Praxis Spezial – Religion und Gesellschaft 16.8.2023

Popdiven und Fußballgöttinnen

Queer und gläubig | Wenn Beyoncé zur Göttin wird | Frauen-Fußball

Queer und gläubig: Leben in Spannung

Für Menschen, die nicht cisgender sind, sich nicht dem Geschlecht zugehörig fühlen, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde, oder für Menschen, die keine heterosexuelle Beziehung führen, kann es schwierig sein, in einem religiösen Umfeld zu leben und die eigene Religion zu praktizieren. In den meisten Religionen gilt gelebte Homosexualität als Sünde oder ist verboten, offizielle Stellungnahmen religiöser Gemeinschaften sind oft LGBTIQ+-feindlich oder zumindest -skeptisch.

Praxis
Mittwoch, 16.8.2023, 16.05 Uhr, Ö1

Und dennoch gibt es sie: den homosexuellen Rabbiner, den queeren Methodisten oder die muslimische Dragqueen. Betroffene berichten oft von Phasen in ihrem Leben, in denen ihre sexuelle Identität oder ihr Geschlecht in Spannung zu ihrem Glauben steht. Andere wiederum haben einen Weg gefunden, wie sie ihre Liebe mit ihrem Glauben und der Ethik, die ihnen die Religion vermittelt, in Einklang bringen können.

Wie leben queere Personen ihren Glauben, wie praktizieren sie ihre Religion und welche Anlaufstellen gibt es für queere gläubige Menschen? Lena Göbl hat sich für PRAXIS umgehört und mit Betroffenen gesprochen.

Wenn Beyoncé zur Göttin wird

Madonna, Mariah Carey, Taylor Swift oder auch Diana Ross – Sängerinnen, die Fan-Generationen geprägt haben. Für manche sind diese Popdiven aber mehr als das. „Ich liebe Beyoncé, das ist meine Göttin“, meint etwa der 30jährige Krankenpfleger Filipp, „und Julie Andrews, Cher – das sind einfach Frauen, die auch für uns da waren.“

Der amerikanische Youtuber und Comedian Rob Anderson beschreibt in seinem Video und dem vor kurzem erschienen Buch „Diva Worship: The Book of Gay Religions“ 30 Diven als Göttinnen verschiedener „Gay Religions“. Max Bauer hat mit vier schwulen Männern in Wien über die Bedeutung der Popdivas für die queere Community gesprochen, über Identifikation und über Ikonen der Popmusik. Was macht einen Popstar zur Popdiva? Wo verlaufen die Verbindungslinien und Grenzen zwischen Popmusik und Religion? Religionswissenschaftlerin Inken Prohl von der Universität Heidelberg liefert diesbezüglich Antworten.

Fußball-EM: Feminismus, Sexismus und Outings

Am 20. August ist das Finalspiel der Fußball-WM. Auch wenn Österreichs Frauen diesmal nicht dabei waren: Der ORF überträgt die Spiele – ebenso wie viele andere Fernsehstationen. Diese Sichtbarkeit haben sich Frauen im Fußball über die Jahre gegen viele Widerstände erarbeitet, gilt Fußball doch immer noch als Männer-Bastion. Dies ist nicht zuletzt an Spieler:innengehältern und Sponsor:innengeldern abzulesen. „Echte Männer“ sind also gefragt im Fußball, was etwa die äußerst seltenen Outings im Männerfußball zur regelrechten Sensation werden lässt.

In diesem Fall haben es die Frauen zumindest ein bisschen „leichter“: Ihnen wird als Fußballerinnen ohnehin gerne das „richtige Frausein“ abgesprochen. Da mache ein Outing auch nicht mehr viel Unterschied. Im Männerfußball sei das „sicher schwierig, aufgrund der Fans und Medien und allem, was da auf einen einprasselt“, stellt ÖFB-Nationalspielerin Carina Wenninger fest. Ein Ungleichgewicht, das auch Oliver Egger, der bislang einzige Fußballspieler Österreichs, der sich geoutet hat und die Ombudsstelle „Fußball für alle“ leitet, wahrnimmt.

Zugleich ortet die deutsche Fußballerin Pia Mann eine „Hyperfeminisierung“ der Frauen im Fußball. So sei etwa deutschen Nationalspielerinnen noch vor wenigen Jahren nahegelegt worden, „sich die Haare lang wachsen zu lassen“, um den Frauenfußball „attraktiver für den, normalen Fußballfan’, also für den männlichen Blick“ zu gestalten. Lisa Ganglbaur über die „Göttin Fußball“.

Moderation: Alexandra Mantler