Deutschland

„Tag der Diakonin“: Frauen warfen Kirche Machtmissbrauch vor

Katholische Frauen in Deutschland haben ihre Forderungen nach Reformen in der Kirche vehement zur Sprache gebracht. Sie forderten am Montag, dem „Tag der Diakonin“, einmal mehr die Öffnung von Weihe-Ämtern für Frauen in der römisch-katholischen Kirche und sprachen von Machtmissbrauch.

Repräsentantinnen mehrerer katholischer Frauenverbände und des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) sprachen in Speyer bei der zentralen Veranstaltung zum bundesweiten „Tag der Diakonin“ am Montag. Dabei forderten sie die Kirchenverantwortlichen auf, alle Dienste und Ämter in der katholischen Kirche auch für Frauen zu öffnen. Bisher sind die durch Weihe übertragenen Ämter des Diakons oder auch des Priesters Männern vorbehalten.

Die zentrale Veranstaltung hieß dieses Jahr erstmals „Tag der Diakonin +plus“ und stand unter dem Motto „Lasst die Fülle zu!“. Den Auftakt bildete ein Gottesdienst im Speyerer Dom, zu dem mehr als 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen. Die Besonderheit: Der Wortgottesdienst wurde ausschließlich von Frauen geleitet. Eingeladen hatten die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd), der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB), das ZdK und das Netzwerk Diakonat der Frau.

„Nicht-männliche Menschen ausgeschlossen“

Mit Blick auf das diesjährige Motto hieß es: „Die von Gott geschenkte Fülle an Begabungen und Berufungen von Frauen muss endlich in der römisch-katholischen Kirche anerkannt werden.“ Es sei „unverständlich und nicht mehr nachvollziehbar, dass die Entscheidungsträger in unserer Kirche so lange untätig geblieben sind“, sagte Ulrike Göken-Huismann von der Geistlichen Leitung der kfd. „Es ist eine Form des Machtmissbrauchs, wenn nicht-männliche Menschen aufgrund ihres Geschlechts ausgeschlossen bleiben“, betonte Göken-Huismann laut Katholischer Nachrichten-Agentur (KNA).

Das durch Weihe übertragene katholische Diakonen-Amt ist eines der ältesten der Kirche. Diakone dürfen taufen, verheiraten, beerdigen und predigen, aber nicht die Messfeier leiten oder Beichte hören.

Frauen „immer noch unsichtbar“

Ute Zeilmann, Vizepräsidentin des KDFB-Bundesvorstands, sagte mit Blick auf den erstmaligen „Tag der Diakonin +plus“, dies weise schmerzlich darauf hin, dass in der katholischen Kirche bisher lediglich „Männern ein Plus von sakramentalem Zuspruch, bischöflicher Unterstützung und göttlichem Segen vermeintlich zusteht“. Das sei „ein Plus, das Frauen, Inter-, Trans- und nicht-binären Personen verwehrt bleibt“.

ZdK-Vizepräsidentin Birgit Mock wies darauf hin, dass Frauen heute schon einer „diakonischen Kirche“ ein Gesicht gäben. „In der formalen und sakramentalen Struktur unserer Kirche bleibt dies aber immer noch unsichtbar.“

Gedenktag der heiligen Katharina

Den „Tag der Diakonin“ gibt es seit 1998. Er wird immer am 29. April veranstaltet, dem Gedenktag der zur Kirchenlehrerin erhobenen heiligen Katharina von Siena (1347-1380).

Nicht nur Frauenverbände befürworten die Öffnung des Diakonats für Frauen. Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, sagte Ende März, er fände es „wunderbar“, wenn er Frauen zu Diakoninnen weihen könnte. „Ich bin der Meinung, es verfälscht nicht das Wesen der Kirche, wenn Frauen in ihr gleichberechtigt mit Männern Leitung, Verantwortung, Entscheidungen wahrnehmen“, so Bätzing damals in der „Bild am Sonntag“.