LEBENSKUNST – Begegnungen am Sonntagmorgen 12.2.2023

Von heiligen Hainen, Flüssen und heiliger Umwelt

Bibelessay zu Matthäus 5,17-37 | Der 21-jährige Umweltaktivist Simon Pories | Kunst und Mythen aus dem Yorubaland | Die Buddhistin Ursula Lyon

Das Ethos des Messias – Bibelessay zu Matthäus 5,17-37

Der Überlieferung nach hat Jesus von Nazareth auf einem Berg seinen Anhängern den „Willen Gottes“ ausgelegt. Und dieser befinde sich freilich schon in der Hebräischen Bibel, denn: „Ich bin nicht gekommen, aufzuheben, sondern zu erfüllen“, wird Jesus in der bei Matthäus zusammengefassten „Bergpredigt“ zitiert. Zu hören ist der Text in katholischen Gottesdiensten am 12. Februar. Für den „Lebenskunst“-Bibelessay hat sich Wolfgang Treitler die Stelle näher angesehen. Die hier genannten Weisungen Jesu offenbaren etwas, das im Christentum durch die Idee, Jesus sei Gott, verdrängt und weithin vergessen wurde, erläutert der katholische Theologe und Judaist. Und weiter: „Jesus ist Christus, das heißt Messias. Messias ist der Gottesbote der letzten, entscheidenden Fristen.“ Die Bergpredigt sei das Ethos des Messias, der allerdings, wie Wolfgang Treitler meint, dem Christentum abhandengekommen ist.

Bewahrer der Schöpfung – Der 21-jährige Umweltaktivist Simon Pories

Die Bewahrung der Schöpfung, das war schon während seiner katholisch geprägten Kindheit sowohl im Elternhaus als auch in seiner Heimatpfarre Wien-Aspern ein Thema. Seit der Matura und während seines Zivildienstes in einem Altenheim engagiert sich Simon Pories bei „Fridays for Future“, organisiert Demos mit, textet Lieder und ist auch für die „Schreiparolen“ zuständig. Nun studiert der 21-Jährige Raumplanung und Raumordnung an der TU Wien, weil er die Umwelt aktiv und nachhaltig mitgestalten möchte. Zudem hat er begonnen, beim World Wildlife Fund WWF zu arbeiten – und in den katholischen Pfarrgemeinderat wurde der engagierte junge Mann auch gewählt.

Maria Harmer hat Simon Pories in den Räumlichkeiten des WWF besucht und ein Porträt des Katholiken und Klimaschützers gestaltet.

Kunst und Mythen aus dem Yorubaland – Begegnungen in der Susanne-Wenger-Foundation in Krems

Einer bemerkenswerten österreichischen Künstlerin ist derzeit eine Ausstellung in Krems gewidmet: Susanne Wenger wurde 1915 in Graz geboren, studierte an der Akademie der bildenden Künste in Wien und wanderte schließlich nach Nigeria aus, wo sie zu einer Priesterin der westafrikanischen Yoruba-Kulte wurde und als Inkarnation der Flussgöttin Oshun gilt. 2009 starb sie 94-jährig in Oshogbo, jener Stadt in Nigeria, die am Fluss Oshun liegt.

Lebenskunst
Sonntag, 12.2.2023, 7.05 Uhr, Ö1

Mit Wasser und Bäumen „verwandt“, wie sie sagte, war sie Gründerin der archaisch-modernen sakralen Kunstschule „New Sacred Art“ und Hüterin des Heiligen Hains der Göttin Oshun an den Ufern des Flusses in Oshogbo. Die dort Ende der 1950er Jahre von ihr zusammen mit lokalen Künstler:innen geschaffenen großen Skulpturen gehören seit 2005 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Beeindruckende Fotografien davon sowie metaphysisch inspirierte Grafik- und Batikkunst von Susanne Wenger und ihrem 2021 verstobenen Ziehsohn Sangodare Ajala sind jeweils am ersten Sonntag im Monat (das nächste Mal am 5. März) in der Susanne-Wenger-Foundation in Krems an der Donau zu betrachten. Gundi Lamprecht hat sie sich angesehen und unter anderem mit den angereisten Zieh-Enkelkindern von Susanne Wenger gesprochen.

„Es ist ein Glück, die Weite zu erleben, die der Geist haben kann“ – Die Buddhistin Ursula Lyon, 94

Österreich war das erste Land in Europa, das den Buddhismus offiziell als Religion anerkannt hat, vertreten wird diese seit 1983 von der Österreichischen Buddhistischen Religionsgesellschaft. Seit 40 Jahren können also Buddhistinnen und Buddhisten in Österreich offiziell ihre Religion angeben und eintragen lassen und beispielsweise an einem buddhistischen Religionsunterricht im Rahmen des allgemeinen öffentlichen Unterrichts teilnehmen.

Vor 41 Jahren ist die 1928 in Köln geborene Physiotherapeutin Ursula Lyon nach Wien übersiedelt und hat von da an Kontakt mit Vertreter:innen des Buddhismus in Österreich gehabt sowie schließlich die ÖBR mit ihrem Mann Jesse Lyon mitaufgebaut. Bis heute liegt der Yogalehrerin die Gesamtheit spirituellen Lebens am Herzen, wie sie sagt. Die bald 95-Jährige verbindet die buddhistische Lehre, Yoga und Meditation zu einer „heilsamen Lebensstrategie“, wovon sie auch Lena Göbl erzählt hat.

Redaktion & Moderation: Doris Appel