LEBENSKUNST – Begegnungen am Sonntagmorgen 14.5.2023

Von Müttern und Menschenkindern

Bibelessay zu Johannes 14,15-21 | Besuch bei der Altkatholikin Maria Kubin | Über den spirituellen Rang der Heiligen Maria im Islam | Tarik Salehs Film „Die Kairo-Verschwörung“ | 75 Jahre Israel

Nicht vereinzelt in dieser Welt – Bibelessay zu Johannes 14,15-21

In diesen Tagen der Osterzeit, die liturgisch gesprochen bis Pfingsten dauert, stehen sogenannte Abschiedsreden des Jesus von Nazareth auf dem Leseplan der katholischen Kirche: Texte aus dem Johannesevangelium. In jenem Abschnitt, der am 6. Sonntag der Osterzeit (14. Mai 2023) zu hören ist, verheißt Jesus seinen Anhängerinnen und Anhängern einen Geist der Wahrheit, der zugleich Beistand ist. „Ich werde euch nicht als Waisen zurücklassen“, heißt es da.

Lebenskunst
Sonntag, 14.5.2023, 7.05 Uhr, Ö1

Mirja Kutzer, die an der Universität von Kassel katholische Theologie lehrt, geht der Frage nach, was es denn damit auf sich hat. Eine Antwort findet sie in den noch ganz jungen Erfahrungen, die sie als Begleiterin von sehr unterschiedlichen Erstkommunionkindern gemacht hat, darunter auch ihre Tochter. „Es ist ein Geist, in dem die Kinder, in dem Menschen nicht allein bleiben mit ihren Freuden und Hoffnungen, mit ihrer Trauer und ihren Ängsten. Sie bleiben keine ‚Waisen‘, nicht vereinzelt in dieser Welt, sondern teilen ein verletzliches, fragiles Leben miteinander. Und sie teilen, unausgesprochen, die Hoffnung, dass die Zukunft gut werde, dass ihr Leben gelingen möge – in welcher Weise auch immer.“

„Halleluja-Oma“ und designierte Bischöfin – Besuch bei der Altkatholikin Maria Kubin

Das hat es noch nie gegeben: In einer außerordentlichen Synode hat die Altkatholische Kirche Österreichs Ende April die in Graz lebende Theologin, Psychotherapeutin und Vikarin Maria Kubin an ihre Spitze gewählt; am 24. Juni wird sie geweiht. Damit ist die gebürtige Wienerin, Mutter und Großmutter die erste Bischöfin der Utrechter Union, der Kirchengemeinschaft der Altkatholischen Kirchen in West- und Mitteleuropa mit rund 65.000 Mitgliedern. „Für meine Enkelkinder bin ich die Halleluja-Oma“, stellt sich die 58-Jährige beim Interview mit Maria Harmer vor. Dass Frauen Priesterinnen sein dürfen, zählt zu den Spezifika der Altkatholischen Kirche, die aus der römisch-katholischen Kirche hervorgegangen ist, ebenso, dass es für Geistliche keinen Pflichtzölibat gibt und gleichgeschlechtliche Liebe anerkannt ist.

Die Altkatholischen Kirchen in Deutschland, Österreich, Tschechien und der Schweiz entstanden aus Protest gegen die päpstliche Unfehlbarkeit, die auf dem Ersten Vatikanischen Konzil am 18. Juli 1870 verkündet worden war. Diejenigen römisch-katholischen Christinnen und Christen, die die neuen Dogmen ablehnten, wurden exkommuniziert. Sie nannten sich – unter Bezugnahme auf die „Alte Kirche“ – Altkatholiken.

Kein Knabe kann so sein wie dieses Mädchen – Über den spirituellen Rang der Heiligen Maria im Islam

„Mense Maio instante“, „Beim Nahen des Monats Mai“, ist der Titel einer Enzyklika von Papst Paul VI. Sie wurde am 29. April 1965 veröffentlicht und trägt den Untertitel „Enzyklika über Gebete im Monat Mai zur Erhaltung des Friedens“. Anlass war der 50. Jahrestag der ersten Marienerscheinung im portugiesischen Fátima am 13. Mai 1917. Doch nicht nur im Mai und nicht nur in der katholischen Kirche gibt es eine besondere Verehrung der Mutter Jesu. Auch im Islam. Der arabische Name von Jesus ist Isa, der von Maria Maryam. Und ihr ist im Koran ein ganzes Kapitel gewidmet, die 19. Sure. Darin wird von Maryams Geburt erzählt, aber auch von der – jungfräulichen – Geburt ihres Sohnes, des Propheten Isa ibn Maryam. Lise Abid hat die Kultur- und Sozialanthropologin sowie islamische Theologin Katrin Brezansky-Günes zur auch im Islam als „Jungfrau“ und „Heilige“ verehrten Maria/Maryam befragt.

Von Sündenfall und Herzensbildung – Tarik Salehs Film „Die Kairo-Verschwörung“

Die Al-Azhar Universität in Kairo gilt als intellektuelles Zentrum des sunnitischen Islam. Was könnte passieren, wenn es dort zu einem politischen Komplott käme? Genau dieses Szenario erlebt Adam, der Sohn eines ägyptischen Fischers, der unerwartet einen Studienplatz bekommt. Als „reiner Tor“ gerät er in tödliche Verwicklungen, kommt in Kontakt mit gewaltbereiten Islamisten, wird selbst schuldig und steht schließlich kurz vor dem Todesurteil. Doch angeleitet von seiner religiösen Herzensbildung kann Adam die Dinge zu einem guten Ende bringen. Brigitte Krautgartner mit Reflexionen zum Film „Die Kairo-Verschwörung“, der derzeit in ausgewählten österreichischen Kinos zu sehen ist.

So vielfältig wie die 12 Stämme Israels – Gedanken zu einem besonderen Jahrestag

Es war am 14. Mai 1948, vor genau 75 Jahren, als der spätere erste Ministerpräsident David Ben-Gurion (1886 – 1973) im Stadtmuseum von Tel Aviv mit der Verkündung der israelischen Unabhängigkeitserklärung den modernen Staat Israel ausrief. (Nach dem jüdischen Kalender fiel der Tag heuer auf den 26. April.) Biblische Gedanken zu Israel heute vom israelischen Botschafter in Österreich, Mordechai Rodgold.

Redaktion & Moderation: Doris Appel