Lebenskunst – Begegnungen am Sonntagmorgen 24.1.2021

Über die Menschwürde

In Memoriam Erich Leitenberger | UN-Holocaust-Gedenktag | Das Dom Museum Wien | Bibelessay von Wolfgang Treitler

Religiös mit Weitblick – In Memoriam Erich Leitenberger

„Er blieb besonnen, loyal und weitblickend, als die innerkirchliche Situation in Österreich nach der Ära König für viele zum Weinen war. Er lebte auf, wenn er katholische Weite und Weltkirche sehen und thematisieren konnte, und er hatte in der Welt der Ostkirchen speziell des Nahen und Mittleren Ostens eine zweite geistige Heimat“, so eine Erinnerung von Paul Wuthe an seinen Vorgänger als Chefredakteur bei der katholischen Presseagentur Kathpress, Erich Leitenberger. Am Montag, 18.1., ist der frühere Pressesprecher dreier Wiener Erzbischöfe (der Kardinäle König, Groer und Schönborn) tot in seiner Wiener Wohnung aufgefunden worden. Wiewohl der 76-Jährige schon seit Längerem mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatte, kam sein Tod überraschend.

Lebenskunst
Sonntag, 24.1.2021, 7.05 Uhr, Ö1

Für Kardinal Christoph Schönborn war Erich Leitenberger „all die Jahre eine unverzichtbare Stütze, ein kluger Berater, Krisenmanager und ein Mann mit einem treffsicheren Gespür und Urteil. Sein unsagbar umfassendes Wissen war in vielen Situationen eine nicht wegzudenkende Hilfe." Nach Beendigung seiner hauptamtlichen Tätigkeiten übernahm der Experte für die vielfältige kirchliche Situation im Nahen und Mittleren Osten im Jahr 2011 – neben anderen ehrenamtlichen Engagements – die Pressearbeit bei der Stiftung „Pro Oriente“. Erich Leitenberger wurde am 7. August 1944 in Wien geboren und ist als Student von der evangelischen zur katholischen Kirche konvertiert. LEBENSKUNST wiederholt ein akustisches Porträt, das Markus Veinfurter anlässlich seines 70. Geburtstages gestaltet hat – zugleich ein Stück (kirchlicher) Zeitgeschichte.

Über die Menschenwürde – Stimmen einer Zeitzeugin und des Wiener Oberrabbiners zum UN-Holocaust-Gedenktag

Das Konzentrationslager Auschwitz ist das Synonym für den Massenmord der Nationalsozialisten an Jüd/innen, Sinti und Roma und anderen verfolgten Bevölkerungsgruppen. Allein in Auschwitz wurden zwischen 1940 und 1945 über eine Million Menschen ermordet. Am 27. Jänner 1945 befreiten Soldaten der Roten Armee das Vernichtungslager und die überlebenden 7.000 Gefangenen. 60 Jahre später, 2005, erklärten die Vereinten Nationen den 27. Jänner zum „Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust“.

Erinnern und Bezeugen bleiben ein Auftrag für Überlebende und Nachfahren: Die aus einer größtenteils jüdischen Wiener Familie kommende Ärztin Helga Feldner-Busztin überlebte gemeinsam mit ihrer Mutter und Schwester das KZ Theresienstadt, ihr Vater Auschwitz. Maria Harmer hat die 91-Jährige besucht sowie mit Jaron Engelmayer, dem Oberrabbiner der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, anlässlich des Holocaust-Gedenktages gesprochen.

Existenzielle Fragen und gestaltende Künste – Das Dom Museum Wien

Egal ob gekröntes Haupt oder Flüchtlingskind, der Mensch ist verletzlich. Das macht die derzeitige Pandemie erfahrbar, und das führt das Dom Museum Wien vor Augen. Vom weltberühmten Bildnis des Habsburgers Rudolf IV. bis zur Videoinstallation um einen syrischen Flüchtlingsbuben: Das Museum am Wiener Stephansplatz thematisiert menschliche Verletzlichkeit – und die verletzte Umwelt. In der im Oktober eröffneten Ausstellung „Fragile Schöpfung“ geht es um die künstlerische Auseinandersetzung mit der mitunter zerrütteten Verbindung zwischen Mensch und Natur – und um das große Ganze. Vielleicht ab Anfang oder Mitte Februar wieder für die Öffentlichkeit zugänglich, hat Lena Göbl das Museum vorab besucht und Direktorin Johanna Schwanberg zu einem Rundgang getroffen.

Vom Versprechen des Anfangs – Bibelessay zu Markus 1,14-20

Das Leben ist fragil, wer ahnt, wer weiß das nicht. Doch manche Anfänge in diesem Leben können Versprechen sein, die trotz und in allem Bruchwerk zu vernehmen sind; Zusagen, dass die kommenden Geschichten nicht das Ganze gewesen sein werden. So lauten Gedanken des Theologen und Judaisten Wolfgang Treitler zur biblischen Erzählung „Die ersten Jünger“: Als Jesus aus Nazareth am Beginn seines Wirkens am See von Galiläa entlangging und Fischer um sich sammelte.

Bibelessay zu Markus 1,14-20

Redaktion & Moderation: Doris Appel