Österreich

Schönborn gratuliert zum jüdischen Pessachfest

Kardinal Christoph Schönborn hat den Jüdinnen und Juden in Österreich zum Pessachfest seine herzlichsten Glückwünsche übermittelt. „Möge dieses Pessachfest Ihnen, Ihrer Familie und allen Mitgliedern der jüdischen Gemeinde in Österreich besonderen Trost und Freude bringen“, so der Kardinal an Oberrabbiner Jaron Engelmayer.

Jedes Jahr werde beim Sedermahl die Frage gestellt: „Was ist denn anders in dieser Nacht als in den anderen Nächten?“ In diesem Jahr, so Schönborn in dem Schreiben, habe diese Frage vielleicht einen besonderen Klang, denn seit dem 7. Oktober 2023 habe sich für die jüdische Gemeinschaft in Israel und in der Diaspora vieles dramatisch verändert.

In diesem Jahr wolle man vielleicht sogar spontan antworten: „Viel zu viel ist anders in dieser Nacht!“ Dennoch feiere das Volk Israel in aller Welt „das tröstliche Fest der Befreiung und bekennt die ewige Treue des Erlösers“, so Schönborn.

Bischof Scheuer: Freiheit, Frieden, Sicherheit

Auch der Linzer Bischof Manfred Scheuer richtete ein Grußwort an die Jüdinnen und Juden in Österreich gerichtet. „Pessach ist ein Fest der Befreiung. Jüdinnen und Juden erinnern sich an die Befreiung des Volkes Israel aus der Sklaverei“, hielt Scheuer fest und erläuterte: „Grundgelegt ist diesem Fest der entschiedene Glaube an den einen Gott, der sein Volk auserwählt hat. Die Erinnerung an diese Freiheitserfahrung ist immer wieder in die Gegenwart hineinzuformulieren.“

So verbinde sich die Freude über die Befreiung immer wieder aufs Neue mit dem Wunsch nach Segen, nach Freiheit, Frieden und Sicherheit für das Volk Israel, schrieb Bischof Scheuer. Er ist in der Österreichischen Bischofskonferenz für die Kontakte mit dem Judentum zuständig.

„Dem jüdischen Volk besonders verbunden“

Scheuer weiter: „Wir Christinnen und Christen sind dem jüdischen Volk besonders verbunden, führt uns der jüdische Glaube ja zur Quelle unseres eigenen Glaubens. Wir bekennen, dass die Erinnerung an Gottes Treue zu seinem erwählten Volk konstitutiv zum christlichen Glauben dazugehört und begegnen dem Judentum mit Dankbarkeit und Ehrfurcht. Wir setzen uns ein für eine Kultur der Begegnung und verurteilen jede Form der Herabsetzung jüdischer Menschen und jüdischen Glaubens zutiefst.“ Von Herzen wünsche er ein gesegnetes und Frieden schenkendes Pessachfest, schloss der Linzer Bischof.

Sehnsucht nach Frieden

Glückwünsche und ein Grußwort kommen auch vom Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit. Die jüdischen Geschwister würden das Pessachfest unter den katastrophalen Erfahrungen seit dem 7. Oktober 2023 und mit aller Sehnsucht nach dem rettenden Frieden feiern, heißt es in dem Schreiben, das von Präsident Martin Jäggle, Vizepräsidentin Margit Leuthold und Vizepräsident Willy Weisz unterzeichnet wurde.

Das Leitungs-Trio erinnerte an den 2020 verstorbenen britischen Großrabbiner Jonathan Sacks, der die kollektive Erinnerung an die Bedrängnis in Ägypten und die Befreiung durch den Exodus als tiefe geistige und geistliche Erfahrung und Hoffnung sowie Widerstandskraft als zentralen Teil jüdischer Erfahrung beschreibe.

„Krisen auch Chancen“

Die hebräischen Buchstaben für „Krise“ (maschber) bedeuteten auch „Gebärstuhl“ und öffneten eine weitere Perspektive als die gemeinhin formulierte Rede, in Krisen auch Chancen zu verorten. Vielmehr werde darin „ein geistliches und geistiges Verständnis deutlich, dass in der Krise, in der Bedrängnis, im unendlichen Schmerz schlimmer Zeiten immer auch die Lebens- und Geburtserfahrung einer ganzen Gesellschaft eingewoben ist“.

„Wir wünschen uns allen, dass unsere jüdischen Geschwister in diesem Jahr ganz besonders diese Erfahrung erleben mögen, wie am Ende der Bedrückung durch Gottes starke ‚Hand‘ das Lob Gottes gesprochen werden kann“, so Jäggle, Leuthold und Weisz.

Einwöchiges Pessachfest

Jede Zivilisation, die den Segen im Fluch erkennt, habe die Fähigkeit, zu überleben. Jede Gesellschaft, „die um die Menschenwürde ringen wird wie einst Jakob um den Segen in der Nacht, wird schlussendlich gesegnet und ein Segen sein, weil wir als Menschheit lernen werden, den widrigsten Umständen das Gute abringen zu können“. Es gelte, „so lange nicht aufzugeben, bis ein Segen aus der Krise, aus dem schmerzhaften Ringen entstehen kann“.

Weltweit feiern mehr als 15 Millionen Juden ab Montagabend das einwöchige Pessachfest. Pessach erinnert an den Auszug der Israeliten aus Ägypten und die Befreiung aus der Sklaverei. Pessach (auch Passah, Pascha) ist eines der wichtigsten jüdischen Feste.