Eine Mut-Mach-Geschichte, die ich seit Kindesbeinen an vom Schulunterricht kenne, ist die Geschichte von Josef, dem Sohn von Jakob und Rahel, im Buch Genesis. Josef scheint der Lieblingssohn zu sein, was bei seinen 11 Brüdern alles andere als gut ankommt. Sie werden eifersüchtig und neidisch auf ihn und planen, ihn sogar umzubringen. Letztlich wird Josef jedoch als Sklave nach Ägypten verkauft, wo er weitere Schwierigkeiten zu meistern hat. Aufgrund seiner Tüchtigkeit wird er dann jedoch vom Pharao zum Vizekönig ernannt, um eine große Hungersnot zu überwinden.
Dietmar Stipsits
ist Pfarrer im Seelsorgeraum Bad Tatzmannsdorf, Bernstein und Mariasdorf
Vergebung schenken und zulassen
Diese Hungersnot bringt seine Brüder zu ihm. Erst bei der zweiten Begegnung gibt sich Josef seinen Brüdern zu erkennen. Und hier passiert dann für mich das Mutmachende der ganzen Josefsgeschichte. Josef zahlt ihnen das erlittene Unrecht und Leid nicht heim, sondern vergibt ihnen, ermöglicht Versöhnung. Josefs Liebe ist stärker als aller Hass seiner Brüder.
Dieser Josef lebt Vergebung. Wie oft erfahre ich in Gesprächen, dass Familien zerstritten sind auf Teufel komm raus, und das über Jahre, ja sogar über Jahrzehnte. Die Josefsgeschichte macht mir Mut, gerade auch in der eigenen Familie Vergebung zu schenken und Vergebung zuzulassen.