Vatikan

Geburtsdatum korrigiert: Kardinal darf länger zu Papst-Wahl

Im hohen Alter von fast 80 Jahren ist der kenianische Kardinal John Njue plötzlich ein Jahr jünger geworden – jedenfalls auf dem Papier. Somit darf er bis Anfang 2026, also über ein Jahr länger, bei der Papst-Wahl mitstimmen.

Im offiziellen vatikanischen Personal-und Institutionenverzeichnis wird als Geburtsdatum des früheren Erzbischofs von Nairobi neuerdings der 1. Jänner 1946 aufgeführt. Die Korrektur des Geburtstags hat zur Folge, dass Njue nunmehr offiziell erst 78 statt bereits 79 Jahre alt ist.

Da Tag und Monat seiner Geburt nicht bekannt waren, hatte man sein Alter im Päpstlichen Jahrbuch konventionell auf den 31. Dezember 1944 festgelegt. In der aktuellen Ausgabe wird nun allerdings der 1. Jänner 1946 angegeben – womit der afrikanische Kardinal sein Wahlrecht bei einem etwaigen Konklave nicht am Ende des Jahres, sondern am 1. Jänner 2026 verliert. Njue war von 2007 bis 2021 Erzbischof von Nairobi und ist seit 2007 Mitglied des Kardinalskollegiums.

Korrektur mit Folgen

Eine offizielle Änderung beim Geburtsdatum eines Kardinals gab es nach Angaben der italienischen katholischen Nachrichtenagentur „Sir“ zuletzt 2005 beim Polen Henryk Gulbinowicz. Dessen Geburtsjahr wurde damals von 1928 auf 1923 korrigiert – mit der Erklärung, das „falsche Geburtsdatum“ hätten die Eltern des späteren Kardinals in dessen Jugend erfunden, um zu verhindern, dass ihr Sohn in den Krieg eingezogen wird.

Die Korrektur hatte zur Folge, dass der 2020 verstorbene Gulbinowicz nach dem Tod von Johannes Paul II. (1978-2005) nicht an dem Konklave teilnehmen konnte, in dem Benedikt XVI. gewählt wurde. Die Zahl der zur Teilnahme an einer Papst-Wahl Berechtigten sank kürzlich auf 127 von insgesamt 237 Kardinälen, nachdem der ehemalige Glaubenspräfekt, Kardinal Luis Francisco Ladaria Ferrer, am 19. April 80 Jahre alt wurde.

Aktuell Stimmberechtigte

Von den derzeitigen Papst-Wählern wurden 92 von Franziskus, 27 von Benedikt XVI. und acht – unter ihnen auch der Wiener Kardinal Christoph Schönborn – von Johannes Paul II. zu Kardinälen kreiert. Italien würde mit 14 zwar derzeit die meisten Teilnehmer einer Papst-Wahl stellen – mit knapp über zehn Prozent aller wahlberechtigten Kardinäle ist der Anteil der Italiener gleichzeitig so klein wie nie zuvor in der Neuzeit.

Es folgen die Vereinigten Staaten (11), Spanien (7), Brasilien und Frankreich (je 6), Indien (5), Polen mit Portugal und Kanada (je 4), Deutschland und Argentinien (je 3). Je zwei Wahlberechtigte Kardinäle kommen aus Großbritannien, der Schweiz, Mexiko, Tansania und von den Philippinen.

Insgesamt befinden sich unter den Wählern 51 Europäer, 20 Lateinamerikaner, 15 Nordamerikaner, 21 Kardinäle aus Asien (darunter auch Giorgio Marengo, Leiter der apostolischen Präfektur von Ulan Bator in der Mongolei, und der Lateinische Patriarch von Jerusalem Pierbattista Pizzaballa, die beide aus Italien stammen), 17 Afrikaner (darunter der gebürtige Spanier Cristobal Lopez Romero in Rabat) und 3 aus Ozeanien.