalterfahrung, von denen Kinder und Jugendliche berichten, gefolgt von psychischer und körperlicher Gewalt in der Familie, wozu auch die miterlebte Gewalt gegen enge Bezugspersonen des Kindes – wie etwa die Mutter – gezählt wird.