Community Nurse, Pflege zu Hause
Getty Images/Copyright Maskot
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Pflege

Diakonie will flächendeckend Community-Nurses

Die Diakonie fordert anlässlich des Tags der Pflege am 12. Mai den flächendeckenden Ausbau des Modells der Community-Nurses. In einem ersten Schritt soll die Zahl der derzeit 270 Community-Nurses auf 550 aufgestockt werden, so Diakonie-Direktorin Maria Katharina Moser.

Aufgrund der demografischen Entwicklung müssten außerdem die Pflegeleistungen auf mehr Schultern verteilt und zwischen den Geschlechtern gerechter aufgeteilt werden, sagte Moser bei einer Pressekonferenz am Dienstag.

Die vor rund zwei Jahren gestarteten Community-Nurses sind diplomiertes Gesundheits- und Krankenpflegepersonal, das sich in den Gemeinden primär um Gesundheitsprävention und -förderung kümmern und niederschwellig, regional, wohnortnah und bedarfsorientiert pflegerische Unterstützung anbieten soll.

Helfen, sich zurechtzufinden

Das Modell soll laut Moser aber zu sogenannten Pflegelotsinnen und Pflegelotsen ausgebaut werden, um Betroffenen und deren Angehörigen sich beim Zurechtfinden zu helfen oder sie bei Antragstellungen zu unterstützen. Dazu sollen auch andere Berufsgruppen wie Sozialarbeiterinnen und Psychologen zu Community-Nurses werden und mit Pflegepersonal zusammenarbeiten.

Generell hält Moser die Pflegereform der Regierung für auf halbem Weg stecken geblieben. So gebe es zwischen den großen Säulen Pflegeheim und mobiler Hauskrankenpflege zu wenige Angebote. Soziale Fragen wie Einsamkeit seien etwa unterbelichtet. „Das Pflegesystem fokussiert auf Defizite – man versucht auszugleichen, was Menschen nicht mehr können, anstatt die Selbstständigkeit zu fördern.“

Begleitungsangebote fehlen

So fehlten etwa Alltagsbegleitungsangebote wie Tageszentren, mehrstündige Unterstützung untertags, Besuchsdienste oder Betreuung nur in der Nacht. Wenn es solche innovativen Konstruktionen gebe, seien diese nur vereinzelt verfügbar bzw. oft nicht leistbar. „Es braucht auch Bewusstsein für die soziale Seite der Pflege. Pflege ist mehr als warm, satt und sauber.“

Bei der Zukunft der Pflege müsse man sich aufgrund der demografischen Entwicklung etwas überlegen, betonte WIFO-Pflegeexpertin Ulrike Famira-Mühlberger. Derzeit würde rund 40 Prozent des Pflege-Gesamtaufwands von privaten Haushalten gestemmt.

Ältere Frauen fallen weg

Das Pflegepotenzial der Familie werde aber sinken – aufgrund der Pensionsreformen würde die Erwerbsquote älterer Frauen künftig steigen, diese fallen daher für die Pflege weg. Außerdem hätten Pflegebedürftige heute generell weniger Kinder, die für die Pflege in Frage kommen, und der Altersunterschied zwischen den Generationen steige. Damit seien die Jüngeren noch im erwerbsfähigen Alter, wenn die Elterngeneration Pflege braucht.

Pflegebedarf wird steigen

Umgekehrt wird der Pflegebedarf steigen: So bezogen 2021 rund 470.000 Personen Pflegegeld, für 2050 gehen Prognosen von mehr als 700.000 aus. Außerdem wird sich die sogenannte intergenerationelle Unterstützungsrate stark verändern. Stehen heute 100 Personen im klassischen Alter der informellen Pflegeleistung (50-64 Jahre) rund elf Personen im Alter von 85 Jahren oder älter gegenüber, werden es 2050 schon 34 sein.

Daher brauche es einen stärkeren Ausbau formeller Pflegeangebote, folgerte Famira-Mühlberger. In diesen wiederum seien derzeit 87 Prozent der Pflegekräfte Frauen. „Wir müssen uns überlegen, wie wir das gerechter verteilen.“ Außerdem dürfe die Lohnschere zwischen Pflegepersonal und anderen Arbeitskräften nicht weiter aufgehen.