Katholiken

Kirche Bosnien-Herzegowinas kämpft mit Abwanderung

Der Erzbischof von Vrhbosna, Tomo Vuksic, hat in einem Interview die Abwanderung aus dem Land als die „größte Herausforderung“ für die römisch-katholische Kirche in Bosnien-Herzegowina bezeichnet.

„In Deutschland und Österreich verlassen die Leute die Kirche, hier verlassen sie gleich das Land“, sagte Vuksic der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Sarajevo. In den vergangenen 30 Jahren sei Bosniens katholische Glaubensgemeinschaft rund um die Hälfte geschrumpft.

„Die Zahl der Kinder, die eine Taufe, eine Firmung und die heilige Kommunion erhalten, wird von Jahr zu Jahr kleiner“, berichtete Vuksic. Verantwortlich sei neben der Flucht während und nach dem Bosnienkrieg (1992–1995) auch die Abwanderung vieler Bosnier nach Westeuropa aus wirtschaftlichen Gründen.

„Kirche der Alten“

Die Folgen seien ähnlich wie im deutschsprachigen Raum: Auch in Bosnien sei man in den vergangenen Jahren eine „Kirche der Alten“ geworden. In Bosnien ist Religionszugehörigkeit eng mit Ethnie verknüpft. Etwa die Hälfte der Bevölkerung besteht aus überwiegend muslimischen Bosniaken. Orthodoxe Serben und katholische Kroaten bilden Minderheiten.

„Die kroatische Bischofskonferenz unterstützt die Kirche in Bosnien-Herzegowina. Vermutlich würden wir auch ohne die Hilfe überleben, aber viele unserer Institutionen würden ihre Aufgaben nicht mehr ausüben können wie jetzt.“ Wichtige Hilfe komme obendrein aus Österreich und Deutschland, wo Bosniens Kirche Partner-Diözesen habe.

Sonderrolle in Synode

Eine Sonderrolle nimmt Bosniens Kirche laut Erzbischof Vuksic bei der von Papst Franziskus ausgerufenen Weltsynode ein. Diese ermutige Kirchen bekanntlich, zu den Menschen hinauszugehen. Anders als in Ländern, wo der Katholizismus auf eine jahrtausendealte Geschichte mit etablierten Strukturen zurückblicke, sei die Minderheitenkirche Bosniens aber immer schon volksnah gewesen, so Vuksic.