Papst drängt auf Klarheit zu Medjugorje

Der Vatikan hat eine neue Untersuchungsrunde über die Vorgänge im bosnisch-herzegowinischen Wallfahrtsort Medjugorje eingeleitet. Der polnische Bischof Henry Hoser werde demnächst als päpstlicher Sondergesandte den Ort aufsuchen, teilte der Vatikan mit.

Er soll demnach die pastorale Situation und die Bedürfnisse der Pilger erkunden und daraus Empfehlungen für die Zukunft erarbeiten. Der Ort ist durch angebliche Marienerscheinungen bekanntgeworden.

Medjugorje

ORF/Martin Cargnelli

Der Vatikan hat eine neue Untersuchungsrunde über die Vorgänge im bosnisch-herzegowinischen Wallfahrtsort Medjugorje eingeleitet

Umstrittene Phänomene in Medjugorje

Die seit 1981 in Medjugorje gemeldeten Erscheinungen sind innerhalb der katholischen Kirche umstritten. Insbesondere die zuständige Diözese hat sich kritisch zu den Vorgängen geäußert, während die für das Heiligtum zuständigen Franziskaner ihnen positiv gegenüberstehen. Die zuständige Bischofskonferenz hatte sich 1991 in Leitlinien zurückhaltend zu dem Phänomen geäußert und offizielle Wallfahrten in den Ort untersagt.

Das Mandat für Hoser sei bis zum kommenden Sommer begrenzt, da dieser weiterhin sein Amt als Bischof des östlich der Weichsel gelegenen Stadtteils von Warschau wahrnehme, teilte der Vatikan weiter mit. Die Mission solle einen „ausschließlich pastoralen Charakter“ haben. Es dürfte damit nicht um die angeblichen Privatoffenbarungen der Seherinnen und Seher gehen, da die Kirche grundsätzlich nicht zu noch laufenden Vorgängen dieser Art Stellung bezieht.

Medjugorje

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Von der katholischen Kirche ist Medjugorje offiziell nicht als Wallfahrtsort anerkannt

Kommission bereits 2010 eingerichtet

Am 24. Juni 1981 sollen in Medjugorje Marienerscheinungen begonnen haben. Sechs Kinder berichteten damals, die Gottesmutter habe sich ihnen gezeigt, während sie Schafe hüteten. Die Erscheinungen dauern nach Angaben der inzwischen erwachsenen Seherinnen und Seher mit großer Häufigkeit weiter an. Sie sind verbunden mit präzisen Aussagen der „Gospa“ (Herrin) zu kirchlichen und sonstigen Themen.

Bereits 2010 hatte Papst Benedikt XVI. eine Kommission unter dem früheren römischen Patriarchalvikar Kardinal Camillo Ruini mit einer Untersuchung beauftragt. Diese hatte ihre Ergebnisse 2014 der Glaubenskongregation vorgelegt. Papst Franziskus zögerte bislang mit einer Entscheidung. Die neuen Untersuchungen deuten Beobachtern zufolge darauf hin, dass er nach Wegen sucht, unabhängig von den angeblichen Erscheinungen den dortigen blühenden Wallfahrtsbetrieb positiv zu begleiten.

religion.ORF.at/KAP

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