LEBENSKUNST – Begegnungen am Sonntagmorgen 19.9.2021

Positionen zur „Fragilen Schöpfung“

Liebevolle Zuwendung statt Ausbeutung – Positionen zur „Fragilen Schöpfung“ | Millennial Singer – Ein Besuch bei Isabel Frey | TAU – Gemalte und klingende Zeichen des Umbruchs | Nicht alles verstehen können – oder wollen? – Bibelessay zu Markus 9, 30-37

Liebevolle Zuwendung statt Ausbeutung – Positionen zur „Fragilen Schöpfung“

Große Pflanzen, die aus einem Kinderwagen wachsen, ein Mann, der zärtlich Erde wie ein Baby auf seinem Arm trägt: Fragile Schöpfung ist der Titel der Ausstellung, die noch bis 3. Oktober im Wiener Dom Museum zu sehen ist.

Am Tag darauf, am 4. Oktober, dem Festtag des „Umwelt-Heiligen“ Franz von Assisi, endet die von den verschiedenen christlichen Kirchen in Österreich ausgerufene fünfwöchige sogenannte „Schöpfungszeit“.

Ihr dringliches Anliegen, die Bewahrung von Natur und Umwelt, soll freilich darüber hinaus wirksam sein. Gedanken dazu von der Kunst- und Literaturwissenschafterin sowie Direktorin des Dom Museum Wien, Johanna Schwanberg.

Millennial Singer – Ein Besuch bei Isabel Frey

Sie mag den einen oder die andere an die junge Joan Baez erinnern, wie sie so dasteht, allein mit ihrer Gitarre, ihrer Stimme und dem Mikrofon.

Und auch mit dem Inhalt ihrer Lieder, die aufrütteln und bewegen: Die bald 27-jährige Isabel Frey ist Sängerin jiddischer Protestlieder, politische Aktivistin und Doktorandin an der Universität für Musik und Darstellende Kunst in Wien. Ihre jüdische Herkunft, wenngleich in eine Familie geboren, die im bürgerlich-assimilierten Judentum des Habsburgerreiches verwurzelt ist, hat sie zu den sogenannten „Bundisten“ geführt.

Diese gehen auf den „Allgemeinen Jüdischen Arbeiterbund“, kurz „Bund“, im Russischen Reich und darüber hinaus zurück; „Millenial Bundist“ ist auch der Titel ihrer soeben erscheinenden ersten CD. In der Tradition der jüdischen Arbeiter/innenbewegung nimmt Isabel Frey auf heutige Politik Bezug. Davon, und warum sie das kommende jüdische Laubhüttenfest „Sukkot“ schätzt, erzählt sie Maria Harmer bei einem Besuch in ihrer Wiener Altbauwohnung.

TAU – Gemalte und klingende Zeichen des Umbruchs

Krisenzeiten haben seit Jahrhunderten auch immer wieder Kunst hervorgebracht. In die derzeit regierende Corona-Krise hinein hat sich eine kleine Gruppe von Komponist/innen auf Initiative der Flötistin und Musik-Lehrenden Elisabeth Möst zusammengefunden, um mit dem Projekt TAU ein Zeichen der Hoffnung zu setzen.

Vor 30 Jahren, 1991, hat der Maler Valentin Oman den Beginn der sogenannten Jugoslawien-Kriege im slowenischen Piran erlebt und in seinem 14-teiligen Bilderzyklus „Piraner Kreuzweg“ reflektiert, zu sehen in der Schlosskirche Tanzenberg in Kärnten.

Jetzt hat das Musiker/innen-Kollektiv Karlheinz Essl, Tanja Elisa Glinsner, Jakob Gruchmann-Bernau und Till Alexander Körber Töne dazu gefunden: Musik zu den 14 Fastenbildern von Valentin Oman, der das Kreuz immer in T-Form (griechisch: tau, hebräisch: taw) darstellt und seinen Zyklus im hoffnungsvollen Blau münden lässt.

Waltraud Jäger berichtet von der Uraufführung des „musikalischen Kreuzwegs“, der „konzertanten Mini-Oper“, wie die Künstler/innen ihr Projekt beschreiben. Sie findet am Abend des 18. September in der Schlosskirche Tanzenberg statt.

Nicht alles verstehen können – oder wollen? – Bibelessay zu Markus 9, 30-37

Vom Mut, Fragen zu stellen – Bibelessay zu Markus 9, 30-37

„Sie verstanden das Wort nicht“, heißt es in jenem Evangelienabschnitt, der am 19. September in katholischen Kirchen zu hören ist. Kein Wunder, könnte man einwerfen. Der Autor des Markusevangeliums betreibt etwa 30 Jahre nach dem Tod des Jesus von Nazareth Theologie, zitiert ihn mit Worten von Tod und Auferstehung.

Dabei schreibt der biblische Autor vom Unverständnis der Jünger des Jesus, die es nicht wagen, Fragen zu stellen. Das scheint der Theologin Elisabeth Birnbaum vertraut. „Gesteh dir ruhig ein, dass du in manchen Punkten wie ein Kind bist und vieles nicht verstehst oder nicht hören willst“, ruft sich die Direktorin des Österreichischen Katholischen Bibelwerks selbst zu: ein Eingeständnis, das sie befreit, Fragen zu stellen, auch wenn sie manchen naiv erscheinen mögen, wie sie sagt.

Fragen zur Bibel und zum Bibelverständnis werden auch am Freitag, 24. September 2021, von 14 Uhr bis 22 Uhr auf dem „Bibel-Pfad“ in Wien thematisiert, dem Auftakt zur vom Bibelwerk initiierten „Bibel-Fest-Woche“. Über 20 Institutionen in der Wiener Innenstadt öffnen ihre Pforten und stellen in Workshops, Konzerten, Ausstellungen und manchem mehr ihren je eigenen Zugang zum „Buch der Bücher“ vor.

Redaktion & Moderation: Doris Appel