Tao – aus den Religionen der Welt 22.5.2021

„Terra incognita“

Bevor das Christentum nach Österreich kam. Welche Religionen, Kulte und Traditionen waren auf dem Gebiet des heutigen Österreich vor der Christianisierung vorherrschend?

Eine nur scheinbar einfache Frage, denn einfache Antworten gibt es darauf nicht. Viel mehr gibt es Annäherungen, Spurensuchen. TAO begibt sich in dieser Ausgabe auf die Suche nach Antworten auf die Frage, welche Religion(en) die ersten Christinnen und Christen – die aller Wahrscheinlichkeit nach römische Soldaten waren – in „unseren Breiten“ vorfanden.

Römische und nordische Götter

Fast ganz Österreich war vor der Christianisierung in irgendeiner Weise geprägt von der sogenannten „römischen Religion“: Alle Gebiete diesseits (südlich) der Donau waren ab dem ausgehenden 1. Jahrhundert vor der Zeitrechnung Teil des Imperium Romanum und gehörten zu den römischen Provinzen Rätien, Noricum und Pannonien.

Tao
Samstag, 22.5.2021, 19.05 Uhr, Ö1

Carnuntum, die ehemalige römische Zivilstadt direkt am pannonischen Limes, ist eine der bekanntesten und meisterforschten antiken Ausgrabungsstätten in Österreich. Dort sind einerseits Symbole und Stätten der römischen Staatsreligion zu finden, andererseits auch Belege für die von Soldaten mitgebrachten Kulte, wie den Mithras-Kult. Auf welche Weise wurde die für endemische Gottheiten immer schon offene römische Religion in den Provinzen praktiziert? Wie sind also heimische mit römischen Göttinnen und Göttern verschmolzen?

Anders jenseits (nördlich) der Donau, im heutigen Mühl-, Wald- und Weinviertel, im so genannten Barbaricum, das nicht direkt unter römischer Verwaltung stand. Immer wieder überschritten zwar römische Truppen den Donaulimes, um Einfälle oder Bedrohungen aus diesem Gebiet zu bekämpfen. Meist aber pflegten die über dem Fluss ansässigen germanischen Stämme rege friedliche Beziehungen zum Römischen Reich. Was aber hat sich dort in religiöser Hinsicht abgespielt? Wie verwurzelt waren dort germanische Götter wie Odin (Wotan) oder Loki?

Rund um das „Gründungsfest“ der Kirche, als das Pfingsten gilt, befassen sich die Ö1-Reihen TAO und MEMO mit einem Stück österreichischer „Früh-Geschichte“ – lange vor seiner ersten, aktenkundigen Erwähnung: TAO beleuchtet am Pfingstsamstag die religiöse Situation, bevor das Christentum auf das Gebiet des heutigen Österreich vorgedrungen ist; und am Pfingstmontag geht MEMO den ersten Spuren christlicher Präsenz nach – bis im 8. Jahrhundert der Grundstein für eine kirchliche Struktur gelegt wurde.

Gestaltung: Kerstin Tretina

Literaturauswahl:

  • Helmut Birkhan, „Kelten. Versuch einer Gesamtdarstellung ihrer Kultur“, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1997
  • Alexander Demandt, „Die Kelten“, C.H.Beck, 8. Auflage 2014
  • Franz Humer, Gabrielle Kremer, „Götterbilder – Menschenbilder.
  • Religion und Kulte in Carnuntum“, Ausstellungskatalog, Amt der NÖ Landesregierung, Abt. Kultur und Wissenschaft, 2011
  • Rudolf Simek, „Götter und Kulte der Germanen“, C.H.Beck Wissen, 4.Auflage 2016