Lebenskunst – Begegnungen am Sonntagmorgen 11.10.2020

Die Donauinsel Ada Kaleh

Verlorenes Stück Orient im Okzident | Dom Museum Wien | Valentin Oman zu 100 Jahre Kärntner Volksabstimmung

Ein verlorenes Stück Orient im Okzident – Die Donauinsel Ada Kaleh

Sie muss ein ganz besonderer Ort gewesen sein: die Donauinsel Ada Kaleh, osmanisch für „Inselfestung“, ein Rudiment des osmanischen Reiches in der österreichisch-ungarischen Monarchie. „Im Strome des Christentums liegt sie da, eine Insel des Islam“, schrieb der Schriftsteller und Reporter Egon Erwin Kisch über Ada Kaleh. Die Insel war ein beliebtes Tourismusziel, lange bevor es diesen Begriff überhaupt gab. Dafür gab es Kaffeehäuser und Bazare, eine christliche Kirche und eine Moschee. Auf der Insel lebten Christ/innen und Muslim/innen friedlich zusammen.

Lebenskunst
Sonntag, 11.10.2020, 7.05 Uhr, Ö1

Doch als Rumänien und Jugoslawien die Donau aufstauten, der Djerdap-Stausee entstand und zwei Kraftwerke am sogenannten „Eisernen Tor“ gebaut wurden, da verschwand die 1.750 Meter lange und einen knappen halben Kilometer breite Insel in den Fluten der Donau. 50 Jahre ist es her, dass Ada Kaleh, ein „Stück Orient im Okzident“, geflutet wurde. Auf der Schallaburg erinnert derzeit im Rahmen der Ausstellung „DONAU – Menschen, Schätze & Kulturen" ein eigener Raum an die versunkene Insel. Der Museumspädagoge Georg Clam-Martinic hat ihn Maria Harmer gezeigt und so die Erinnerung an Ada Kaleh und eine gelungene Form des Zusammenlebens wachgerufen.

Gegenwärtige Kunst und existenzielle Fragen – Das Dom Museum Wien

Vom weltberühmten Bildnis des Habsburgers Rudolf IV. bis zu bedeutenden Schätzen der Domkirche St. Stephan und weit darüber hinaus – das Dom Museum Wien zeigt historische Sakralkunst und Schlüsselwerke der Moderne bis hin zur Nachkriegsavantgarde und der ganz zeitgenössischen Kunst. Am Donnerstag, 8.10., wird dem Dom Museum Wien die höchste staatliche Auszeichnung für Museen in Österreich verliehen, der Österreichische Museumspreis 2020.

Fragile Schöpfung:
Dom Museum Wien

„Das Dom Museum Wien ist ein Ort der Anregung zum staunenden Verweilen, der sinnlichen Erkenntnis, der Begegnung und des Dialogs“, heißt es laut Aussendung in der Begründung des Museumsbeirats. Das Museum in kirchlicher Trägerschaft sei „ein vermittelnder und der Vermittlung dienender sozialer Ort, der Menschen aller Kulturen und Religionen gleichermaßen anspricht“. Das beweist jedenfalls auch die jüngste Ausstellung: In der am 1.10. eröffneten Schau „Fragile Schöpfung“ geht es um die künstlerische Auseinandersetzung mit der zerrütteten Verbindung zwischen Mensch und Natur, ein Thema, das alle Menschen betrifft. Lena Göbl hat Museumsdirektorin Johanna Schwanberg zu einem Rundgang getroffen.

Homo Carantanus – Valentin Oman zu „100 Jahre Kärntner Volksabstimmung“

Als Kärntner Slowene und als Künstler setzt er sich seit Jahrzehnten intensiv mit der eigenen Herkunft und der Geschichte Kärntens –insbesondere des 20. Jahrhunderts – auseinander. Anlässlich des Gedenkjahres „100 Jahre Kärntner Volksabstimmung“ hat der Maler Valentin Oman im Rahmen der dezentralen Landesausstellung „CarinthiJA 2020“ einen eigenen Werkzyklus geschaffen.

Ausstellung Valentin Oman:
Alter Pfarrhof Saak in Nötsch. Bis Ende Oktober, telefonische Anmeldung: Judith Walker +43 664 3453280

Denn vor 100 Jahren, am 10. Oktober 1920, entschieden sich die Bürgerinnen und Bürger von 51 Kärntner Abstimmungsgemeinden für ein Leben in Österreich. Die Alternative wäre die Monarchie Jugoslawien gewesen. Fast jede/r zweite wahlberechtigte Kärntner/in mit slowenischer Muttersprache hatte für den Verbleib bei Kärnten gestimmt. Trotzdem kam es in der Folge zu einer Verdrängung der slowenischen Sprache und Kultur in Kärnten. Damals galt als Amtssprache ausschließlich Deutsch, die meisten der zweisprachigen Ortstafeln wurden entfernt und erst nach harten Kontroversen Jahrzehnte später wieder aufgestellt.

Valentin Oman gilt als einer der bedeutendsten zeitgenössischen Künstler Österreichs und tritt nicht nur durch seine Kunstwerke für die Anliegen seiner Volksgruppe in Kärnten ein, er bemüht sich als Integrationsfigur auch um ein gedeihliches Miteinander. Im Mittelpunkt seiner Kunstwerke steht der Mensch in all seinen Facetten: „Ecce Homo“, so der Titel eines seiner Zyklen. In sakralen Gebäuden sind seine Kunstwerke als Tabernakel, als Wandbilder und als Fastentücher zu erleben. Oman, der im Dezember 85 Jahre alt wird, hat viel Zeit in Kirchen verbracht. Maria Harmer hat den Künstler in seiner Ausstellung “Homo Carantanus" und “Terra Carantana" im „Alten Pfarrhof“ in Nötsch im Kärntner Gailtal getroffen und mit ihm über seine Herkunft und seine Arbeiten gesprochen.

Das Himmelreich, ein etwas anderes Hochzeitsmahl – Bibelessay zu Matthäus 22,1-10

Das nach Matthäus benannte und um 80/90 n.Chr. verfasste Evangelium ist geprägt von vielen Gleichnissen, in denen Jesus von Nazareth vom „Himmelreich“ erzählt, von einem, wenn man so möchte, möglichen Himmel auch auf Erden. Pointiert und konfliktfreudig sind sie, diese Gleichnisse, unter anderem jenes, das am 11. Oktober in katholischen Kirchen zu hören ist: Es vergleicht das Himmel- oder Gottesreich mit einem Hochzeitsmahl, zu dem, weil die ursprünglich gebetenen Gäste nicht gekommen waren, alle Menschen von der Straße eingeladen wurden, „böse wie gute“. Gedanken dazu vom katholischen Theologen und Bibelwissenschaftler Josef Schultes.

Bibelessay zu Matthäus 22,1-10

Moderation: Brigitte Krautgartner
Redaktion: Doris Appel