Polen/Vatikan/Wien

Zehn Jahre heilig: Papst Johannes Paul II. gewürdigt

Zum zehnten Jahrestag der Heiligsprechung von Papst Johannes Paul II. (1920-2005) haben am Wochenende große Feiern im Vatikan, in seinem Heimatland Polen und in Wien stattgefunden. Besonders die außergewöhnliche Beziehung des Papstes zu Jugendlichen wurde dabei hervorgehoben.

Karol Wojtyla habe zeitlebens junge Menschen aufgesucht, die ihn als „Freund“ erlebt hätten, sagte der emeritierte Generalvikar für die Vatikanstadt, Kardinal Angelo Comastri, bei einer Feier am Samstag im Petersdom in Rom.

Johannes Paul II. sei den Jugendlichen „ein wahrer und aufrichtiger Freund, der keine Kompromisse einging, um sich Gehör zu verschaffen, der das Evangelium nicht verwässerte, um sich beliebt zu machen, der keine Demagogie betrieb, um Beifall zu gewinnen“ gewesen, sagte Comastri. Das sei von ihnen auch anerkannt worden. Die Jugendlichen hätten Johannes Paul II. „aufgesucht, wie man zu einem Vater kommt, der wenn nötig auch zu korrigieren weiß – weil man sich seiner Zuneigung sicher ist“.

„Einsatz für Weltfrieden“

Auch an zahlreiche andere Facetten des fast 27-jährigen Pontifikats erinnerte Comastri, darunter an den energischen Einsatz Johannes Pauls II. für das menschliche Leben und seine Forderung nach dem Recht auf Leben als Grundlage jedes „menschlichen Zusammenlebens“. Der Kardinal betonte auch Wojtylas mutigen Einsatz für den Weltfrieden, dessen Zeugnis heute von Papst Franziskus fortgeführt werde.

Eine große Wandmalerei in Warschau, die Papst Johannes Paul II. zeigt
APA/AFP/Sergei Gapon
In Warschau wurde Papst Johannes Paul II. groß gefeiert

Auch die Begegnung aus dem Jahr 1983 zwischen Johannes Paul II. und Ali Agca, der ihn zwei Jahre zuvor auf dem Petersplatz töten wollte, erzählte Comastri, der Agca selbst vor knapp zehn Jahren – am 27. Dezember 2014 – in einer Kapelle des Petersdoms am Grab des polnischen Papstes getroffen hatte. Agca sei mit einem Blumenstrauß zu dem Treffen gekommen und habe von der Begegnung im römischen Gefängnis Rebibbia erzählt, ohne den bis heute unbekannten Inhalt des Gesprächs preiszugeben.

Bei dem von Kardinalsdekan Giovanni Battista Re geleiteten Gottesdienst war auch Kardinal Stanislaw Dziwisz zugegen. Der ehemalige Privatsekretär des polnischen Papstes und emeritierter Erzbischof von Krakau äußerte sich dankbar gegenüber dem Ende 2022 verstorbenen Papst Benedikt XVI., der den Weg für die Seligsprechung seines Vorgängers geebnet hatte, sowie auch gegenüber Papst Franziskus für die Heiligsprechung 2014.

Polen weiter im „Wojtyla-Fieber“

Der Jahrestag der Heiligsprechung von Karol Wojtyla wurde auch in Polen feierlich begangen. In Krakau bezeichnete Erzbischof Marek Jedraszewski in dem Johannes Paul II. gewidmeten Heiligtum, den verstorbenen Papst als „Fürsprecher für den Frieden und für die Hoffnung“. Am Vorabend des Jahrestages seiner Heiligsprechung fanden in vielen Wallfahrtsorten in ganz Polen Gebetswachen statt.

In Polen ist der Kult um Johannes Paul II. und sein Andenken besonders ausgeprägt. Angaben der italienischen Nachrichtenagentur SIR zufolge werden seine Reliquien in landesweit über 100 Kirchen und Kapellen verehrt. Zahlreiche neu entstandene Ordens- und religiöse Gemeinschaften tragen seinen Namen und widmen sich Tätigkeiten, die auf einzelne Aspekte seines Lehramtes zurückgehen.

Darüber hinaus gibt es in polnischen Städten und Gemeinden heute fast 700 Straßen, 250 Plätze und über 50 öffentliche Parks, die nach Karol Wojtyla benannt sind, sowie laut jüngsten Zählungen auch über 800 Denkmäler von ihm an öffentlichen Plätzen. Mehrere Kirchen, rund 40 Pfarren sowie auch Stiftungen, Institute und Forschungszentren tragen seinen Namen.

Gottesdienst im Donaupark

Auch in Österreich wurde an Johannes Paul II. erinnert: So gab es am Samstag einen Gottesdienst beim „Papstkreuz“ im Wiener Donaupark, wo im Jahr 1983 die Papstmesse zum Katholikentag mit 350.000 Gläubigen stattgefunden hatte. Ebenso feierten auch etliche der polnischen katholischen Gemeinden in der Bundeshauptstadt und zahlreichen weiteren Städten des Landes „ihren“ Papst.

Johannes Paul II. war am 27. April 2014 gemeinsam mit Johannes XXIII. auf dem Petersplatz in Rom von Papst Franziskus heiliggesprochen worden. Auch der damals bereits emeritierte Papst Benedikt XVI. war anwesend, der zuvor die Seligsprechung am 1. Mai 2011 geleitet hatte.