Orthodoxe

Diakoninnenweihe in Simbabwe sorgt für Aufsehen

Im afrikanischen Simbabwe wurde am 2. Mai, dem orthodoxen Gründonnerstag, Angelic Molen zur Diakonin geweiht. Die Weihe in der orthodoxen Kathedrale der Hauptstadt Harare nahm der orthodoxe Bischof von Simbabwe, Metropolitan Serafim (Kykotis), vor.

Metropolit Serafim sagte, die neue Diakonin werde sowohl liturgische als auch pastorale Aufgaben übernehmen; je nach den spezifischen Bedürfnissen der einzelnen Pfarrgemeinden. Die Weihe sorgte international in der orthodoxen Kirche und darüber hinaus für Aufsehen.

Der Wiener Ostkirchen-Experte Thomas Nemeth zeigte sich in einer ersten Reaktion gegenüber dem „Pro Oriente“-Informationsdienst optimistisch, dass die Weihe Signalwirkung haben könnte. Die Nachrichten von der Weihe von Angelic Molen sei überkonfessionell sehr positiv kommentiert worden.

Auch negative Reaktionen

Aber es gebe auch negative Reaktionen, was zeige, dass die Frage der Diakonatsweihe von Frauen in der Orthodoxie keineswegs ausgestanden sei, so Nemeth. Er ist unter anderem Mitglied der orthodox-katholischen Dialogkommission sowie Konsultor der Stiftung „Pro Oriente“.

Das orthodoxe St. Phoebe Center for the Diaconess in den USA setzt sich seit vielen Jahren für die Diakoninnenweihe ein. „Dies ist nicht nur ein wichtiges Ereignis für die orthodoxe Gemeinschaft in Simbabwe, sondern es wird auch ein Beispiel und eine Inspiration für die übrige orthodoxe Welt sein, dieses lebenswichtige Amt der Diakonin wiederherzustellen“, kommentierte Carrie Frederick Frost, die Vorstandsvorsitzende des Zentrums, die Weihe, bei der sie anwesend war.

Keine Vorschrift gegen Weihe

Die US-amerikanische orthodoxe Theologin Teva Regule, die dem Vorstand des Zentrums angehört, hatte in der Ausgabe Nr. 3/2023 des „Pro Oriente“-Magazins in einem ausführlichen Beitrag ihre Position erläutert, wonach weiblicher Diakonat Teil der Geschichte der Orthodoxen Kirche sei und auch niemals abgeschafft wurde.

Die Weihe wurde um das 12. Jahrhundert herum „nicht mehr gebraucht“, schreibt Regule, aber: „Es gibt bis heute keinen Kanon oder eine kirchliche Vorschrift, die sich gegen die Weihe richtet. Heute sind viele Gläubige der Meinung, dass dieser Dienst – insbesondere für die Seelsorge an Frauen (aber nicht ausschließlich) – immer noch gebraucht wird, und wünschen sich seine Wiederbelebung.“

Pionierrolle

In der Frage der Wiederbelebung des Frauendiakonats hat das orthodoxe Patriarchat von Alexandrien eine Pionierrolle übernommen. Der Heilige Synod von Alexandrien hatte im November 2016 die Wiedereinführung der Diakoninnen beschlossen und eine bischöfliche Kommission „zur Vertiefung der Frage“ eingesetzt.

Im Februar 2017 weihte der orthodoxe Patriarch von Alexandrien, Theodoros II., erstmals sechs Frauen zu Diakoninnen. Die Weihe fand in der Bergbaustadt Kolwezi in der kongolesischen Provinz Katanga statt. Allerdings habe der Patriarch damals, so Nemeth, im Weiheritus noch klargemacht, dass ein Unterschied zu männlichen Diakonen bestehe. Das sei nun aber in Harare nicht der Fall gewesen.

Langjährige Debatte

Die Diskussion über die Diakoninnen hat in den vergangenen zehn bis fünfzehn Jahren in der Orthodoxen Kirche wieder an Intensität zugenommen, besteht aber schon seit rund 150 Jahren. Der Frauendiakonat hatte im christlichen Osten bis in die Neuzeit, in der armenischen Kirche sogar bis zum Genozid im Osmanischen Reich 1915/16 Bestand.

Er wurde kirchenrechtlich nie abgeschafft, seine Bedeutung nahm aber unter dem Einfluss der stärker islamisch geprägten Gesellschaften stetig ab. In der russisch-orthodoxen Kirche kam 1906 bei ersten Vorbereitungen für das spätere Landeskonzil von 1917/18 der Vorschlag auf, den altkirchlichen Frauendiakonat zu erneuern.