Christen in Not

Hilfswerk: „Pogrom gegen Christen in Ägypten“

In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch ist es laut Hilfswerk Christen in Not (CiN) im Zentrum der ägyptischen Stadt al-Minja zu einem Pogrom gegen Christen gekommen. Zuletzt machte die Organisation auf verstärkte Übergriffe und Entführungen christlicher Mädchen aufmerksam.

Nun sei es „zum offenen Ausbruch von Gewalt gegen Christen durch fanatisierte Muslime gekommen“, hieß es in der Aussendung am Mittwoch. Laut CiN-Generalsekretär Elmar Kuhn hat es auch Tote gegeben, konkrete Zahlen würden aber bisher nicht vorliegen.

Häuser von koptischen Christen wurden demnach in einer „konzertierten Aktion“ angezündet und die Christen wurden daran gehindert, die Häuser zu verlassen. Kuhn: „So etwas haben wir in der heutigen Welt nicht mehr für möglich gehalten. Wie so oft hat die Polizei erst nach langem Zögern reagiert. Die Feuerwehr kam ebenfalls erst, als das koptische Viertel schon lichterloh brannte“.

Einige Täter verhaftet

Der ägyptische Staat alleine könne die Ausschreitungen gegen die Christen wohl nicht mehr in den Griff bekommen, so Kuhn: „Jetzt muss endlich auch der offizielle Islam, jetzt müssen die Imame und Gelehrten reagieren. Es gibt im Koran keine Rechtfertigung für die Vernichtung von Christen.“

Immerhin seien durch die letztendlich doch eintreffenden Sicherheitskräfte einige Extremisten verhaftet und Hilfe beim Beheben der Schäden in Aussicht gestellt worden, sagte Kuhn. Nachsatz: „Die Toten macht das auch nicht wieder lebendig.“

Verleumdungen durch Muslimbrüder

Der CiN-Generalsekretär erinnerte daran, dass „Christen in Not“ gerade in al-Minja in den letzten Jahren viele interreligiöse Projekte unter Einbeziehung muslimischer Familien durchgeführt hatte. „Zunehmend haben wir dabei gesehen, wie die Verleumdungen der Christen durch die Muslimbrüder in al-Minja kaum mehr Widerhall fanden. Möglicherweise bringen die Muslimbrüder sich so auch wieder in Erinnerung und stemmen sich ihrem Bedeutungsverlust entgegen“, mutmaßte Kuhn.

Al-Minja ist die Hauptstadt des Gouvernements al-Minja in Oberägypten, etwa 250 Kilometer südlich von Kairo. Der Großraum al-Minja reicht mit seinen mehr als 700.000 Einwohnern bis in die Wüste hinein. Al-Minja hat mit mehr als 40 Prozent der Einwohner einen der größten Anteile an Christen in Ägypten. Neben Koptinnen und Kopten leben dort auch katholische und protestantische Gläubige sowie Anhängerinnen und Anhänger von Freikirchen.