Biennale

Papst-Besuch stellt Venedig vor Herausforderungen

Der erste Papst-Besuch bei einer Biennale in Venedig stellt die Lagunenstadt vor bauliche und verkehrstechnische Herausforderungen. Wie lokale Medien berichten, sollen mehrere Kanäle und Anlegestellen auf polizeiliche Anordnung für die Dauer des Besuchs am Sonntag gesperrt werden.

Der Platz vor dem Markusdom, auf dem Papst Franziskus am Sonntagvormittag mit knapp 10.000 Menschen einen Gottesdienst feiern will, wird mit Gerüsten und Podesten so umgebaut, dass er für einen Massengottesdienst tauglich ist.

Besondere Aufmerksamkeit galt zuvor dem 99 Meter hohen Glockenturm (Campanile) am Markusdom. Das fast tausend Jahre alte Wahrzeichen der Stadt war 1902 komplett eingestürzt und dann unter Verwendung von Beton wieder aufgebaut worden. Als sich, wie die Lokalzeitung „Il Gazzettino“ berichtet, in den vergangenen Tagen einzelne Betonteile lösten, wurde eine umfassende statische und bautechnische Untersuchung angeordnet. Sie ergab jedoch, dass von dem Turm derzeit keine Gefahr ausgehe.

Im E-Mobil über Ponton-Brücke

Ungewöhnlich wird die Anfahrt des Papstes zum Markusplatz: Den Weg dorthin soll das Kirchenoberhaupt auf einer 170 Meter langen Ponton-Brücke zurücklegen. Der Bau solcher „schwimmenden Brücken“ ist in Venedig eine seit Jahrhunderten geübte Tradition. Sie kommt meist zu besonderen religiösen Festtagen zum Einsatz, um Pilgern den Zugang zu Kirchen zu erleichtern.

Markusplatz in Venedig mit Installation „Las Meninas a San Marco“ des Künstlers Manolo Valdes, Biennale April 2024
APA/AP/Luca Bruno
Markusplatz mit Installation „Las Meninas a San Marco“ des Künstlers Manolo Valdes

Wie die Kirchenzeitung des Patriarchats Venedig „Gente Veneta“ berichtet, wird der 87-jährige die Behelfsbrücke zum Markusplatz über den Canal Grande in einem offenen Elektro-Mobil überqueren. Das viersitzige weiße Fahrzeug mit dem vatikanischen Wappen sei in der Nacht zum Mittwoch von der vatikanischen Gendarmerie nach Venedig gebracht worden und hänge seither an einer Ladestation im Priesterseminar.

Erster Biennale-Besuch eines Papstes

Zuvor wird der Papst die beiden ersten Stationen seiner Reise in der Lagunenstadt absolvieren. Dazu gehört ein Besuch des vatikanischen Biennale-Pavillons, der in einer Frauenhaftanstalt auf der Insel Giudecca eingerichtet wurde. Dort will er inhaftierte Frauen und anschließend die Künstler treffen, die sich an dem Pavillon beteiligt haben. Die Ausstellung ist der eigentliche Anlass des Papst-Besuchs.

Installation „I piedi, insieme al cuore, portano la stanchezza e il peso della vita“ des italienischen Künstlers Maurizio Cattelan, Biennale in Venedig, 2024
APA/AP/Luca Bruno
Installation „I piedi, insieme al cuore, portano la stanchezza e il peso della vita“ des italienischen Künstlers Maurizio Cattelan

Per Schiff gelangt der Papst dann zunächst auf die Nachbarinsel, wo er katholische Jugendliche aus der Region an der Wallfahrtskirche Nostra Signora della Salute treffen wird. Erst die letzte Etappe zur Hauptinsel Venedigs legt er im E-Mobil über die Ponton-Brücke zum Markusdom zurück.

Weniger Routen für Gondeln

Wie die örtliche Kirchenzeitung weiter berichtet, dürfen sich auch die historischen Gondeln während des Besuchs nur in bestimmten Kanälen aufhalten und bewegen. Lediglich für einige Wasser-Bus- und Taxilinien sowie für die Einsatzboote von Polizei und Feuerwehr gibt es keine Einschränkungen.

Damit Papst Franziskus für seinen letzten Programmpunkt – den privaten Besuch des Markusdoms und die Verehrung der Reliquien des Heiligen Markus – im Rollstuhl den entsprechenden Bereich im Dom erreichen kann, wurde für ihn von Handwerkern eine Rampe gebaut. Der letzte Besuch eines Papstes in Venedig liegt 13 Jahre zurück. Im Mai 2011 hatte Benedikt XVI. die Lagunenstadt besucht. Die Fahrt über den Canal Grande legte der deutsche Pontifex damals in einer prachtvoll geschmückten Gondel mit purpurfarbenen Polstern zurück.