Sonntag, 31.1.2021, Thomas Hennefeld

Gott glaubt an mich

Von den berühmten Schriftstellern, die aus der Schweiz kommen, sind vor allem Max Frisch und Friedrich Dürrenmatt bekannt. Mit einem wortgewaltigen Autor, der auch Theologe war, beschäftigt sich der evangelisch-reformierte Landessuperintendent Thomas Hennefeld in seinen Morgengedanken.

Zum 100. Geburtstag des Schweizer Dichters und evangelisch-reformierten Pfarrers möchte ich Ihnen jeden Tag ein Zitat mit in den Tag geben, über das es sich lohnt nachzudenken.

Kurt Martis Gedichte und Gedanken kreisten um Gott und sein Verhältnis zum Menschen. Wer ist dieser Gott, den wir nicht sehen können, und der doch das Leben und Denken vieler Menschen rund um den Globus bestimmt?

Thomas Hennefeld
ist Landessuperintendent der evangelisch-reformierten Kirche in Österreich

Kurt Marti gibt sich selbst eine verblüffende Antwort: Er ist: „Jener Große, Verrückte, der noch immer an Menschen glaubt.“ Wir sprechen davon, an Gott zu glauben, häufiger noch, an uns selbst zu glauben. Glaube an dich! Sogar eine Bank wirbt mit dem Slogan. Aber wie soll Gott an mich glauben?

Kurt Marti dreht den Spieß einfach um. Er nimmt ganz frech und ungeniert die Position Gottes ein. Gleichzeitig nennt er ihn verrückt, und hält dem Menschen einen Spiegel vor. Bei all dem, was der Mensch anrichtet, was er für Unsinnigkeiten macht, ist es ein Wunder, dass Gott an ihn noch glaubt, dass er an ihm festhält.

Diese Verdrehung von Gott und Mensch macht mich nachdenklich und führt mich zu weiteren Fragen: Was erwarte ich von ihm, was er von mir? Was ist mein Glaube noch wert, wenn mich ein Schicksalsschlag ereilt? Da nehme ich mir gerne ein Beispiel an Gott. Es ist beruhigend zu wissen, dass er, Gott, an mich glaubt.