Katholiken

Grazer vertritt Österreich bei Pfarrertreffen im Vatikan

Erstmals kommen mehr als 200 katholische Pfarrer aus allen Erdteilen in Rom zusammen, um im Rahmen des weltweiten Synodalen Prozesses der katholischen Kirche über die Zukunft der Seelsorge zu beraten.

Zum Treffen „Pfarrer für die Synode“ sind von Montag bis Donnerstag Teilnehmer aus rund 90 Ländern in Sacrofano bei Rom versammelt, wie das vatikanische Synodensekretariat laut Kathpress am Sonntag mitteilte. Österreich wird vom steirischen Pfarrer Stefan Ulz vertreten.

Zum Abschluss ist am Donnerstag eine Begegnung mit Papst Franziskus im Vatikan vorgesehen, bei der es zu einem Dialog zwischen den Pfarrern und dem Kirchenoberhaupt kommen soll. Einige Debatten der Pfarrer sollen über den YouTube-Kanal der vatikanischen Medien übertragen werden. Aspekte aus diesen Diskussionen sollen anschließend in das neue Arbeitspapier für die zweite Vollversammlung der Weltsynode im kommenden Oktober einfließen.

Konsultor für vatikanisches Klerus-Dikasterium

Der österreichische Teilnehmer Ulz leitet seit fünf Jahren den Seelsorgeraum Graz-Südost mit sieben Gemeinden und ist auch als Konsultor für das vatikanische Klerus-Dikasterium tätig. Er hoffe, dass das Treffen der delegierten Pfarrer selbst schon ein synodales Ereignis wird, meinte der Grazer Priester im Vorfeld im Kathpress-Interview.

Durch das Teilen der Sorgen und Herausforderungen sowie bereits gelebter positiver Erfahrungen von Synodalität in den Pfarren könnten bei den Beratungen „in einem Klima des Aufeinanderhörens und des gemeinsamen Hörens auf Gott“ viele hilfreiche Elemente für das Leben einer synodalen Kirche auf pfarrlicher Ebene ans Licht kommen.

Mit Erfahrungen „andere inspirieren“

Ulz sagte, er werde versuchen, „aus Österreich einerseits die aktuellen Herausforderungen einzubringen, vor denen wir aufgrund der immer größer werdenden pastoralen Einheiten sowie der großen Veränderungen in der Gesellschaft und folglich in der Kirche stehen – und andererseits unseren Erfahrungsschatz als österreichische Kirche mit nicht wenigen synodalen Strukturen und Gremien, der auch für andere Länder inspirierend sein könnte“.

Neben den rund 200 Pfarrern sind laut Synodensekretariat auch rund 20 Experten und Theologen an den Beratungen beteiligt, darunter sechs Frauen. Zu den Experten zählen etwa der tschechische Religionssoziologe Tomas Halik, der deutsche Jesuit Clemens Blattert und die argentinische Soziologin und Ordensfrau Maria Lia Zervino.

Über 220.000 Pfarrgemeinden weltweit

Die katholische Kirche besteht aus weltweit mehr als 220.000 Pfarrgemeinden, von denen etwa 160.000 von Pfarrern geleitet werden. Für die meisten Gläubigen ist der lokale Pfarrer die wichtigste kirchliche Ansprechperson. In den unterschiedlichen Beratungsprozessen zur Reform der katholischen Kirche spielen Pfarrer jedoch kaum eine Rolle, hier dominieren Bischöfe und Universitäts-Theologen.

An dem von Papst Franziskus gestarteten Reformprozess regt sich Kritik, unter anderem weil Fortschritte beim seit Jahrzehnten umstrittenen Thema Frauenordination vermisst werden. Geltende kirchliche Lehre ist, dass nur Frauen zu Geistlichen geweiht werden dürfen, weil auch Glaubensgründer Jesus Christus ausschließlich männliche Jünger gehabt habe – eine Behauptung, der viele Theologinnen und Theologen mit Verweis auf im Umfeld Jesu prominent auftretende Frauen widersprechen. Dagegen haben zahlreiche andere christliche Kirchen die Frauenordination ermöglicht.