Samstag, 3.12.2022, Jutta Henner

Erholung und Urlaub

Die Allgemeinen Menschenrechte, wie sie 1948 von den Vereinten Nationen formuliert wurden, sehen für Menschen, die arbeiten, eine „vernünftige Begrenzung der Arbeitszeit“, das „Recht auf Erholung und Freizeit“ sowie einen „regelmäßigen bezahlten Urlaub“ vor.

Weltweit können viele Menschen leider noch immer nur davon träumen, dass diese Menschenrechte für sie Wirklichkeit werden. Zugleich gibt es immer wieder Bestrebungen, aus wirtschaftlichen Gründen diese Menschenrechte in Frage zu stellen. Blicke ich in die Bibel, finde ich dort Bestimmungen, die das vorwegnehmen, was mehr als 2000 Jahre später in den Allgemeinen Menschenrechten formuliert werden sollte: Die Bibel weiß, dass das menschliche Leben nicht nur aus Arbeit besteht.

Jutta Henner
ist evangelische Theologin und Direktorin der Österreichischen Bibelgesellschaft

In den sogenannten „Zehn Geboten“, den zehn Weisungen für gelingendes Leben, ist zu lesen: „Sechs Tage in der Woche darfst du jede Arbeit tun. Aber der siebte Tag ist ein Ruhetag.“ (2 Mos/Ex 20,9f) Dieser Ruhetag, so die Bibel, gilt ausnahmslos für alle, für Fremde ebenso wie Einheimische, ja sogar für die Tiere. Der heilsame Wechsel von Arbeit und Ruhe wird in der Bibel als Gabe des menschenfreundlichen Gottes gedeutet. In geradezu moderner Weise erkennt die Bibel, dass die Würde jedes Menschen nicht in seiner Leistung begründet ist.