Samstag, 20.2.2021, Bernadette Spitzer

Fatima und meine Großmutter

In der Fastenzeit, die vor ein paar Tagen begonnen hat, geht es ja relativ ernst zu, ein Thema ist auch die Vergänglichkeit des Lebens. Aber gerade Heilige und Selige zeigen, dass der Tod nicht das letzte Wort hat.

1918 begann in Europa die letzte Pandemie vor Corona zu wüten, die Spanische Grippe. Binnen zwei Jahren forderte sie bis zu 50 Millionen Tote. Unter ihnen waren die Geschwister Jacinta und Francisco Marto. Sie waren zwei der drei Seherkinder, denen 1916 im portugiesischen Ort Fatima die Gottesmutter erschien. Heute ist Jacintas Gedenktag. 1910 geboren, erkrankte sie 1918. Auf die Grippe folgte eine eitrige Rippenfellentzündung. Eine Operation, bei der ihr zwei Rippen entfernt wurden, half nicht. Der Tod der Zehnjährigen schien sinnlos.

Bernadette Spitzer
ist katholische Theologin und Buchautorin

Meiner Großmutter erging es ähnlich. Sie war Jahrgang 1906 und lebte im Waldviertel, als auch sie 1918 an der Spanischen Grippe erkrankte. Auch sie bekam eine Rippenfellentzündung, auch ihr mussten Rippen entfernt werden. Ihr Überleben verdankte sie einer Rippenfelltransplantation. Vielleicht war diese Grenzerfahrung der Grund, warum sie ihr Leben lang optimistisch blieb. Meine Großmutter wurde 89 Jahre alt und lebt in den Herzen ihrer 21 Nachkommen fort.

Und Jacinta Marto? Fatima hat sich zu einem der größten Wallfahrtsorte der Welt entwickelt mit jährlich mehr als 5 Millionen Pilgern. Jacinta wurde 2017 heiliggesprochen. Also doch kein sinnloser Tod.

Buchhinweis:

Bernadette Spitzer, „Von Bischofsstab bis Besenstiel. Mit 365 Heiligen durchs Jahr“, Wiener Dom-Verlag