Donnerstag, 15.10.2020, Elisabeth Rathgeb

Teresa von Avila

Wer Kinder hat oder Enkelkinder oder mit Kindern arbeitet, der weiß es recht gut: Oft einmal sprechen sie Dinge recht unverblümt aus, die einen ziemlich nachdenklich machen.

Herzliche Gratulation allen, die heute Namenstag haben! Ob Sie Theresa, Thesi oder Resi heißen – heute ist der Gedenktag Ihrer Namenspatronin Teresa von Avila, die eine meiner Lieblingsheiligen ist. Warum, erzähle ich Ihnen später.

Elisabeth Rathgeb
ist stellvertretende Caritas-Direktorin der Diözese Innsbruck

„Eine heilige Kühnheit“

Zuerst ein kleines Erlebnis, das mich sehr beeindruckt hat: Vor kurzem habe ich ein Caritas-Haus besucht, in dem Kinder aus schwierigen Familienverhältnissen ein neues Daheim finden. Im Garten unter dem Apfelbaum essen wir den Kuchen, den die Kinder mit ihren Betreuerinnen gebacken haben. Zwei Mädchen – 12 und acht Jahre alt – sitzen neben mir. Ich frage sie, was sie einmal werden wollen: „Rechtsanwältin“, sagt die 12-Jährige wie aus der Pistole geschossen, „weil ich dann dafür sorgen kann, dass es gerecht zugeht auf der Welt.“ Und die 8-Jährige meint ebenso selbstbewusst: „Ich werde Polizistin. Dann können sich auch die Kinder sicher fühlen.“

Ich bin ein bisschen sprachlos. Weil ich an die Erfahrungen denke, die diese Kinder wohl schon gemacht haben. Und da kommt jetzt die Heilige Teresa ins Spiel, die einmal gemeint hat: „Eine heilige Kühnheit sollen wir haben, denn Gott hilft den Mutvollen und kennt kein Ansehen der Person.“ Kühn und mutig sollen die beiden Mädchen Rechtsanwältin und Polizistin werden. Und auch sonst ihre Lebensträume erfüllen. Das wünsche ich ihnen aus ganzem Herzen.