Logos – Glauben und Zweifeln 29.7.2023

Urgrund Vater – Der Benediktiner David Steindl-Rast über das Credo 1

„Je weniger wir die spezifisch christliche Form des menschlichen Ur-Vertrauens, die wir im Credo bekennen, verabsolutieren und zur einzig richtigen machen, umso überzeugender werden wir sie finden.“

Das schreibt der Benediktinermönch David Steindl-Rast in seinem Buch „Credo – ein Glaube der alle verbindet“. Zehn Jahre lang hat Steindl-Rast, der als einer der renommiertesten spirituellen Lehrer der Gegenwart gilt, an diesem Buch über das christliche Glaubensbekenntnis gearbeitet. Der 1926 in Wien geborene und seit 1952 in den USA lebende Benediktiner führt – so er nicht auf Vortragsreisen ist – ein bescheidenes Leben in einer Einsiedelei im Staat New York. Eines seiner großen Themen auf der Suche nach einer Spiritualität, die alle Kulturen verbindet, ist die Dankbarkeit.

Logos
Samstag, 29.7.2023, 19.05 Uhr, Ö1

In seinem Buch „Credo“ widmet er sich der ältesten Zusammenfassung des christlichen Glaubens. Es besteht aus nur 77 Worten. Dieses Credo ist in seinen Augen „gerade Ausdruck dessen, was alle Menschen, die zu ihrem wahren Selbst vorstoßen, gemeinsam haben“. Eine der Möglichkeiten, dieses Gemeinsame auszudrücken, ist für ihn das christliche Glaubensbekenntnis. Belege für diesen Ansatz liefern ihm nicht nur die Erfahrungen seines eigenen Lebens im interreligiösen Dialog, sondern auch die modernen Wissenschaften einschließlich der Psychologie. Steindl-Rast zeigt anhand der Lyrik, wie modernen Zeitgenoss:innen Mystik erfahrbar werden könnte. Und – angesichts der Krise der religiösen Institutionen – ermutigt er dazu, in jesuanischer Tradition seinen eigenen Verstand zu brauchen.

Im ersten Teil dieser Sendereihe beschäftigt sich David Steindl-Rast mit dem Gott, der in der christlichen Tradition mit „Vater“ angesprochen wird, aber eigentlich damit den Urgrund des Seins bezeichnet. Zu ihm könne jeder Mensch in eine Tochter- oder Sohn-Beziehung treten. In Logos führt Steindl-Rast glaubende und suchende Menschen an einen Glauben heran, dessen Wörter, Begriffe und Bilder heute Worthülsen geworden sind. Darüber hinaus ist seine Auslegung des Credos ein Beitrag zum Dialog der Religionen.

Gestaltung: Johannes Kaup

Buchhinweis:

David Steindl-Rast, „Credo. Ein Glaube, der alle verbindet“, Verlag Herder